Ausstellung zur Geschichte des Sonntags

ab 20. Juni im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig


„Sonntag muss Sonntag bleiben!" fordern Kirchen und Gewerkschaften in der Diskussion um die Arbeitsruhe am „siebten Tag". Droht der Sonntag aus ökonomischen Gründen zum profanen Wochentag degradiert zu werden?

Eine Ausstellung unter dem Titel "Am siebten Tag. Geschichte des Sonntags" zeigt ab 20. Juni 2003 bis 4. Januar 2004 mit über 800 Exponaten die Entwicklung dieses besonderen Tags als Teil unserer abendländischen Kultur – von seinen religiösen Wurzeln bis zu aktuellen Auseinandersetzungen in der Gegenwart. Im Mittelpunkt steht die Sonntagsgestaltung in Ost und West seit 1945.

Ausschnitte aus „Sonntags-filmen" und andere Medien ergänzen die Präsentation, die bereits im Haus der Geschichte in Bonn großes Besucherinteresse gefunden hat. Sie ist nun im Zeitgeschichtlichen Forum zu sehen. Der Eintritt ist frei.

Ausgehend von Bibelzitaten aus der Schöpfungsgeschichte und dem Dritten Gebot werden die Traditionslinien des Sonntags als „Tag des Herrn" über Mittelalter und Reformation bis heute beleuchtet. Zu sehen sind unter anderem eine Skulptur der heiligen Notburga und ein Messgewand von 1500.

Die wesentlichen Züge des traditionellen bürgerlichen Sonntags bildeten sich in der Zeit des Biedermeiers im 19. Jahrhundert heraus. Motive der „Sonntagskultur" mit Kirchgang und Sonntagsspaziergang spiegeln sich in zeitgenössischen Gemälden wider.

Die gesetzliche Verankerung der Sonntagsruhe in der Weimarer Republik ermöglichte den Arbeitern die Prägung einer eigenen Ausflugs- und Vereinskultur. Das noch junge Medium der Fotografie hält dies anschaulich fest. Aufmarsch-pläne, Plakate und Kalendarien von nationalsozialistischen Organisationen belegen, dass diese ihre Veranstaltungen bewusst in Konkurrenz zu den Gottesdiensten planten. Protestbriefe der Kirchen zeugen davon, wie diese Praxis in das Gemeindeleben eingriff.

Ein Bild der zerstörten Frauenkirche in Dresden, das Modell einer evangelischen Notkirche oder der zerlegbare Kelch und das Messtuch eines katholischen „Rucksackpriesters" zeugen vom schwierigen Aufbau der Gemeinden in der unmittelbaren Nachkriegszeit.

Nach 1949 prägten die verschiedenen gesellschaftlichen und politischen Systeme in der Bundesrepublik Deutschland und der DDR den Sonntag und seine Gestaltung. Zwei wesentliche Entwicklungen kennzeichnen den Wandel in Westdeutschland: Zum einen ließ die kirchliche Bindung seit Mitte der 1960er Jahre nach, zum anderen führten wirtschaftliches Wachstum und Arbeitszeit-verkürzung – vor allem die stufenweise Durchsetzung des arbeitsfreien Samstags – zu mehr Freizeit.

In der DDR versuchte die SED-Führung, den religiösen Gehalt des Sonntags und den Einfluss der Kirchen zurück zu drängen. Jugendweihe und Aufbausonntag sind Beispiele. Arbeit und Freizeit im Kollektiv sollten auch das Wochenende bestimmen. Viele Familien zogen sich allerdings lieber in ihre Datsche im Grünen zurück. Die schrittweise Einführung der Fünftagewoche nach 1967 unterstützte den Rückzug ins Private.

Aktuelle Blicke auf den Sonntag runden die Ausstellung ab. Die Diskussion um die Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten, Eindrücke von Sonntagsklischees aus Werbefilmen und Beispiele individueller Freizeitgestaltung veranschaulichen die Vielschichtigkeit der Thematik. Die Besucher haben schließlich die Möglichkeit, ihre persönliche Einstellung zum Sonntag mit den Ergebnissen aktueller Meinungsumfragen zu vergleichen.

Zur Ausstellung ist im Museumsshop sowie über den Online-Shop ein Begleitband zum Preis von 19,90 � erhältlich. Das Zeitgeschichtliche Forum bietet ferner ein Rahmenprogramm an.
Öffnungszeiten
Dienstag – Freitag 9–18 Uhr
Samstag/Sonntag 10–18 Uhr
Eintritt frei



link


Impressum