Katholischer Gottesdienst zum Christopher Street Day in Leipzig
"Was ist normal?"
Am 11. August 2024 fand in Leipzig zum zweiten Mal ein katholischer Gottesdienst anlässlich des Christopher Street Days (CSD) statt. Der Gottesdienst wurde von Jugendseelsorger Michael Kreher und Jugendreferent Stefan Plattner in der Propsteipfarrei St. Trinitatis gefeiert.
Die Veranstaltung stand unter dem Motto der Offenheit und Akzeptanz, mit dem Ziel, allen Menschen unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität einen Platz in der Kirche zu bieten.
Worte von Stefan Plattner: "Was ist normal?"
In der Gesellschaft und in der Kirche spielen Normalität und Normen eine große Rolle. Sich "normal" zu verhalten bedeutet, bestimmte Regeln einzuhalten und gesellschaftliche Erwartungen zu erfüllen. Sich an eine Norm zu halten ist etwas Gutes: Es gibt Halt und Sicherheit und fördert vor allem Akzeptanz und Zugehörigkeit zu einer Gruppe.
Doch wer sich im Leben nur an der Normalität und am Durchschnitt orientiert, nie aus der Reihe tanzt und nie etwas Verrücktes ausprobiert, entwickelt sich nicht weiter und bleibt auf der Strecke. Die eigene Persönlichkeit wird eingeschränkt, Individualität reduziert und manche Regeln und Normen machen sogar unfrei und grenzen aus. Plattner sprach dabei die Erfahrungen vieler queerer Menschen an, die oft Ausgrenzung erleben.
Plattner zog Parallelen zu Jesus und dessen Umgang mit den Normen seiner Zeit. Er erinnerte daran, dass Jesus sich häufig gegen die damals geltenden Normen stellte und sich besonders für die Menschen am Rand der Gesellschaft einsetzte. Für Jesus zählte die Norm der Liebe – Selbstliebe, Nächstenliebe und Gottesliebe.
Er äußerte den Wunsch, dass sowohl Kirche als auch Gesellschaft zu einem Ort werden, an dem queere Menschen offen leben und ihre Liebe frei ausdrücken können. Plattner appellierte an die Gemeinde, mit dem Blick der Liebe auf queere Menschen zu schauen und auch politisch, beispielsweise bei der Landtagswahl, das Kreuz an der richtigen Stelle zu machen, um eine gerechtere und offenere Gesellschaft zu fördern.
Er erklärte weiter, dass „queer“ früher abwertend verwendet wurde, heute jedoch von Menschen angenommen wird, die nicht in eine Schublade gepresst werden wollen und stolz darauf sind, einzigartig und nicht "normal" zu sein.
"Trauen wir uns, anders zu sein, unkonventionell, nicht zum Durchschnitt zu gehören. Gott hat uns einzigartig, individuell und vielfältig geschaffen. In unserer Vielfalt können wir die Vielfalt Gottes erkennen", so Plattner.
Ein Empfang mit Papageienkuchen
Nach dem Gottesdienst lud ein Empfang mit dem traditionellen Papageienkuchen zum Verweilen und zu anregenden Gesprächen ein. Viele nutzten diese Gelegenheit, um sich auszutauschen und neue Kontakte zu knüpfen.
Claudia Leide, Leiterin der Abteilung Familie und Beauftragte für queere Pastoral im Bistum Dresden-Meißen übermittelte die Grüße des Bischofs Heinrich Timmerevers.