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Bistum Dresden Meissen
20. Juni 2021

Geglücktes Experiment: große Gemeinschaft feiert Bistumsjubiläum real und digital

Gottesdienst zum Jubiläumsfest verbindet Menschen im ganzen Bistum und weit darüber hinaus

Dresden. Aus der Not eine Tugend gemacht: das hat das Bistum mit dem Festgottesdienst zum 100-jährigen Bistumsjubiläum. Unter dem Motto „digital und dezentral“ wurden über ein Video-Konferenz-Modul die Pfarreien, die parallel zum Hauptgottesdienst im ganzen Bistum zu Gottesdiensten versammelt waren, digital in die Feier einbezogen. Corona-bedingt hatte die Zahl der Gottesdienstteilnehmer in der Bischofskirche beschränkt werden müssen. 

Bischof Timmerevers: „Die letzten Monate waren in dieser Hinsicht von neuen Konzepten geprägt. Heute haben wir über das ganze Bistum hinweg in großer Gemeinschaft miteinander gefeiert und gebetet. Ich bin sehr dankbar, dass die digitalen Möglichkeiten uns so miteinander verbinden konnten, dass wir im gemeinsamen Singen und Beten einander im Glauben bestärken konnten.“

Bischofskonferenz-Vorsitzender würdigt Glaubenszeugnis der Menschen im Bistum

In seiner Predigt würdigte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing aus Limburg, das Wirken der Katholischen Kirche in Sachsen und Ostthüringen. „Mit großem Respekt und tiefem Dank“ schaue er auf das Glaubenszeugnis der Menschen im Bistum Dresden-Meißen, „denn die äußeren Gegebenheiten waren selten einfach“. Insbesondere die letzten 100 Jahre seien von zwei Diktaturen geprägt gewesen. Die Gläubigen hätten sich dabei der Herausforderung gestellt, „in aller äußeren Unfreiheit die Freiheit des Denkens und Liebens zu verwirklichen, die der Geist Gottes Menschen schenkt“. Er erinnerte zugleich daran, dass die Friedliche Revolution „nicht zuletzt von Christinnen und Christen hier vor Ort ausgegangen ist und uns allen die Wiedervereinigung geschenkt hat“.

Mit Bezug auf das vielzitierte Wort Kardinal Marx‘ vom „toten Punkt“ der Kirche sagte der Bischofskonferenz-Vorsitzende: „Keineswegs hat er die Kirche damit totsagen wollen, ganz im Gegenteil.“ Wichtig seien allerdings nötige Weichenstellungen für die Zukunft der Kirche. Das Beispiel der Stadt Dresden zeige, wie aus „Zerstörung und schrecklichem Untergang neue Energie und neue Schönheit erwachsen können“.

Gottesdienst brachte Menschen real und digital in Gemeinschaft

Der Festgottesdienst wurde live im MDR Fernsehen übertragen. An der bei hochsommerlichem Wetter begangenen Feier nahmen als „Kinder des Bistums“ auch der frühere Dresdner Bischof und heutige Erzbischof von Berlin Dr. Heiner Koch, der aus dem Bistum stammende Bischof von Saratow (Russland) Clemens Pickel, die emeritierten Bischöfe Joachim Reinelt (Dresden-Meißen) und Dr. Konrad Zdarsa (Augsburg) sowie der Dresdner Generalvikar und Domdekan Andreas Kutschke teil.

Zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter aller Regionen des Bistums gestalteten den Gottesdienst mit. Liveschalten zeigten mehr als drei Dutzend parallele Gottesdienstfeiern von Gera im Westen bis Ostritz im Osten der Diözese. Fürbitten waren unter anderem auch von Pflegekräften im Krankenhaus sowie von Menschen im Fußballstadion vorgetragen worden. Verschiedene Elemente waren mehrsprachig gestaltet, besonderer Blick lag dabei auf der sorbischen Sprache. Das Bistum Dresden-Meißen ist stark durch die in der Oberlausitz beheimateten katholischen Sorben geprägt. Auch Frauen in der bekannten sorbischen Tracht hatten am Gottesdienst mitgewirkt.

Für die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes sorgten unter anderem Sänger der Dresdner Kapellknaben und Dresdner Blechbläser, Mädchen und Jungen des Bistumskinderchors, ein Quartett des sorbischen Gymnasiums Bautzen, die Band GrooveB sowie Prof. Thomas Lennartz an der Silbermannorgel.

Zum Gesang des Bistumsliedes wurde zudem ein virtueller Bistumschor zusammengestellt: Musikbegeisterte waren eingeladen, sich beim Singen oder Musizieren des Bistumslieds zu filmen. Aus den Einsendungen entstand durch den Zusammenschnitt der vielen Einzelaufnahmen ein großer, virtueller Chor, der im Gottesdienst auf Bildschirmen zu erleben war.

Familien-Aktion „Schiff, ahoi“

Im direkten Anschluss an den Jubiläums-Festgottesdienst waren als Aktion der Jugend- und Familienseelsorge des Bistums etwa zweitausend bunte Papierschiffe vor der Kathedrale zu sehen. Gebastelt und zugesandt wurden die Schiffe von vielen Helferinnen und Helfern, die damit ein zentrales Motiv des Jubiläumsjahres in die Tat umsetzten.

„100 gute Gründe“ lautet das Jubiläumsmotto zur Wiedererrichtung, das den Blick zum einen auf die „guten Gründe“ zu glauben richten will und zum anderen die Frage stellt, wie Christentum im 21. Jahrhundert glaubwürdig gestaltet werden kann. Vor 100 Jahren wurde das Bistum wiedergegründet. Heute gehören zur Diözese mehr als 140.000 Getaufte, das entspricht rund drei Prozent der Bevölkerung. Das Gebiet erstreckt sich über Sachsen und weite Teile Ostthüringens.

Text: Michael Baudisch
Fotos: Andreas Gäbler, Andreas Golinski, Elisabeth Meuser

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