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Bistum Dresden Meissen
Karl-Heinz Tietz an der Orgel - hier am 25. Dezember 2016. © Privat
06. August 2020

Langjähriger Organist und Chorleiter Karl-Heinz Tietz (89) verstorben

Requiem fand am 31. Juli in Oelsnitz/V. statt

Oelsnitz/Vogtl. Am 22. Juli verstarb der Organist und Chorleiter Karl-Heinz Tietz im Alter von 89 Jahren. Er war vermutlich der dienstälteste Kirchenmusiker des Bistums Dresden-Meißen: Am 1. Januar 2020 hatte er offiziell seine letzte Messe an der Orgel begleitet – und damit genau 73 Jahre lang den Organistendienst versehen, den er am 1. Januar 1947 mit nicht einmal 16 Jahren offiziell übernommen hatte. Die St. Karl-Borromäus-Kirche im vogtländischen Oelsnitz, die im nächsten Jahr das 100. Weihejubiläum feiert, hatte damit in ihrer Geschichte nur zwei Organisten.

Karl-Heinz Tietz stammte aus dem böhmischen Aussig/Elbe, wo er am 29. Januar 1931 geboren wurde. Bereits frühzeitig erhielt er Geigen- und Orgelunterricht, seine erste Messe spielte er an der Aussiger Stadtkirche mit 13 Jahren. Doch sein Wunsch, Kirchenmusik zu studieren, wurde durch Krieg und Vertreibung zunichte gemacht. Nachdem es ihn mit 14 Jahren mit seinen Eltern ins Vogtland verschlagen hatte, wurde er hier Uhrmacher, übernahm als Meister 1956 einen Laden mit Werkstatt. Doch Kirchenmusiker wurde er trotzdem – zwar im Ehrenamt, aber mit viel Können und Herzblut. Seine weitere Ausbildung an der Orgel erhielt von dem Oelsnitzer A-Kantor Paul Leo an der größten Orgel des Vogtlandes in der evangelischen St. Jakobikirche. 1952 legte er die C-Prüfung vor dem Bautzner Domkantor ab. Bald entfaltete er eine hohe Improvisationskunst – ganz im romantischen Stil, der auch zu seiner „katholischen“ Orgel passte. Weil die ihm bald zu klein wurde, konnte er 1980 eine Vergrößerung von 7 auf 16 Register erreichen. Über Jahrzehnte leitete er auch den Kirchenchor, mit dem er gern lateinische Messen, z. T. mit Streicherunterstützung, gestaltete. Für die Fronleichnamsprozession organisierte er in den Anfangsjahren Bläserbegleitung, spielte dabei selbst Posaune. Als der Kirchenchor in den 1980er Jahren zum Erliegen kam, nahm er öfter seine weltlichen Gesangvereine zur Gestaltung von Festgottesdiensten mit in die katholische Kirche – Höhepunkt war dabei sicherlich der Rundfunkgottesdienst zum 75. Kirchweihjubiläum der Oelsnitzer Kirche im Jahre 1996.

Die Ehrungen von Karl-Heinz Tietz sind lang: Bereits 1976 wurde er zum Ehrenliedermeister seines Männergesangvereines „Franz Schubert“ ernannt, den er insgesamt 57 Jahre lang leitete. 2007 erhielt er die Johann-Leisentrit-Medaille des Bistums Dresden-Meißen für langjährige Verdienste um die Kirchenmusik. 2018 ehrte ihn seine Heimatstadt Oelsnitz/Vogtland für seine kulturelle Arbeit mit dem „Goldenen Ehrenring“, der überhaupt nur zweimal vergeben wurde. Im Mai 2020 bekam er noch von Bischof Timmerevers ein persönliches Dankesschreiben. Dort schreibt der Bischof: „In Ihrer langen Wirkungszeit als Kirchenmusiker haben Sie viel mehr geleistet, als in diesen Worten beschrieben.“ Und weiter resümiert er anerkennend: „Mit der Leitung geistlicher und weltlicher Chöre haben Sie eine fruchtbare Verbindung zwischen kirchlichem und städtischem musikalischen Leben bewirkt.“

Das Requiem, das am 31. Juli von drei Priestern zelebriert wurde, fand in der Oelsnitzer Stadtkirche St. Jakobi statt, wo auch in Corona-Zeiten genügend Platz ist. Dieser wurde auch gebraucht: Über 130 Menschen waren aus Nah und Fern gekommen, Abordnungen von sieben Gesangvereinen, der Sudetendeutschen Landsmannschaft, viele Freunde, Verwandte, Bekannte, Uhrmacherkollegen. Der zuständige Zwickauer Regionalkantor André Klatte schreibt in seiner Kondolenz: „Möge ihm der himmlische Vater all sein Wirken reichlich vergelten und ich wünsche ihm, dass er nun in der ewigen Heimat immer das ‚Sanctus‘ zusammen mit den himmlischen Chören musizieren kann.“

Benno Tietz