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Bistum Dresden Meissen
04. September 2020

Fotokünstlerin und Lateinamerika-Kenner

Zwei neue Gemeindereferenten treten in den Dienst des Bistums

Leipzig. Über eine Fotokünstlerin mit spanischen Wurzeln und einen aus Nicaragua stammenden Mann mit Seelsorge-Erfahrung in Deutschland und Lateinamerika können sich die Gemeinden des Bistums Dresden-Meißen freuen: Am Sonntag, 6. September, sendet um 15 Uhr in einem festlichen Gottesdienst Bischof Heinrich Timmerevers in der Leipziger Propsteikirche Esperanza Spierling (49) und Oliver Cabrera (35) als neue Gemeindereferenten in den kirchlichen Dienst.

Corona-bedingt ist die Teilnehmerzahl an dem Gottesdienst begrenzt, daher wird die Feier per Livestream auf www.bistum-dresden-meissen.de und www.propstei-leipzig.de übertragen.



Vorgestellt – Esperanza Spierling und Oliver Cabrera

„Gott lässt sich nicht auf ‚die Kirche‘ eingrenzen“

Esperanza Spierling stammt aus dem spanischen Murcia und machte an der Deutschen Schule in Madrid ihr Abitur. Nach einem Studium der Bildenden Kunst und Spanisch in Mainz legte sie das Erste Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien ab. Danach absolvierte sie ein Studium in der Freien Bildenden Kunst/Fotografie in Mainz, Hamburg und zuletzt Leipzig, wo sie 2003 auch ihr Diplom bestand und anschließend bis 2004 ihr Meisterschülerstudium bei Prof. Timm Rautert abschloss. Von 2003 bis 2012 war Esperanza Spierling als freischaffende bildende Künstlerin vor allem im Bereich Fotografie tätig. Von 2012 bis 2017 studierte sie katholische Theologie an der Universität Erfurt und beendete ihr Studium als Magistra Theologiae. 2017 und 2018 absolvierte sie während der Ausbildung zur Ersten Dienstprüfung ein Berufspraktisches Jahr und bis 2020 die Berufseinführungsphase in der Pfarrei St. Georg Leipzig-Nord zur Zweiten Dienstprüfung.

Weshalb haben sie sich für den Dienst als Gemeindereferentin entschied, erklärt Esperanza Spierling so: „Erst mit 37 Jahren, also im Jahr 2008, durfte ich erkennen, dass Gott wirklich ist. Diese Erkenntnis kam spät, aber dafür umso überwältigender. Ich war damals Mutter von zwei kleinen Kindern und als freischaffende bildende Künstlerin tätig und wurde von einer Galerie vertreten, die meine Kunstwerke verkaufte. Mit der Erfahrung der Gegenwart Gottes wurde mir klar, dass ich einiges in meinem Leben ändern musste. Ich ließ mich firmen und merkte, dass ich eine Weile Abstand von der Kunst brauchte und erst einmal etwas tun wollte, das für Notleidende unmittelbar nützlich wäre. So arbeitete ich ehrenamtlich in der Kontaktstelle für Wohnungslose ‚Leipziger Oase‘. Nach eineinhalb Jahren spürte ich, dass ich im Grunde am liebsten hauptamtlich in der Kirche arbeiten würde. Da ich vom Wort Gottes fasziniert war und mich geradezu darin verliebt hatte, fing ich ein Theologiestudium in Erfurt an und bewarb mich gleichzeitig im Bistum Dresden-Meißen, um nach dem Studium zur Gemeindereferentin ausgebildet zu werden, leider eine der wenigen beruflichen Möglichkeiten, die Frauen in der Kirche haben.“

Ihre künstlerischen Wurzeln möchte sie auch in Zukunft in ihren Beruf einbringen. Von gegenwärtigen Krisen der katholischen Kirche lässt sie sich dabei nicht abhalten. „Kirche ist mehr: Sie ist das Volk Gottes. Mit ihm ist Gott schon längst unterwegs - mit und ohne Kirche. Er lässt sich nicht auf ‚die Kirche‘ eingrenzen, auf die katholische schon gar nicht. Und das Volk Gottes lässt sich ebenfalls nicht auf ‚Kirche‘ engführen, es ist mehr und ist natürlich auch außerhalb der Kirche. Darunter fallen jene, die Gott suchen, jene, die mit der sogenannten Kirche ihre argen Probleme haben, jene die aus der Kirche ausgetreten sind oder jene, die nie in die Kirche durch Taufe eingegliedert wurden, sei es, weil sie einer anderen Religion angehören oder aber religionsfrei sind. Mit diesem Volk Gottes möchte ich mitgehen. Wenn ich hauptamtlich in der Pastoral arbeite, habe ich die Möglichkeit, ein bisschen dazu beizutragen, das schlechte Image der sogenannten Kirche zu verbessern.“ Dabei kämen ihr zugute, dass sie „keine ‚typische‘ katholische Sozialisation erfahren habe, sondern auch die ‚andere‘ Seite kenne, die Seite der Zweifler, der Atheisten und Agnostiker, unter denen ich aufgewachsen bin.“

 

„Blick der Kirche mehr auf diejenigen richten, die fern bleiben“

Oliver Cabrera stammt aus in León in Nicaragua. Er dachte zunächst als Postulant über einen Ordenseintritt bei der Kongregation der Schulbrüder - De La Salle in Guatemala nach und war anschließend in seinem Heimatland als Religionslehrer tätig. Anschließend zog er nach Deutschland, wo er als Gemeindehelfer zunächst im Erzbistum Hamburg wirkte. Oliver Cabrera absolvierte ein Studium „Pastorale Dienste und Religionspädagogik – Theologie im Fernkurs“ an der Katholischen Akademie Domschule, Würzburg. Es folgten ein Gemeindepraktikum in der Pfarrei St. Bonifatius in Leipzig und ein Berufspraktikum in der Pfarrei Heilige Familie in Zwickau sowie die Gemeindeassistenz in der Pfarrei St. Elisabeth in Dresden.

Zum Grund, Gemeindereferent zu werden, sagt er: „Meine Motivation entstammt meiner Erfahrung in der pastoralen Arbeit in Lateinamerika. Meine Tätigkeiten damals in der Kinder- und Jugendpastoral und meine Arbeit als Religionslehrer in meinem Heimatland haben mich motiviert, in Deutschland weiter in der pastoralen Arbeit tätig zu sein. Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen gefällt mir besonders gut. Durch den Kontakt mit jungen Menschen hält man den Geist immer jung und fühlt sich voller Energie.“

Seine Erfahrungen aus Lateinamerika und Deutschland beschreibt er als Versuch, „ein bisschen von beiden Kenntnissen und Sichtweisen in meine Tätigkeit zu integrieren. Beide Arbeitsweisen haben meinen ‚pastoralen Horizont‘ erweitert und geben mir die Möglichkeit, mein Handeln von unterschiedlichen Standpunkten aus zu sehen.“

Die Rolle der Hauptamtlichen in der Gemeinde sieht er dabei vor allem „in der Begleitung der Gemeindemitglieder.“ Oliver Cabrera: „Ich glaube fest an die Fähigkeit einer Gemeinde, ihr Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen, um das Reich Gottes zu gestalten und dadurch die Gesellschaft zu verändern. Ich glaube weniger an die Abhängigkeit und Zentralisierung der Gemeinde durch Hauptamtliche. Ich werde nie die Begegnung mit einer Gemeinde im Dschungel Mittelamerikas vergessen: es waren Menschen, die in extremer Armut lebten und sich selbst in einer Gemeinde organisiert hatten. Der Pfarrer besuchte sie nur ein- oder zweimal pro Jahr, doch ich habe nie wieder eine Gemeinde mit so einer tiefen Glaubensüberzeugung getroffen.“

Das große Privileg, das Deutschland mit den Hauptamtlichen habe, sollte allerdings nach seiner Ansicht weiterhin gut genutzt werden. Kreative Freiräume für die Entfaltung der eigenen Potentiale – zum Wohle der Gemeinde – sind ihm dabei sehr wichtig. Cabrera: „Ich hoffe, dass sich in Zukunft der Blick der Kirche nicht nur auf die Gemeindemitglieder richtet, die zu uns kommen, sondern auch immer mehr auf diejenigen, die fern bleiben.“

MB