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Bistum Dresden Meissen
08. Dezember 2020

Wenn in der Kathedrale die Hüllen fallen

Zum aktuellen Stand der Sanierungsarbeiten

Es ist ähnlich wie beim Adventskalender: Die Türen sind verschlossen – die Frage, was genau sich dahinter verbirgt, weckt die Neugier der Menschen. Seit Mitte März trifft das auch für die Dresdner Kathedrale, die ehemalige Katholische Hofkirche, zu. Innen wird unter Hochdruck und nach einem akribischen Zeitplan an einer gründlichen Sanierung gearbeitet (Näheres im Artikel vom 30. März 2020). Auch Beterinnen und Beter dürfen nur zu den Gottesdienstzeiten das Gotteshaus betreten – ansonsten „gehört“ diese Kirche immer noch den Handwerkern und denen, die für die Sanierung Verantwortung tragen.

Einer von ihnen ist Dompfarrer Norbert Büchner – neben dem Bischof und dem Domdekan in gewisser Weise „Hausherr“ dieses Gotteshauses. Zusätzlich zu seinen sonstigen Aufgaben fungiert er seit vergangenem März in der Kathedrale auch als „fotografierender Baustellenseelsorger“, 2020 11 07 bbetont er schmunzelnd. Durch sein Interesse an den Menschen und an ihrer konkreten Arbeit hat er in den vergangenen Monaten zu vielen der Bauarbeiter eine Beziehung aufbauen können, durch die sie in ihrem Alltag auf dieser besonderen Baustelle Wertschätzung erfahren. Und er selbst findet es „faszinierend, die Details aus der Nähe anschauen und überall hinkriechen zu können, Dinge wahrzunehmen, die man sonst nicht sieht, über die 2020 10 31 aSchulter der Handwerker zu schauen und an deren Arbeit und Leben teilzunehmen“. Mindestens dreimal pro Woche „begutachtet“ Büchner den Fortschritt der Arbeiten und lässt mit einer Auswahl seiner Fotos auch andere daran teilhaben: Wöchentlich dokumentiert der Dompfarrer den aktuellen Stand im „Bautagebuch“ auf der Homepage der Kathedrale.

2020 11 07 aInteressanterweise kann er auf alte Erfahrungen zurückgreifen: Er war als Domvikar vor Ort, als im Jahr 1999 das Tonnengewölbe in der Kathedrale eingezogen wurde, und hat damals die Bauarbeiten aus nächster Nähe mitbekommen. Doch jetzt, so bekennt er, befalle ihn ein wenig Wehmut: „Ich werd’s wohl nicht noch einmal erleben, so in die Sphären der Hochschiffdecke aufsteigen zu können.“

Wie sieht es derzeit aus?

Seit dem 3. November wird nun nach und nach der Gerüste-„Urwald“ abgebaut, was noch bis etwa Mitte Januar 2021 dauern wird. Doch auch andere Gewerke sind unterdessen gut beschäftigt: Außer den Gerüstbauern sind zeitgleich auch noch Tischler, Fliesenleger, Maler, Elektriker und Akustiker am Werk – „es wuselt hier im Haus“, so Dompfarrer Büchner. Noch sind alle Statuen, Altäre, die Kanzel sowie die Silbermannorgel durch eine Einhausung geschützt. Sie von ihren „Hüllen“ zu befreien, auch dies wird Zeit beanspruchen. Die Orgel muss dann neu gestimmt und von außen gereinigt werden, die Akustiker werden die Endgeräte montieren… Und natürlich ist ganz zuletzt, bevor die Kathedrale wieder für Besucherinnen und Besucher geöffnet wird, eine Großreinigung nötig.

Im Dezember bekommen die Seitenschiffe neue Fenster – doppelverglast zum Schallschutz und als Beitrag zum Energiesparen. Auch für die Kapellen sind neue Fenster eingeplant; doch sie müssen bis nach dem Bistumsjubiläum warten.

Schon jetzt zeigt sich der Dompfarrer unter anderem vom neuen Lichtkonzept begeistert: Durch die Kombination von indirektem Licht, indem durch das „kalte“ Licht von stromsparenden LEDs die Decke beleuchtet wird, und „warmem“ Licht der Lüster an den Seiten entstehe eine eigene Raumwahrnehmung – „alles wirkt lebendiger und bekommt mehr Leuchtkraft“, strahlt auch Büchner.

Text: Elisabeth Meuser
Fotos: Dompfarrer Norbert Büchner, Elisabeth Meuser

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