Zehn-Gebote-Projekt Katholischer Akademien wird mit Kardinal Vlk eröffnet

Die Eröffnungsveranstaltung eines gemeinsamen Projekts der Katholischen Akademien Berlin, Erfurt, Magdeburg und Dresden findet am Mittwoch, dem 12. Januar, 19.30 Uhr in der Propstei Leipzig, Emil-Fuchs-Str. 5-7 statt.

Die Akademien wollen mit ihrem Projekt zur öffentlichen Wertediskussion beitragen. In zwölf großen Städten der neuen Bundesländer werden von Januar bis Mai 2000 von ihnen vierzehn Veranstaltungen zu Themen angeboten, die sich auf die Zehn Gebote beziehen.

Das Thema der ersten Veranstaltung heißt "Leben in Freiheit - nach der samtenen Revolution" und nimmt sowohl die besondere Biographie des Hauptreferenten, Miloslav Kardinal Vlk,* Prag, auf als auch die Grundlage aller Gebote, die Freiheit.

Außer Kardinal Vlk werden Erich Iltgen, Präsident des Sächsischen Landtages, Joachim Reinelt, Bischof von Dresden-Meißen, Christoph Dieckmann, Redakteur der ZEIT, Berlin, und Friederike Woldt, designierte Generalsekretärin des Evangelischen Kirchentages, Dresden, als Referenten und Diskutanten zur Verfügung stehen.

Die Zehn Gebote hat das Volk Israel nach biblischer überlieferung vor mehr als zweitausend Jahren von Gott erhalten. Sie formulieren einen Verhaltenskodex für den einzelnen. Man kann sie aber zugleich als eine Art Sozialcharta oder Erklärung von Menschenrechten ansehen, denn sie zielen auf das gesellschaftliche Zusammenleben. In Vorträgen mit hochrangigen Referenten und in Gesprächen soll in allen Veranstaltungen der Frage nachgegangen werden, welche Bedeutung diese Gebote heute für uns noch haben bzw. wie sie heute formuliert würden.

Man wolle die Kräfte der Akademien bündeln und mit diesem Projekt möglichst eine breite Öffentlichkeit ansprechen, sagte Dr. Susanna Schmidt, die neue Direktorin der Katholischen Akademie in Berlin. Denn Aufgabe der Akademien sei weniger die binnenkirchliche Verständigung als das Hineinwirken in die Gesellschaft und das Aufgreifen brennender Fragen.

Zur Person

*Miloslav Kardinal Vlk ist seit 1991 Erzbischof von Prag.

Er ist am 17. Mai 1932 in Liznice geboren. Seinen Wunsch, Priester zu werden, hatte er zunächst nicht verwirklichen können, da die kirchlichen theologischen Ausbildungsstätten vom Staat aufgelöst worden waren. Er hat deshalb nach seinem Armeedienst Archivistik studiert, promovierte auf diesem Gebiet und wurde schließlich Direktor des Bezirks- und Staatsarchivs in Ceské Budejovice (Budweis). 1964 nahm er nach Beratungen mit seinem internierten Bischof das Theologiestudium in Litomerice (Leitmeritz) auf. 1968, in der Zeit des Prager Frühlings, empfing er in der Bischofstadt Budweis die Priesterweihe. Im Anschluß war er dort als Sekretär von Bischof Hlouch, danach auf staatlichen Druck hin in kleinen Böhmerwaldpfarreien tätig. 1978 sprach ihm der Staat generell ein Berufsverbot aus. Vlk wechselte Ort und Tätigkeit und arbeitete fortan als Schaufensterputzer in Prag. Aus gesundheitlichen Gründen ging er 1986 für knapp drei Jahre wieder in seinen alten Beruf als Archivar. Während dieser ganzen Zeit hat er als Seelsorger in Untergrundgruppen gearbeitet. Erst zum Jahresbeginn 1989 erhielt er eine befristete staatliche Zustimmung, wieder als Priester tätig sein zu dürfen. Im Februar 1990 ernannte ihn der Papst zum Bischof und besetzte mit ihm den 18 Jahre vakanten Bischofsstuhl in Budweis. Schon im Herbst 1990 schrieb Bischof Vlk einen "Versöhnungsbrief an die aus ihrer Heimat vertriebenen katholischen Böhmerwäldler" und verurteilte darin die Vertreibung der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg aus Böhmen und dem Sudetenland. Er bezeichnete sie mit einem Zitat des tschechoslowakischen Präsidenten Vaclav Havel als zutiefst unmoralische Tat.



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