Menü
Bistum Dresden Meissen
16. Juli 2020

Klarissenkloster Bautzen: Schwester Maria Ägidia (89) verstorben

am 14. Juli 2020

Bautzen. Klarissenschwester Maria Ägidia von der Mutter vom Guten Rat (Elisabeth Maria Gall) ist am 14. Juli im Alter von 89 Jahren in Daun verstorben. 

            Einkleidung      10.06.1954

            Erstprofess        22.08.1956

            Feierl.Profess     22.08.1962

Liesbeth Gall wurde am 04.12.1930 im böhmischen Rosenhain geboren und vier Tage später in der Pfarrkirche zu Schluckenau getauft. Ihr Vater arbeitete als Schmied, die Mutter versuchte durch Heimarbeit zum Unterhalt der Familie beizutragen. Sie hatte einen älteren Bruder und eine jüngere Schwester.

Ihr Lebenslauf ist geprägt durch die Ereignisse des Zweiten Weltkrieges. Ihren Schulabschuss in der Deutschen Hauptschule konnte sie am 13. Juli 1944 noch machen. Dann folgte die Vertreibung. Die Familie wurde auseinandergerissen, konnte aber in Mecklenburg-Vorpommern wieder zusammenfinden. Elisabeth Gall musste zwischenzeitlich an verschiedenen Orten arbeiten, vor allem in der Landwirtschaft und im Haushalt, eine für sie sehr belastende Zeit, in der sie vielem ausgeliefert war, was ein junges Mädchen überfordert. Nach der Zeit in Mecklenburg ging sie zu einem Onkel nach Kirschau und arbeitete in den dortigen Textilwerken.

Als sie an der Hochzeitsmesse von Bekannten teilnahm, spürte sie, dass Gott sie rief, ganz Ihm zu gehören. Diesem Ruf folgend trat sie bei den Zisterzienserinnen in der Abtei St. Marienstern ein und wurde dort als Schwester Maria Antonia eingekleidet. Doch spürte sie bald, dass dort nicht ihr Platz war. Es zog sie in die franziskanische Spiritualität. So verließ sie die Gemeinschaft wieder und klopfte nach kurzer Zwischenzeit bei den Klarissen von der Ewigen Anbetung in Bautzen an. Sie wurde hier als Laienschwester aufgenommen und erhielt bei der Einkleidung am 10.06.1954 den Ordensnamen Schwester Maria Ägidia von der Mutter vom Guten Rat.

Schwester Ägidia liebte die Einfachheit und stand nicht gerne im Vordergrund; sie wollte dienen und tat dies in großer Treue, zunächst als Hilfe in der Küche, dann viele Jahre als Küchenverantwortliche. Jede freie Minute betätigte sie sich im Garten, den sie besonders in ihren „dunklen“ Zeiten als Lebensraum erfuhr, in dem sie dem Schöpfer nahe war. Ihre Liebe zu den großen und kleinen Geschöpfen war ansteckend und noch heute gibt es im Bautzener Klostergarten Schwester Ägidias Walnussbaum, nach dem sie immer wieder gefragt hat und den sie unter den Schutz des heiligen Antonius stellte, den sie besonders verehrte.

Sie war in ihrem Wesen ein froher Mensch, der gerne gelacht hat, auch wenn die schweren Erfahrungen der Kriegszeit sehr auf ihr lasteten und sie immer wieder in die Depression rissen. Dieses schwere Leiden trug sie in geduldig und ließ sich davon nicht unterkriegen. Sie bewahrte sich bis zuletzt eine hohe Lebendigkeit, einen goldigen Humor und eine große Herzlichkeit.

Als wir uns 2006/2007 in Bautzen angesichts unserer Altersstruktur intensiv Gedanken machten, wie das Kloster gut in die Zukunft gehen könnte, fand sich Sr. M. Ägidia zusammen mit Sr. M. Seraphina und Sr. M. Agnes bereit, ins Altenheim nach Daun in der Eifel zu wechseln. Mit diesem Schritt, der für alle drei nicht leicht war, wollten sie dazu beitragen, dass die Eucharistische Anbetung in Bautzen weitergeführt werden kann.

Die Katharinenschwestern nahmen unsere drei Schwestern ganz großzügig auf und behandelten sie wie ihre eigenen Mitschwestern. Wir sind ihrer Gemeinschaft zu tiefem Dank verpflichtet. Die Katharinenschwestern haben auf diese Weise unserer kleinen Gemeinschaft im Osten Deutschlands ermöglicht, nochmals „durchzustarten“ und nun verjüngt und zuversichtlich in die Zukunft zu gehen.

Sr. M. Ägidia hat in Daun die letzten 13 Jahre ihres Lebens verbracht. 2016 konnte sie mit den Jubilarinnen der Katharinenschwestern dankbar ihren 60. Professtag feiern, bei dem sie auch noch mit ihrem Neffen das Tanzbein schwang. Durch ihre zunehmende Schwerhörigkeit bedingt, lebte sie zunehmend zurückgezogen. Als wahrhaft kontemplative Schwester war sie immer wieder in der Kapelle zu finden, vor allem auch zur Anbetung. Sie betete eifrig für ihr geliebtes Bautzener Kloster, für die Katharinenschwestern und in den aktuellen Anliegen, die sie der Tageszeitung entnahm. Am 04.07.2020 erlitt sie einen leichteren Herzinfarkt und kam ins Krankenhaus in Daun. Zunächst schien sie sich zu erholen, doch dann gab sie am 14.07. ihr Leben zurück in die Hand des Schöpfers. Wir danken Sr. M. Martina und allen Schwestern in Daun, die sie liebevoll auf ihrem letzten Weg begleitet haben.

Schwester Ägidia wird am 17. Juli um 11.00 Uhr auf dem Friedhof in Daun der Mutter Erde übergeben, zuvor feiern wir das Requiem in der Kapelle der Katharinenschwestern in Daun. Am Montag, 20. Juli, feiern wir um 7.00  Uhr in Bautzen das Requiem für unsere heimgegangene Mitschwester. Wir bitten den Herrn, dass Er ihr nun die Ohren und die Augen öffnet, um in der Fülle Seiner Herrlichkeit zu leben!


Schwester Maria Clara

Kloster St. Clara, 02625 Bautzen

Zur Homepage des Klosters: