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Bistum Dresden Meissen
17. Mai 2021

Initiative „Tacheles Oberlausitz“ bereichert jüdisches Festjahr

zwischen Zittau, Ostritz und Görlitz

Ostritz. Die Stiftung Internationales Begegnungszentrum St. Marienthal (IBZ), das Soziokulturelle Zentrum Hillersche Villa aus Zittau und der Förderkreis der Görlitzer Synagoge beteiligen sich mit der Gemeinschaftsaktion „Tacheles Oberlausitz – Initiative für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus“ am bundesweiten Festjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“.

Wie haben Jüdinnen und Juden in der Vergangenheit die Oberlausitz geprägt? Leben heute (wieder) Juden und Jüdinnen hier? Und wenn ja, was bedeutet es für sie, hier jüdisch zu sein? Woher kommt eigentlich Antisemitismus und was können wir dagegen tun? Diesen Fragen gehen die Organisatorinnen und Organisatoren in einem vielfältigen Veranstaltungsprogramm nach. Sie laden alle Interessierten ein, die Geschichte und Gegenwart jüdischen Lebens zwischen Görlitz, Ostritz und Zittau zu erkunden und miteinander ins Gespräch zu kommen. Geplant sind u.a. ein Kurzfilmabend, Vorträge und Diskussionen, Konzerte, Theater, Gesprächsangebote, ein jüdisches Fest und eine Wanderausstellung.

Los geht es im Juli mit einem Podcast über Geschichten und Orte jüdischen Lebens in der Region. „In der ersten Folge geht es um die Frage, was die Nachfahren von im Nationalsozialismus geflüchteten Juden und Jüdinnen eigentlich noch mit ihren Herkunftsorten in der Oberlausitz verbindet, und was diese Verbindungen für die im Ausland lebenden Familien, aber auch die Menschen vor Ort bedeuten können.“, sagt Anne Kleinbauer von der Hillerschen Villa, die das Hörformat produziert.

Um aus der Oberlausitz heraus ein klares Zeichen zu setzen, beteiligen sich die drei Projektpartner aktiv im 2020 neu gegründeten „Bündnis gegen Antisemitismus Dresden und Ostsachsen“, das vom Dresdner Verein RAA Sachsen e.V. koordiniert wird. 25 Organisationen aus der jüdischen Community und der sächsischen Zivilgesellschaft bündeln hier ihre Kräfte und ihr Engagement gegen Antisemitismus.

„Wir freuen uns sehr über die Beiträge aus Ostritz, Görlitz und Zittau“, würdigt Andrei Kovacs, der leitende Geschäftsführer des Kölner Vereins „321-2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland e.V.“, der im Auftrag des Bundesministeriums des Innern das Festjahr koordiniert, das Projekt „Tacheles Oberlausitz“ als „Bereicherung des Festjahres“. Dieses lebe von der starken regionalen Verankerung in ganz Deutschland, unterstreicht die Generalsekretärin des Vereins 321, Sylvia Löhrmann. „Das Judentum ist konstitutiv für Deutschland. Das wird mit diesem Projekt veranschaulicht und trägt dazu bei, möglichst viele Menschen konkret anzusprechen.“

Hintergrund

Im Jahr 2021 leben Jüdinnen und Juden nachweislich seit mehr als 1.700 Jahren auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands. Unter dem Namen „#2021JLID – Jüdisches Leben in Deutschland“ wird dieses Ereignis bundesweit von mehreren hundert Projekten in rund tausend Veranstaltungen gefeiert. Alle Beteiligten eint das Ziel, jüdisches Leben sichtbar und erlebbar zu machen und dem erstarkenden Antisemitismus etwas entgegenzusetzen. 

Hintergrund ist, dass der römische Kaiser Konstantin am 11. Dezember 321 ein Edikt erließ. Dieses Gesetz besagte, dass Juden städtische Ämter in den Kurien, den römischen Stadträten, bekleiden durften und sollten. Das Edikt Konstantins, das in einer Abschrift in der Bibliothek des Vatikans aufbewahrt wird, ist somit das früheste schriftliche Zeugnis über jüdisches Leben in Mittel- und Nordeuropa. Es belegt, dass jüdische Gemeinden bereits seit der Spätantike integrativer Bestandteil der europäischen Kultur sind. Im Jahr 2021 leben Jüdinnen und Juden also nachweislich seit mindestens 1700 Jahren auf dem Territorium des heutigen Deutschlands.

Weiterführende Informationen für Interessierte:

Informationen zu „Tacheles Oberlausitz – Initiative für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus“ finden sich hier: https://www.ibz-marienthal.de/politik-und-gesellschaft/tacheles-oberlausitz

Ein Überblick über das bundesweite Programm des jüdischen Festjahres findet sich hier: https://2021jlid.de/programm

Kontakt:

Anna Olbrich Projektkoordination „Tacheles Oberlausitz“
Internationales Begegnungszentrum St. Marienthal
02899 Ostritz, Marienthal 10
Tel. 035823 77230; Durchwahl 77273
Mail: olbrich@ibz-marienthal.de