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Bistum Dresden Meissen
03. April 2021

Gott entdecken

Bischof Heinrich zum Osterfest 2021

Liebe Schwestern und Brüder,

die Jüngerinnen und Jünger Jesu fühlen sich verraten. Ihr Idol starb schändlich am Kreuz. Das Osterfest ist zuerst eine Erzählung von Enttäuschung und Verzagen. Wir können diese Emotionen verstehen wie wahrscheinlich in wenigen anderen Jahren. Wo ist der Gott der Rettung in der Pandemie?

Und machen wir nicht auch jenseits von Corona die Erfahrung einer Verborgenheit Gottes? Ich nehme wahr, dass viele heute nicht mehr glauben können, ob an Gott oder die österliche Auferstehung. Es ist Phänomen dieser Zeit, dass Sicherheiten unseres Lebens verlorengehen.

Ich entdecke in der Verborgenheit Gottes eine Botschaft an uns. Gott möchte neu gefunden werden. Suchen wir mit den Suchenden unserer Zeit. Lassen Sie uns ihn entdecken: in den Menschen, deren Trauer und Angst um Leben und Existenz wir aushalten, in der Zuwendung zu den Hoffnungslosen dieser Tage, in Geduld und Rücksichtnahme auf die Gesundheit anderer, im Ausgegrenzten, im Obdachlosen am Straßenrand. Ich bin sicher: Dort, wo Liebe geschenkt wird, dort begegnen wir dem Auferstandenen.

Die Jüngerinnen und Jünger konnten Jesus nach seiner Auferstehung nicht sehen und fassen. Am leeren Grab heißt es vom Boten Gottes: „Er ist euch vorausgegangen nach Galiläa.“ Die Jüngerinnen und Jünger können nicht dort bleiben, wo sie sind - erst in der Peripherie ist ihnen eine Begegnung mit Jesus verheißen. Brechen wir auf und entdecken Gott an den Rändern unserer Zeit.

Ich wünsche Ihnen ein frohes und gesegnetes Osterfest.

Ihr

+ Heinrich Timmerevers
Bischof von Dresden-Meißen