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Bistum Dresden Meissen
Einen Strauß Blumen legte dieser Mann in Erinnerung an den geschätzten Dresdner Seelsorger Pater Bänsch am Grab nieder. © Andreas Gäbler
09. April 2021

Pater-Bänsch-Grab neu gestaltet

Seelsorger begleitete hunderte NS-Hinrichtungsopfer

Dresden. Das Grab des verdienten Dresdner Seelsorgers Pater Franz Bänsch (1899-1961) wurde am Donnerstag, 8. April, auf dem Neuen Katholischen Friedhof in Dresden (Bremer Straße 20) im Rahmen einer Andacht mit Dompfarrer Norbert Büchner, Vertretern der Ordensgemeinschaft der Hünfelder Oblaten sowie Dresdner Gemeindemitgliedern neu gestaltet wieder der Öffentlichkeit übergeben. Anlass war der 60. Todestag des Ordensmannes und Priesters, der im Dritten Reich über tausend Todeskandidaten auf ihrem letzten Gang zur Hinrichtung beigestanden hatte.

Pater Felix Rehbock, Provinzial der Hünfelder Oblaten, nannte Pater Bänsch bei der Vorstellung der neu angelegten Grabstelle "einen Engel, einen Seelsorger, der die Menschen verstand." Grundlage dieses Einfühlungsvermögens seien auch eigene Kriegserfahrungen Franz Bänschs aus eigenen Erlebnissen in der Zeit des Ersten Weltkriegs gewesen. Als Seelsorger sei er zu einem "Versöhner in Zeiten des Schreckens" geworden.

Franz Bänsch wurde am 21.03.1899 in Großenhain geboren. Er trat der Ordensgemeinschaft der Hünfelder Oblaten bei und empfing am 5. Juni 1925 die Priesterweihe. Am 13. Januar 1935 wurde er als neuer Pfarrer an der Dresdner Kirche St. Paulus in sein Amt eingeführt.

Zu seinen Pflichten, die das Pfarramt für die ausgedehnte Gemeinde umfasste – sie zog sich von Dresden-Plauen bis hinaus nach Gittersee zur Stadtgrenze nach Freital -, gehörte fortan auch die seelsorgerische Betreuung der Inhaftierten im nahegelegenen Gefängnis. Zu einer unsagbar schweren Bürde wurde sein Amt aber durch die Hinrichtungen in der Richtstätte am Münchner Platz, deren Zahl um 1942/43 immer mehr anstieg.

Es ist bekannt, mit welcher Hingabe er seinen Dienst versah. Insbesondere die Begleitung der Todeskandidaten auf ihrem letzten Gang wurde für ihn zu einer seiner wichtigsten und auch schwersten Aufgaben. Nahezu alle, die er in ihren letzten Stunden betreute, suchten seine Nähe. Das bezog sich nicht nur auf Christen. Mit seinem geistlichen Beistand begleitete er mehr als 1000 durch das Fallbeil Hingerichtete.

Dabei habe er zugleich viel für die Versöhnung von Tschechen, Polen und Deutschen getan. Zum Beispiel habe er mit Hinterbliebenen der Ermordeten Kontakt aufgenommen und versucht, deren Asche zu übergeben. So sei er ein "Vordenker für ein Europa, in dem ein friedliches Zusammenleben möglich ist", so Provinzial Pater Felix Rehbock.

Auf seiner Sitzung vom 28.04.2005 hatte der Dresdner Stadtrat beschlossen, den ehemaligen Pfarrer Franz Bänsch mit einem Straßennahmen zu ehren und somit sein christliches Engagement für Strafgefangene und zum Tode Verurteilte während des zweiten Weltkrieges in Erinnerung zu halten. Die Franz-Bänsch-Straße gibt es seitdem in Dresden-Mockritz.

Pater Bänsch starb im Alter von 62 Jahren am 08.04.1961. Er wurde auf dem Neuen Katholischen Friedhof in Dresden beigesetzt – in unmittelbarer Nachbarschaft zu vielen der tschechischen und polnischen Opfer, die dort zwischen 1943 und 1945 ihre letzte Ruhestätte gefunden hatten.

In der Dresdner Kathedrale erinnert in den kommenden Wochen eine Ausstellung an die Verdienste von Pater Franz Bänsch.

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