Priester des Bistums Dresden-Meißen mit Bundesverdienstkreuz geehrt

am 25.11.2002

Dresden, 25.11.2002 (KPI): Für seinen unerschrockenen Kampf um Menschenwürde und Toleranz ist Pfarrer Hermann Scheipers am Vormittag mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet worden. Der Priester und Ehrendomkapitular des Bistums Dresden-Meißen erhielt die Ehrung in seiner Geburtsstadt Ochtrup zusammen mit seiner Zwillingsschwester Anna Schweppe, geborene Scheipers. Sie hatte 1942 ihren Bruder und viele weitere Priester durch eine mutige Intervention beim SS-Reichssicherheitshauptamt in Berlin vor der Gaskammer des Konzentrationslagers bewahrt. Aus dem Bistum Dresden-Meißen nahmen an der Ehrung Weihbischof Georg Weinhold, der Leiter der Abteilung Pastoral Dr. Bernhard Dittrich und Diözesanarchivrat a. D. Dr. Siegfried Seifert teil. Aus Schirgiswalde, wo Pfarrer Scheipers 22 Jahre als Seelsorger tätig war, waren Pfarrer Alexander Paul und Mitglieder des Pfarrgemeinderats zu der Feier angereist.

1913 in Ochtrup/Westfalen geboren, kam Hermann Scheipers 1936 nach Abschluss seines Studiums in Münster zum Pastoralseminar nach Schmochtitz bei Bautzen. 1937 wurde er im Bautzner St. Petri-Dom zum Priester geweiht und trat anschließend eine Stelle als Kaplan in Hubertusburg an. Am 1.4.1940 wurde er verhaftet, weil er sich als Seelsorger offen für ausländische Zwangsarbeiter einsetzte. Vom Polizeigefängnis Leipzig aus kam er am 28.3.1941 ins KZ Dachau.
Unter Lebensgefahr schmuggelte seine Schwester daraufhin in den folgenden Jahren Briefe, Lebensmittel und Medikamente ins Lager. Ihrem Einsatz vor dem Reichssicherheitshauptamt in Berlin ist zudem zu verdanken, dass schätzungsweise 600 Priester vor der Ermordung in den Gaskammern bewahrt blieben. Für ihr Engagement war Anna Schweppe bereits 1987 mit dem päpstlichen Orden „Pro Ecclesia et Pontifice" ausgezeichnet worden.

Pfarrer Scheipers gelang am 27.4.1945 auf einem „Todesmarsch" die Flucht in die Freiheit. Schon 1946 kehrte er ins Bistum Meißen zurück und wirkte als Seelsorger in Radebeul, Berggießhübel, Dresden-Johannstadt, Freital, Wilsdruff und Schirgiswalde. 1973 ehrte ihn Bischof Georg Schaffran mit der Ernennung zum Ehrendomkapitular des Kathedralkapitels St. Petri in Bautzen. 1983 trat Hermann Scheipers in den Ruhestand und kehrte in sein Heimatbistum Münster zurück.

In den letzten Jahrzehnten hatte es sich Pfarrer Scheipers besonders zur Aufgabe gemacht, vor Schulklassen und bei Bildungsveranstaltungen von seinen Erlebnissen unter Hitler-Regime und im SED-Staat zu berichten und speziell Jugendliche vor Intoleranz und Radikalismus jeder Art zu warnen.

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