Kirchbau in russischem Gefängnis


Dresden, 15.06.2000 (KPI): Erstmals in einem russischen Gefängnis hat der Bischof von Saratow Clemens Pickel am 30 Mai im Dorf Leplej eine katholische Kirche geweiht. In dem in der Mordowischen Republik gelegenen Dorf im Norden der Bischöflichen Administratur befindet sich die Kolonie Nr. 22, die für den Strafvollzug für Ausländer bestimmt ist. Auf Initiative des irischen Priesters Pfarrer Philip Andrews, der zu Bischof Clemens Administratur gehört, bauten Strafgefangene aus 50 Ländern innerhalb eines Jahres die Kirche "Hl. Familie" mit einem Grundriss von 80 Quadratmetern. Die Bauleitung hatte der Chef der Strafkolonie übernommen. Zu Sowjetzeiten wäre das undenkbar gewesen, ob es in zaristischer Zeit eine katholische Gefängniskirche gegeben hat, ist nicht bekannt.

In der Kolonie 22 leben 270 ausländische Gefangene. Sie ist das einzige reine Ausländergefängnis in der Russischen Föderation. Etwa 200 andere leben zusammen mit russischen Gefangenen in Nachbarkolonien ebenfalls im Wald von Mordowien an der Nordgrenze der Administratur.

Die ersten Gefängnisse dieser heute noch 16 Kolonien wurden bereits 1931 erbaut. Auch politische Gefangene, Bekenner des Glaubens und Kriegsgefangene seien in ihnen interniert gewesen und gestorben, schreibt Bischof Pickel in einer e-Mail. In den Wäldern um die Lager herum wiesen Hügelfelder auf vergessene Friedhöfe hin. Pickel nennt weiter die Kolonie Nr. 21, in der 130 Kranke mit offener TBC inhaftiert sind und die Kolonie Nr. 19 mit HIV-Infizierten. Die Versorgung der Kranken sei minimal. Insgesamt seien z. Zt. in Russland ca. 1.250 000 Menschen inhaftiert, d. h. jeder 5. Mann zwischen 18 und 45 Jahren sitze.

Ursula Wicklein nach einer Mail von Bischof Pickel



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