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Bistum Dresden Meissen

Bandarbeit strukturieren, Probenarbeit und Organisation

Handreichung für junge Bands

Zusammenfassung eines Vortrages von Markus Guffler
beim Wochenende für Bands, Chöre und Musiker
Oktober 2004, Winfriedhaus Schmiedeberg

Bandarbeit struktieren

  • Zielstellung der Band
  • mikrosoziales Biotop Band
  • effektiv proben
  • Finanzen
  • Instrumente und Technik
  • Umgang mit Gemeinden
  • Öffentlichkeitsarbeit

Zielstellung und Selbstverständnis der Band

Es vereinfacht die Planung und Einschätzung der Band, wenn sich die einzelnen Bandmitglieder untereinander über ihre Ziele gezielt austauschen. Das erspart Diskussionen und erleichtert die Liedauswahl, die Umsetzung und Abstimmung mit den Gemeinden.

Mögliche Selbstverständnisse

  • wir sind der musikalische Teil einer Gemeinde, als Gemeindeglieder gestalten wir  Gemeindeleben in Liturgie und Pastorale
  • Musik ist für uns ein wichtiges Mittel der Jugendarbeit, sie unterstützt Projektarbeit wie Musicals, die RKW, Go Gospel, Night fever, Tensing oder Singefreizeiten
  • wir sind eine christlich fundierte oder orientierte Musikgruppe, die Gemeinden unterstützt
  • Musik sehen wir als Verkündigungsmittel, als "Lockmittel" im guten Sinn, dazu nutzen wir populäre Stile (Gospel, Swing, Rock, Rap, Latin)
  • mit Musik machen wir auf unseren Glauben und unsere Projekte aufmerksam, wir sind Wachmacher, Spiegelhalter und Übersetzer
  • unsere Texte und Musik spiegeln unseren Glauben, wir singen Gotteslob, wir transportieren und bauen Brücken
  • wir wollen Glaubenzeugen sein - Christen und Randstehende begeistern
  • wie sind auch Musiker, die Lust auf Musik haben, die etwas berühmt werden wollen, die Spaß haben möchten und die erworbenes Fähikeiten anwenden möchten

Typisch sind Mischformen. Das heißt, die Band ist in der Lage als "heilige Band" liturgisch zu begleiten oder ein Liedprogramm zu präsentieren, aber auch als Unterhaltungsband oder Partyband etwa beim Gemeindefest zu spielen. Prinzipiell ist das vorteilhaft, den es erhöht die musikalische Praxis. Die Band ist eingespielter, tritt sicherer auf und ist finanziell abgefederter.

Wichtig ist eine Trennung mit Augenmaß: Wer im Pfarrhaus mietfrei übt, sollte beim Gemeindeball ohne Honorar spielen, bei der Begleitung der Kinderschola aushelfen oder beim Kinderfasching die Beschallung übernehmen.

Konkrete Ziele setzen

Jede Schola, Band oder jeder Chor benötigt Ziele, damit kontinuierlich geprobt wird und es Ansporn gibt. Das können sein:

  • wir möchten jeden Monat einen Jugendgottesdienst gestalten
  • wir möchten zweimal jährlich zu Begegnungen, Wallfahrten, in andere Gemeinden oder überregional eingeladen werden
  • wir möchten mit eigenen Liedern und Kompoistionen die eigenen Überzeugungen hörbar machen
  • wir möchten berühmt werden, eine CD veröffentlichen, Musik studieren, Geld verdienen, komponieren, unsere Gedanken publizieren

Die Band ist ein mikrosoziales Biotop

In jeder Band gibt es verschiedene Typen. Da sind die Macher, Vordenker und Musikschlaue. Es gibt die Organisierer, Entscheider und Verbinder. Es gibt aber auch Mitläufer, Unentschiedene und Blender.

Erfahrungsgemäß gibt es oft einen Kern von ein bis zwei Personen, die musikalisch oder organisatorisch fit sind und die Gruppe anspornen. In der Regel führen diese Personen die Band. Möglich ist aber auch, die Entscheidungen zu Musik und Organisation voneinander zu trennen. Das entlastet den Kern, verteilt die Last und wertet die Mitmusiker auf.

Aufgaben müssen verteilt und vereinbart werden. Was tun alle gemeinsam (z.B. Liedvorschläge, Texte)? Wer entscheidet was (z.B. Arrangement, Programmablauf, Organisation? Wer hat welche konkrete Veantwortung (z.B. Liedzettel, Vertragsgestaltung, Bandkasse, Werbung, Website, Kontakt, Technik, Getränke)? Wer ist für die Notenmappen und Ordnung zuständig?

Eine geregelte Aufgabenverteilung hilft darüber hinaus beim Ersetzen von ausscheidenden Bandmitgliedern.

Größere Zeit im Blick behalten

Bis zum Alter von etwa 19 Jahren ist das Zeitbudget der Bandmitglieder etwa gleich. Mit dem Ausbildungende, einem Studium oder der ersten festen Arbeitsstelle müssen die verbliebenen Zeiten neu geplant werden. Dazu kommen familiäre Rahmenbedingungen wie festere Freundschaften, Partnerschaften, die ersten Bandkinder.

Sollten die Proben in größeren Abständen stattfinden? Ist es besser einmal im Monat einen Probentag zu vereinbaren oder sich weiter  wöchentlich am Abend zu treffen?

Hier hilft es, langfristige Probenpläne und Meilensteine zu vereinnahmen.

Zusätzlich sind Treffs ohne Musik einzuplanen und betroffene Familienangehörigen einzubinden. Möglich sind gemeinsame Konzertbesuche, Weihnachtsfeiern im Januar. Organisationstreffs sollten nicht im Probenraum und ohne Instrumente stattfinden. Möglich ist auch, zu Beginn jeder Probe eine feste Planungszeit einzuführen.


Krisen

Nach anfänglicher Begeisterung werden die konkreten Situationen im Jahresalltag ernüchternd. Während der Probe wird gequatscht. Einer will die Band auflösen. Eine hat keine Lust, einer hat Lust, eine will mehr, einer ist noch sauer vom letzten Mal. Die nächste Mugge ist nicht in Sicht.

In solchen Situationen hilft ein Probenplan mit klaren Aufgaben, wer welches Stück vorbereitet. Konkret kann jeder zu den nächsten Proben ein neues Lied mitbringen, vorstellen und gemeinsam wird entschieden. Schleuderstrecken müssen eingeplant werden: Ausbildung, FSJ, Studium, Heirat, Partnerwahl und Freundschaften in der Band.

Zerstrittene Bands spielen erst einmal nicht


Effektiv proben

Nur vereinbarte Ziele bringen genügend Druck und Ansporn. Es hiflt, Liedverantwortliche aufstellen. In einem Probenplan können Musik und Organisation vereinbart werden:

  • Bis wann soll was (einzelne Lieder, Programm, Zwischentexte) stehen?
  • Wer ist bis zur nächsten Proben verantwortlich für (Noten , Aufnahmen, Akkorde, Termine, Kabel, Adpter, Effekte, Infos, Werbematerial, E-Mails)?
  • Wer organisiert den Probenraum?

Probenzeit und Probenfehler:

Überlange Proben ermüden, effektiv sind 120 Minuten und für die Konzentration ausreichend. Eine Probe pro Woche ist in Ordnung. Vor Auftritten kann extra geprobt werden. Direkt vor einem Auftritt sollten die Lieder nur kurz angespielt werden und mehr Wert auf den gemeinsamen Klang, das gegenseitige Hören und Sehen sowie die Kooperation mit dem Techniker gelegt werden.

Typische Probenfehler:

Es wird nicht zu Hause geübt, sondern erst in der Probe.

Es wird zu spät gekommen, Mitspieler fehlen.

Es wird erst einmal gequatscht, geraucht oder geklatscht.

Es fehlt an Strom, Heizung, Schlüssel oder Zeit.

Es wird unkonzentriert oder zu lang geprobt und keine klare Pause ohne Musik gemacht.

Probenqualität erhöhen:

  • schwierige Stellen langsam gemeinsam üben und dann das Tempo steigern
  • Einzelstellen üben und nicht jedes Mal das ganze Lied proben
  • Übergänge zwischen Liedern üben (Notenblättern, Ansagen, Soundwechsel)
  • wichtige Stellen ausnotieren und Schlüsse üben
  • Aufschreiben der Abläufe und Schwerpunkte in den Noten notieren ist Pflicht
  • gleicher Liedablaufplan für alle
  • je mehr aufgeschrieben ist, desto leichter kann ein Ersatzmusiker arbeiten
  • Proben aufnehmen und gemeinsam kritisch hören
  • Kontrollmitschnitte schulen die Konzentration und helfen beim auswendig spielen
  • Probendisziplin einhalten,  kein Rauch oder Alkohol, nach Plan proben, Pausen definieren
  • die Technik sollte vor der Probe bereit sein
  • Technikerproben durchführen und dabei Aufbau proben, Programm durchspielen und Einstellungen einstellen

Finanzen

Grundsätzlich gilt der alte Grundsatz: "Saubere Kasse bewahrt die Freundschaft."

Praktisch ist es, die Bandkasse jedes Arbeitsjahr oder Schuljahr auf Null auszugleichen und wieder anzulegen. Damit wird bei wechselnden Besetzungen ein ungleichmäßiger Anteil vermeiden. Für laufende Einnahmen kommen zum Beispiel zehn Euro pro Person in die Bandkasse.

Ein Kassenwart sammelt kleine Einnahmen und Ausgaben in einem Programm oder einer Excelliste. Quittungen, Notizen, Telefonkosten, Internetkosten, Fahrtkilometer (zum Beispiel 25 Cent pro Kilometer)

Bitte bei den Verrechnungen in der eigenen Gemeinde abwägen, dass die Gemeinde schon einige Kosten für Bandraum, Reinigung, Heizung, Versicherung, usw. übernimmt.

Mit Kirchenmusik lässt sich nicht unbedingt Geld verdienen. Kirchenmusik und Bandarbeit sind aber durchaus nicht ein privates Vergnügen, sondern förderungsfähige Gemeindearbeit. Für Musik gibt es einen Posten in jedem ordentlichen Pfarreihaushalt. Fahrtkosten und ein Zuschuss in die Bandkasse für kleine Reparaturen, Versicherungen sollten möglich sein und angesprochen werden. Der persönliche Aufwand für Ausbildung, Probenaufwand und Instrumente wird nie ausgeglichen werden.

Honorare

Einigt Euch grundsätzlich in der Band, wo ohne Kosten, wo mit Unkosten und wo alle Auslagen und ein Honorar angebracht sind.

Unkosten entstehen für Instrumente, PA, Probenraum, Heizung, Strom, Klo, Versicherung, Transportkosten, Werbung, Reparaturen, Verschleiß, Noten und Kopien, Audiomaterial.

Empfehlung ohne Honorar: eigene Gemeinde, Freunde einmal im Jahr pro Bandmitglied

gegen Aufwand: entferntere Gemeinden, klamme Veranstalter die aber Kosten haben

voll Kostenübernahme: geförderte Veranstaltungen, Veranstaltungen mit Aufwand wie Catering, Saalmieten, kommerzielle Veranstaltungen

Aber wenn man sich extra Zeit nimmt, sollte zumindest der Aufwand honoriert werden. Wer extra für eine Hochzeit probt, sollte auch mit etwa 200 € honoriert werden. Das steht in einem guten Verhältnis zu anderen Kosten der Veranstaltung.

Das Ordinariat empfiehlt den Pfarreien eine Vergütung für Gottesdienstmusiker. Diese beschränkt sich leider auf Organisten und Chorleiter. Für einen Organisten ohne kirchenmusikalsichen Abschluss wird für einen Gottesdienst ein Betrag von rund 15 € empfohlen.

Hinweis: Für die Abrechnung bei der GEMA ist der Veranstalter verantwortlich. Die Band liefert die Setliste.

 

Finanzamt:

Die Kosten für Instrumente, PA, Fahrten, Räume, Versicherung, Noten sind unverhältnismäßig höher als der Ertrag. In der Regel wird der Gewinn negativ sein und kein Gewinnabsicht vermutet. Trotzdem ist es besser, alle Belege zu sammeln und vorzuhalten. Bleibt doch etwas an Honorar übrig, kann man das  in der persönlichen Einkommenserklärung berücksichtigen. Erwartbar ist aber, dass man mit einer Kirchenband unter der Geringfügigkeitsgrenze bleibt.


Technik

Was braucht man:

kleine hochwertige Komponenten einer PA, sollten erweiterbar sein
kleine PA braucht auch eine Gemeinde oder ein Verein oder ein Jugendclub
(1. Basis ) Mixer 8-12 Eingänge, Endstufe, 2 Fullrangeboxen, 2 Mikrofone, Ständer)
(2. Erweiterung) Monitoranlage oder aktiver Monitor, Effektgeräte
(3. erweiterung) CD-Zuspieler, Bassanlage, Schlagzeugmikros

gute persönliche Instrumente, gute Probenanlage, die als kleine PA sinnvoll ist

Persönliche Instrumente bitte zuerst selber finanzieren, das vermeidet Ärger. Wer keine eigene Gitarre hat, ist sicher auch kein ernsthafter Gitarrist. Eine PA (public adress) zu erwerben ist für eine Band schon genug Belastung. Ausnahmen gelten für E-Piano usw. Das kann keine Band aus der Kalten übernehmen. Aber solche großen Posten sollten  definiert angeschafft werden. Bedacht werden müssen Wartung, Abschreibung, Verfallund Restwert.

Wie komme ich strategisch zu einer PA:

  • nicht unbedingt kaufen, sondern kleine saubere Anlagen als Grundstock
  • gemeinsam mit der Gemeinde oder einem Verein kaufen
  • so kaufen, dass es verleihbar ist (Amortisation, Bands helfen Bands)
  • Verschleißartikel wie Kabel, Mikros und Ständer selbst besorgen (da ist leihen unzumutbar, durch gebrauchte Kabel etc. lassen sich Kosten sparen)
  • viel ausborgen, gemeinsam nutzen, einen Pool bilden
  • Verfallszeiten der Bands beachten, unklare Entwicklung der Band einkalkulieren


Fehlervermeidung bei Technik

  • zuerst die Musik und das Handwerk und dann die Technik
  • nicht nur nach neuen Zeug zu schauen, lieber Markengeräte kaufen, die reparierbar sind oder Auslaufmodelle oder den Testsieger vom Vorjahr
  • Vorsicht bei Billigkompletangeboten aus Fernost und Co, (auch die namhaften Hersteller produzieren weit weg, aber die Discountpreise bezahlt man später mit abgebrochenen Billigplasteknöpfen, kratzenden Potis, unreparierbaren Mechaniken und einpfeifenden Monitoren)
  • Vorsicht beim Superkompletdeal beim örtlichem Händler, lieber mit ihm gezielt eine gebrauchte Anlage erweitern oder gute Komponenten zukaufen
  • Versandkosten, Reparaturkosten einplanen, Transportkosten planen

    Umgang mit Gemeinden

    Möglichst früh mit den Organisatoren des Gottesdienstes oder der Veranstaltung sprechen. Jeder spätere Termin als zur ersten Planung steigert die Kompromisse oder die Bauchschmerzen.

    Viele "Schade" sind vermeidbar. Bei den Absprachen kommt es darauf an, solche Rahmenbedingungen auszuschließen, die dann zum holprigen Ablauf, Unsicherheiten, unbekannten Liedern sowie technischen und zeitlichen Engpässen führen.

    Durch rechtzeitige Mitarbeit gewinnt man das Vertrauen der anderen "erfahrenen" Macher. Wer handelt und mitarbeitet, bestimmt auch den Ablauf. Nicht im Sinne der Eigenpräsentation, sondern so, dass es klappt.

    Ältere Gemeindeglieder haben oft Vorurteile. Zeigt Ihnen Texte, Melodie und erklärt, warum und wie Ihr die Gemeinde einbinden wollt. Transparenz schafft Vertrauen. Oftmals regiert die Angst, daß die Band es nur krachen lassen will. Aber Vorsicht, bleibt bei Euren wohlüberlegten Vorschlägen und vertraut auf Eure Erfahrung. Nicht jeder gute Kirchenvater kann den Schwung und das Mitmachbedürfnis seiner Gemeinde einschätzen.

    Beim Gottesdienst ist die Band Glied und Vertreter der Gemeinde und nicht Showmaker. Jedes Verhalten wird als Zeichen gesehen und gewertet.

    Hinterfragt Organisationen, für die Ihr spielt. Welche anderen Partner sind noch dabei und was ist das Ziel der Veranstaltung?

    Sagt ab, wenn Ihr das Gefühl habt, als Sahnehäubchen oder frommes Fähnchen agieren zu müssen.

    Typische Fehler in Gemeinden

    Nabelschau

    Entschuldigungen für neue Geräte, neuer Hall, neuer Sound, neue Mitspieler

    Insidersprache

    Favoritenlieder

    peinliches Nachspielen

        

    Öffentlichkeitsarbeit

    Ziel ist ein geplantes Handeln. Unsere Band möchte engagiert werden

    Wer ist unsere Zielgruppe, wen wollen wir ansprechen? Wer kommt in Frage, wer hat passende Zuhörer, Veranstaltungen?

    Wir machen unser Angebot und positionieren uns:

    Wir sind die Band, mit folgendem Programm ...

    Wir sind besonders gut geeignet für . . . Beispiele, Zielgruppen

    Wir haben in unserem Programm folgende Botschaft...

    Basismaterial für eine Band

    Faktenzettel mit Name der Band, Mitglieder, Stil, Referenzen, Besetzung, technische Anforderungen

    Pressemitteilung zur Band, Text zum Programm

    Logo, druckfähige Bilder, Hörprobe, Plakat

    im Internet mindestens eine Visitenkarte für den Kontakt

     

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