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Bistum Dresden Meissen
Yvonne Fischer (links) und Monika Münch vor der St. Michaelis Kirche in Hildesheim. © privat
06. März 2024

Starthilfe für den Chefinnensessel

Ein Beitrag von Ruth Weinhold-Heße, vorab erschienen in der Kirchenzeitung unseres Bistums "TAG DES HERRN"

Dresden. Die Rolle von Frauen in der Katholischen Kirche ändert sich. Das hat auch die deutsche Kirchenleitung erkannt und fördert Frauen in Führungspositionen. Wie sie das stärkt, berichten zwei Frauen aus dem Bistum Dresden-Meißen. Dass eine Frau, die selbstbewusst und erfolgreich im Beruf ist, sich neu dem christlichen Glauben und der katholischen Kirche zuwendet, kommt nicht so oft vor. Yvonne Fischer aus Dresden hat ihr Leben 2017 grundlegend geändert, als sie Christin wurde. Die hochgewachsene Frau mit den langen blonden Haaren und dem herzlichen Lachen wirkt nicht wie eine, die sich zurückzieht in eine kirchliche Blase. Eher erscheint sie wie eine Frau, die genau weiß, was sie will, und ihre Ziele freundlich, aber bestimmt verfolgt. Als Managerin eines weltweit führenden Logistikkonzerns musste sie zielorientiert und durchsetzungsstark sein. Ihr Erfolg drückte sich finanziell in der Höhe der ausgezahlten Boni aus.

Doch Yvonne Fischer reichte diese Art von Erfolg nicht. Neben der Erkenntnis, ein von Gott geliebter Mensch zu sein, wollte sie selbst auch „endlich“ mit Menschen arbeiten. Auf eine Stellenausschreibung in ihrem Bistum weist sie ihr Mann hin. So wird Yvonne Fischer 2021 Verwaltungsleiterin der Pfarreien Selige Märtyrer vom Münchner Platz und St. Elisabeth in Dresden. „Hier erlebe ich wahre Anerkennung“, erzählt die 47-Jährige. Sie könne endlich an der Basis arbeiten, „wo das wirkliche Leben ist“. Sie liebe die vielen verschiedenen Themen, um die es bei diesem Job gehe. Und vor allem hat sie mit unterschiedlichsten Menschen zu tun, im Haupt- wie auch Ehrenamt. „Die Dankbarkeit, die ich erfahre, kommt von Herzen. Da erlebe ich echte Wertschätzung und kann sie auch geben“, so Fischer.

Wie funktioniert Führung im System Kirche?

Sie merkt auch: Kirche tickt oft anders. Yvonne Fischer will verstehen, wie Führung im System Kirche funktioniert, denn immerhin hat sie Personalverantwortung und muss die Bedürfnisse von mehreren Ortskirchengemeinden koordinieren, die vor der Pfarreizusammenlegung eigene Wege gingen. „Ich habe in sieben Standorten Personal, das ich teilweise aus der Distanz führen muss. Sie alle sollen gesehen und wertgeschätzt werden“, erklärt Fischer ihren Anspruch. Außerdem fehlt ihr die Vernetzung innerhalb der Kirche. Für diese konkreten Fragen sucht die Verwaltungsleiterin möglichst praktische Antworten.

Hilfe findet sie bei „Kirche im Mentoring“ – einem Programm, das Frauen in der katholischen Kirche stärken will. Aufmerksam wurde Fischer durch die Erzählung einer Kollegin, die schon Teilnehmerin war. Der Hildegardis-Verein bietet es in Zusammenarbeit mit den Bistümern gezielt für Frauen in Führungspositionen an. Ziel ist auch im Bistum Dresden-Meißen, das möglichst bei jedem Jahrgang ein Tandem-Paar zusammenkommt. Yvonne Fischer nahm am Jahrgang 2022/23 teil. Monika Münch wurde ihre Mentorin. Die gelernte Gemeindereferentin arbeitet seit zehn Jahren als Personalentwicklerin im Bistum Dresden-Meißen und ist somit Ausbildungsleiterin. Sie nahm selbst als Mentee (Person, die von einem Mentor betreut wird) an dem Programm teil und begleitete danach mehrfach andere Frauen als Mentorin. „Das Programm finde ich sehr faszinierend, denn es empowert Frauen, die führungswillig sind und kompetent“, erläutert Münch. Das Programm, das den Untertitel „Frauen steigen auf“ trägt, mache etwas sichtbar: „Es hat eine bewusstseinsbildende Kraft und hohe Wirksamkeit für die teilnehmenden Frauen. Als Mentorin fällt mir auf, wie Frauen innerhalb von einem Jahr eine andere Art von Selbstbewusstsein entwickeln.“ Frauen, die sich für Führung interessierten, könnten sich nicht nur mit ihren Mentoren, sondern auch untereinander vernetzen. „Auch die Menschen, die im Hildegardis-Verein das Programm begleiten, finde ich inspirierend“, meint die Dresdnerin.

Jede Frau bringt eigene Themen in das Programm ein 

Yvonne Fischer schildert, wie das Mentoring funktioniert: „Wir haben uns zunächst kennengelernt und dann eine Vereinbarung getroffen. Darin habe ich meine Erwartungen und Ziele festgeschrieben, die mir wichtig waren.“ Denn das Programm soll Mentee-getrieben sein. Fischer bringt ihre konkreten Themen mit, beispielsweise „Führen auf Distanz“ oder „Networking“. Der „Support“, wie sie die Unterstützung von Monika Münch nennt, ist nicht nur beruflicher Natur. Fischer profitiert auch privat von der Mentoring-Beziehung. „Zu manchen Themen brauchte ich manchmal nur, dass mir jemand zuhört oder eine andere Sichtweise hat. Andere Themen waren kniffliger“, so Fischer. Als Einrichtung der Frauenförderung unterstützt der Hildegardis-Verein seit über 100 Jahren die akademische Aus- und Weiterbildung von Katholikinnen. Der Verein, der das Mentoring deutschlandweit betreut, bietet drei Seminare, die zum Auftakt, in der Mitte und am Ende der Mentoren-Zeit mit allen Teilnehmerinnen stattfinden. Die Mentees werden ermutigt, sich untereinander zu vernetzen. So organisiert sich auch Yvonne Fischer in einer Kleingruppe. Dabei kommen die fünf Frauen aus teilweise völlig verschiedenen Berufsgruppen und ganz Deutschland. Meist treffen sie sich wöchentlich im Online-Meeting. „Wir haben in der Gruppe, die über das Mentoring-Programm hinaus besteht, eine sehr hohe Verbindlichkeit und Wertschätzung gepflegt. Dadurch haben wir uns einerseits persönlich gut kennengelernt, aber vor allem auch gesehen, wie jede Frau über sich hinausgewachsen ist. Der gegenseitige Zuspruch ist uns wichtig geworden, auch wenn eine mal scheitert“, erzählt Fischer. Dabei werde bei den kollegialen Fallbesprechungen beispielsweise die Intelligenz der Gruppe genutzt, um Lösungen zu finden.

Auch Monika Münch profitiert von den monatlichen Tandem-Treffen: „Yvonne ist kein Neuling in Sachen Führung. Sie hat auch manchmal eine andere Sicht mitgebracht und nachgefragt, warum in bestimmten Positionen im Ordinariat nur Männer sitzen. Es ging ihr auch darum, bestimmte Mechanismen im System Kirche anzuschauen und zu verstehen, das hat auch meinen Blick geschärft“, erklärt Münch.


Mehr Infos zum Programm unter:
www.hildegardis-verein.de


Für das Bistum Dresden-Meißen koordiniert
Steffi Barth die Mentoring-Tandems.
Interessierte Frauen können sich an sie wenden:
steffi.barth@bddmei.de 


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