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Bistum Dresden Meissen
Führten als Referenten durch das Seminar (v.l.n.r.): Lukas Ruffert, Leonhard Kindermann und Pater Josef Kleine Bornhorst. © privat
07. November 2020

Mein Leben begreifen

Seminar in Leipzig mit einem Blick in die Schöpfung

Leipzig. Menschen sind zunehmend – auch außerhalb von Kirche und den Möglichkeiten einer Gemeindestruktur – auf der Suche nach Sinnstiftendem: Diese Beobachtung veranlasste den Dominikanerpater Josef Kleine Bornhorst, den Existenzanalytischen Berater und Logotherapeuten Lukas Ruffert und den Religionspädagogen und Falkner Leonhard Kindermann, bei einem Wochenendkurs vom 9. bis 11. Oktober im Kloster der Dominikaner Leipzig Anregungen zu geben, auf dieser Suche im eigenen Leben fündig zu werden. Das pastorale Projekt der Pfarrei St. Georg Leipzig-Nord wollte Menschen – gleich welcher spirituellen Prägung – einladen, bei einem Blick auf das Leben eines Greifvogels oder einer Eule Impulse für die eigene Suche mitzunehmen. Dabei standen den drei Referenten Wüstenbussard „Winnetou“ und Steinkauz „Thekla“ ganz real zur Seite.

Von den 16 Teilnehmenden sprachen einige die Gelassenheit oder auch die hohe Aufmerksamkeit der Vögel an. Bei der gemeinsamen Beizjagd konnte der Greifvogel am Samstagvormittag in seinem Element und seinem natürlichen Jagdverhalten beobachtet werden. Leonhard Kindermann berichtete davon, wie z.B. wahrgenommen wurde, dass der Vogel seine Grenzen einzuschätzen wusste. Auch akzeptiert der Vogel, wenn für ihn ein zu großes Wild, etwa ein Reh, aus der Deckung auftaucht. Oder wenn er von einer Verfolgung abließ, weil er erkannte, dass er keine Aussicht auf Erfolg haben wird und darum lieber seine Energie spart. „Ich bin sehr dankbar, dass die Teilnehmenden sich auf dieses Pilotprojekt eingelassen haben und noch mehr, dass sie eine so große Inspirationsfläche in den Vögeln erfahren konnten“, so Gemeindereferent Kindermann. Weiter: „Als Kirche können wir so den Menschen erfahrbar zur Stütze im Leben werden, ohne sie in unsere Strukturen vereinnahmen zu wollen. Es ist eine echte dienende Haltung: Wir stellen uns mit unserer Überzeugung, dass Gott diese Welt sinnvoll gestiftet hat, zur Verfügung und zeigen genau das auf.“

Vom Streben nach Sinn

Doch warum sucht der Mensch überhaupt nach einem Sinn in seinem Leben und welche Grundbedingungen müssen bestenfalls erfüllt sein, damit der Mensch Sinn im Leben finden kann? Diese Fragen erläuterte der Existenzanalytische Berater und Logotherapeut Lukas Ruffert. „Der Wiener Psychologe und Begründer der dritten Wiener Schule, der Logotherapie, Viktor E. Frankl beschreibt das Streben nach Sinn als die primäre Motivation des Menschen. Dieses Streben begleitet uns im Leben wie eine Hintergrundmusik, die unterschiedlich deutlich wahrnehmbar ist. Zugleich stellt dieses Streben jene Bezugs- und Orientierungsdimension dar, auf die hin der Mensch letztlich mehr oder weniger bewusst alle seine Handlungen entwirft“, so der Dresdner Berater. Er zeigte den Teilnehmenden auf, welche Bedürfnisse und Motivationen hinter den kleinen und großen Sinnfragen des Lebens stehen, und wie „existenzielles“ Leben im Rahmen jener Wirklichkeit, in der man gerade steht, gestaltet werden kann.

Das modern gestaltete Kloster der Dominikaner in Leipzig-Wahren präsentierte sich als optimaler Ort für diese Veranstaltung. „Wir haben hier ein angeschlossenes Gästehaus für bis zu 25 Übernachtungen, das zudem eine hervorragende kulinarische Versorgung durch die eigene Küche bietet. Darüber hinaus haben wir vor allem aber auch eine Kirche, die direkt mit dem Klostergebäude verbunden ist. Das ist eine wunderbare Sache, weil gerade Teilnehmende ohne christliche Sozialisierung oder mit Entfremdungstendenzen zur Kirche eine niederschwellige Möglichkeit hatten, in diesem besonderen Raum Zeit für sich zu finden. Beeindruckt hat mich auch, dass Einige an der Feier der Hl. Messe am Sonntagmorgen teilgenommen haben“, berichtet der Prior. „Gott hat uns in eine so vielfältige Schöpfung gestellt, die uns zum Staunen einlädt, und von der wir noch viel lernen können.“

Das pastorale Projekt wurde vom Bistum Dresden-Meißen gefördert und soll fortgeführt werden. Ein neuer Termin für den Herbst 2021 ist bereits vom 05.-07. November im Kloster geplant. Interessierte können sich über den Kurs auf den Internetseiten www.falknerei-auf-achse.de oder www.existenzanalyse-ruffert.de informieren oder sich direkt an der Klosterpforte unter: +49 (0)341 467660 oder per Mail an info@dominikaner-leipzig.de anmelden.

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