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Bistum Dresden Meissen
Bischof Heinrich Timmerevers verfolgte von seinem Büro aus die Winterakademie mit und begrüßte seinen Mitbruder Bischof Bertram Meier aus Augsburg vor dessen Online-Vortrag. Oben links im Bild: Akademiedirektor Dr. Thomas Arnold.
13. Januar 2021

Bistumsjubiläum startete mit der Schmochtitzer Winterakademie

als Online-Marathon vom 6. bis 9. Januar 2021

Bautzen. Die Winterakademie in Schmochtitz hat eine lange Tradition. Doch bei der diesjährigen Auflage ging die Veranstaltung neue Wege. Die Katholische Akademie des Bistums Dresden-Meißen und das Bildungsgut Schmochtitz Sankt Benno veranstalteten aus Anlass des Bistumsjubiläums vom 6. bis 9. Januar einen öffentlichen Online-Marathon mit dem Thema „Zeugnis in der Zeit. Dynamik des Christlichen im Bistum Dresden-Meißen“.

Aus Anlass des 100-jährigen Jubiläums der Wiedererrichtung des Bistums Dresden-Meißen beschäftigte sich die Winterakademie in diesem Jahr mit den Grundvollzügen von Kirche: „Leiturgia, Diakonia und Martyria“. Der Blick richtete sich dabei speziell auf das eigene Bistum, einer Kirche in der Diaspora. Dr. Birgit Mitzscherlich, die Leiterin des Bistumsarchivs in Bautzen, eröffnete den Reigen der insgesamt neun Vorträge und Debatten mit einem historischen Abriss der Bistumsgründung. In den folgenden Tagen wurden die einzelnen Grundvollzüge näher betrachtet. Dabei stand weniger die Vergangenheit im Mittelpunkt, sondern vielmehr die Gegenwart und Zukunft von Kirche und Glaube. Darunter auch eine Diskussion zum Thema „Kirche im Digitalen“, die aufzeigte, dass neben Gottesdiensten noch viele andere Formen von kirchlichen Veranstaltungen im Internet angeboten werden – und das nicht erst seit Corona.

Im Laufe der Winterakademie kam in den verschiedenen Fachvorträgen immer wieder zum Ausdruck, dass die Grundvollzüge nicht untereinander konkurrieren. So wies der Dogmatiker Marcel Dominique Kossack aus Erfurt in seinem Vortrag darauf hin, dass „Martyria“ mehr als Lehramt und Katechismus, „Leiturgia“ mehr als priesterlicher Gottesdienst und „Diakonia“ mehr als soziale Dienstleistung sei. Ein Grundvollzug sei ohne den anderen nicht zu denken und als Christ nicht zu leben. Letztlich richte sich Kirche mit ihrem Sein und Tun immer konkret an Menschen mit ihren Freuden, Hoffnungen, Leiden und Nöten. Dazu gehöre auch, öffentlich Position zu beziehen und religiöse Themen für kirchenfremde Menschen zu öffnen.

Der Augsburger Bischof Bertram Meier, der den Online-Marathon gemeinsam mit dem Berliner Landesbischof Christian Stäblein abschloss, wünscht sich hier „Christen al dente“. Er sagte: „Wir brauchen Christen mit Biss, die Profil zeigen durch ein glaubwürdiges Leben. Dabei geht es auch um spirituelle Beziehungsarbeit. Beziehungserfahrungen sind tiefer und nachhaltiger als große Events – dafür den Boden zu bereiten, sind wir nicht nur als Kirche zuständig, sondern das ist auch Aufgabe jedes einzelnen Getauften.“

Meier resümierte, dass sich die katholische Kirche gegenwärtig in einer Zeitenwende befinde. Die großen kirchlichen Skandale der vergangenen Jahre böten aber „doch auch eine Chance der Reue, Umkehr und des Neubeginns“. Man müsse mit Blick etwa auf den sexuellen Missbrauch durch Kleriker auch nach systemischen Ursachen suchen. Die Glaubwürdigkeitskrise der Kirche dürfe aber nicht zur Folge haben, „dass wir unsere Maßstäbe nach unten schrauben“. Kirche habe für die Welt die Mission, das Evangelium dort zu inkulturieren, so Meier. „Wenn wir als Kirche Zukunft haben wollen, müssen wir den Himmel offen halten.“

Seit 2004 laden das Bildungsgut Schmochtitz und die Katholische Akademie des Bistums Dresden-Meißen zur Winterakademie ein. Ihre Wurzeln reichen allerdings bis in die DDR zurück, wo es jährlich in Ost-Berlin eine Veranstaltung der Studentengemeinden gab, um mehrere Tage lang ein bestimmtes Thema zu diskutieren. Daran anknüpfend entstand 2004 das Schmochtitzer Format. Und wie in den Vorjahren war das Wichtigste auch an dieser Winterakademie, dass Menschen zusammenkommen, um zu aktuellen Fragen in Gesellschaft und Kirche mit Fachleuten ins Gespräch zu kommen und sich zu begegnen. Es geht auch digital – auch wenn es die direkte persönliche Begegnung nicht ersetzt.

Die Vorträge und Gespräche der Winterakademie sind über die YouTube-Kanäle und die facebook-Auftritte der Veranstalter und des Bistums Dresden-Meißen nachzuverfolgen: www.14dd5266c70789bdc806364df4586335-gdprlock/. Die Winterakademie wird mitfinanziert aus Steuermitteln auf Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushalts.

Sebastian Kieslich

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