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Bistum Dresden Meissen
22. März 2021

Bistum erhält Paramente und Priesterkelch von Prinz Max v. Sachsen

Leiter des Eichstätter Universitätsarchivs übergab Gedenkstücke an Domschatzkammer Bautzen

Dresden/Eichstätt. Nachdem in den Jahren 2019 und 2020 im Schloss Pillnitz erfolgreich eine Ausstellung zum Leben des sächsischen Prinzen und Priesters Maximilian v. Sachsen (1870–1951) präsentiert worden ist, konnte ein Teil der Exponate nun dem Bistum Dresden-Meißen übergeben werden.

Nach dem Tod des sächsischen Prinzen, Priesters und Professors im schweizerischen Fribourg wurde sein Nachlass zunächst von den dortigen Kanisiusschwestern bewahrt. Testamentarisch war von ihm die Übergabe an das Bistum Meißen angestrebt, doch konnte dies aufgrund der politischen Bedingungen in den 1950er Jahren nicht umgesetzt werden.

Im Jahr 2006 wurde der Nachlass zunächst an das Archiv der Katholischen Universität Eichstätt weitergegeben. Prinz Max war 1896 in Eichstätt zum katholischen Priester geweiht worden. Dort nahm sich nun insbesondere der Lehrstuhlinhaber für Wirtschafts- und Sozialgeschichte sowie Leiter des Universitätsarchivs, Prof. Dr. Frank Zschaler, der Bewahrung des Nachlasses und des Gedächtnisses an Prinz Max an. Mit seinen Studenten beteiligte er sich an den Vorbereitungen zur Pillnitzer Ausstellung, wofür einzelne Aspekte des Lebens von Prinz Max näher erforscht wurden.

Die Paramente, u. a. das von Königin Carola bestickte Messgewand zur ersten heiligen Messe des neugeweihten Priesters (Primiz), sowie der zu diesem Anlass geschenkte Kelch gehen nun an das Bistum Dresden-Meißen, wo sie künftig in der Bautzener Domschatzkammer aufbewahrt und bei besonderen Gelegenheiten präsentiert werden können.

Das Bistum Dresden-Meißen verbindet damit das Gedenken an den Spross aus dem Hause Wettin, dessen originelle Persönlichkeit verbunden mit tiefer Frömmigkeit ein wichtiger Zeuge des sächsischen Katholizismus ist.

Zur Person: Prinz Maximilian von Sachsen (1870–1951)

Geboren 17.11.1870 in Dresden. Gestorben 12.01.1951 in Fribourg (Schweiz).

Max von Sachsen (eigentlich: Maximilian Wilhelm August Albert Prinz von Sachsen) wurde am 17. November 1870 in Dresden als dritter Sohn des Prinzen Georg, Herzog zu Sachsen (seit 1902 König von Sachsen), geboren und starb am 12. Januar 1951 in Fribourg (Schweiz).

Seine Kindheit und Jugend verbrachte er am Dresdner Königshof. Nach seinem Abitur 1888 absolvierte er den Militärdienst und studierte anschließend in Freiburg im Breisgau und Leipzig Rechtswissenschaften, Geschichte und Nationalökonomie. 1892 wurde er an der Universität Leipzig summa cum laude zum Doktor beider Rechte promoviert. Er nahm für kurze Zeit erneut seine Militärlaufbahn auf, wechselte aber schon bald darauf an das Bischöfliche Lyzeum in Eichstätt – eine Vorgängerinstitution der heutigen Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt –, wo er von 1893 bis 1896 Philosophie und Theologie studierte und im Bischöflichen Priesterseminar wohnte. 1896 wurde er vom Dresdner Titularbischof und Apostolischen Vikar Ludwig Wahl zum Priester geweiht und verzichtete in diesem Zusammenhang auf seine Rechte an der sächsischen Krone.

Nach kurzen seelsorgerlichen Tätigkeiten in London-Whitechapel/England und in Eichstätt wurde er nach mehrmonatigem Aufenthalt an der Universität Würzburg im Herbst 1898 zum Doktor der Theologie promoviert. Von 1898 bis 1900 war er Kaplan in Nürnberg, wo er bescheiden im Arbeitermilieu lebte und Unterstützungsleistungen aus dem sächsischen Königshaus den Armen zu Gute kommen ließ. Trotz dieses Engagements wurde er von der politischen Linken wiederholt angegriffen.

Im Jahr 1900 wurde Max von Sachsen an die Theologische Fakultät der katholischen Universität Fribourg/Schweiz als außerordentlicher, ab 1908 als ordentlicher Professor des neu geschaffenen Lehrstuhls für Kirchenrecht und Liturgik berufen, den er bis 1911 innehatte. 1902 leistete er dem letzten in Fribourg zum Tode Verurteilten geistlichen Beistand. Er beschäftigte sich intensiv mit den Riten der Ostkirche und den östlichen Sprachen wie Armenisch und Kirchenslawisch, unternahm dazu ausgedehnte Forschungsreisen, arbeitete mit an einer Sammlung von Texten christlicher Autoren in syrischer, armenischer, georgischer, koptischer, altäthiopischer, arabischer und kirchenslawischer Sprache. Schließlich trat er mit einem Aufsatz im November 1910 für die Einheit von Ost- und Westkirche ein, unter unveränderter Aufrechterhaltung ihrer Rechte und ihrer Selbständigkeit. Das wurde sehr kontrovers diskutiert und Papst Pius X. wies seine Auffassungen in einem Schreiben an alle Bischöfe zurück. Obwohl es keine formale kirchliche Verurteilung gab führten diese Ereignisse zum Ende seiner ersten Zeit an der Universität Fribourg.

Von 1910 bis 1914 wirkte er während der Semesterferien am Priesterseminar der ukrainisch-katholischen Kirche in Lemberg, die - wie der Name sagt - mit der Katholischen Kirche uniert ist, jedoch den byzantinischen Ritus beibehält. Dort hielt er Vorlesungen über die liturgischen Riten der Ostkirche. Von 1912 bis 1914 hatte er außerdem eine Lehrstelle für Liturgie am Kölner katholischen Priesterseminar inne.

Im Ersten Weltkrieg war Max von Sachsen als Feldgeistlicher an der Westfront in Belgien und Frankreich, später als Lazarett-Geistlicher in Zeithain bei Riesa eingesetzt. Unter dem Eindruck des Grauens und der deutschen Kriegsverbrechen an der belgischen Zivilbevölkerung verstärkte sich seine pazifistische Haltung. Unter anderem prangerte er – trotz des Umstandes, dass das Osmanische Reich mit dem Deutschen Reich verbündet war – den Völkermord an den Armeniern an. Im Juni 1916 musste er wegen seiner deutlichen Kritik an den Praktiken der deutschen Streitkräfte in Belgien und Frankreich aus dem Militärdienst ausscheiden. Interniert im Alten Jagdschloss in Wermsdorf, widmete er sich in Sachsen der Seelsorge und seinen Studien. Er arbeitete weiterhin für eine Theologie des Friedens; außerdem engagierte er sich für den Tierschutz und war selbst Vegetarier, abstinent und Tabakgegner.

Nach Kriegsende und dem Untergang der Monarchie hielt Max sich in Sibyllenort (Schlesien) auf und ging dann als Seelsorger nach Bayern. Ab 1921 lehrte er wieder in Fribourg, und zwar an der Philosophischen Fakultät, wo er einen Lehrstuhl für „Orientalische Kulturen und Literaturen“ innehatte. 1923/24 war er dort Dekan. Durch die – von ihm abgelehnte – Ehrung mit dem Titel eines Päpstlichen Hausprälaten erfolgte faktisch die Rücknahme des Vorwurfs, Modernist zu sein, und die kirchliche Rehabilitation.

Frühzeitig warnte Max von Sachsen öffentlich vor dem aufkommenden Nationalsozialismus und dem Antisemitismus. Bis 1937 hielt er auch in vielen deutschen Städten Vorträge zum Frieden, zur Lebensreform, zum Vegetarismus und zum Tierschutz. 1941 emeritiert, war er weiterhin Honorarprofessor der Universität Fribourg. Wegen seines Aussehens und seiner aus Sparsamkeitsgründen abgetragenen Kleidung galt er im Alter als eine der markantesten Persönlichkeiten Fribourgs, von vielen Mitbürgern als neuer Franziskus von Assisi und Heiliger verehrt.Max von Sachsen starb am 12. Januar 1951 nach kurzer Krankheit in der Fribourger St. Anna Klinik und wurde auf dem Friedhof der Kanisius-Schwestern in Bürglen, deren Hausgeistlicher er war, bestattet.

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