Bischof und Dompfarrer weihen Denkmäler zur Erinnerung an christliche Opfer des Nazi-Regimes

am 4. Mai in Dresden

Dresden, 29.04.03 (KPI): Gleich zwei Gedenkstätten, die an sechs polnische, christliche Opfer des Nationalsozialismus erinnern, werden am 4. Mai in Dresden geweiht. Am Morgen weiht Bischof Joachim Reinelt im Gottesdienst um 10.30 Uhr in der Katholischen Hofkirche eine Holzplastik im Seitenschiff der Kathedrale. Auf dem Neuen Katholischen Friedhof, wo fünf von ihnen bestattet liegen, weiht Dompfarrer Klemens Ullmann um 18 Uhr ein neu gestaltetes Denkmal auf ihrem Grab.

Diese fünf jungen Polen waren im August 1942 wegen angeblicher Vorbereitung zum Hochverrat in der Richtstätte des Deutschen Reichs am Münchener Platz in Dresden enthauptet worden. Sie hatten Schriften und Flugblätter verteilt und besaßen Kontakte zum polnischen Widerstand. Als sie entdeckt und verhaftet werden, beginnt ein leidvoller Weg durch die Strafanstalten des Dritten Reiches. Über Wronki, Berlin-Neukölln und Spandau kommen sie nach Zwickau und von hier aus nach Dresden. Die Haft ist hart. Enge Zellen in Wronki, unerträglicher Hunger in Zwickau. Dennoch bleiben sie ihren Lebensprinzipien treu.

Alle fünf waren überzeugte Katholiken. Als Jugendliche besuchten sie ein Oratorium des Salesianerordens. Hier spielten und musizierten sie, fuhren gern ins Sommerferienlager und beteten gemeinsam, getreu den Regeln des Oratoriums. Als sie von ihrem Todesurteil erfahren, verzweifeln sie nicht, sondern richten sich an ihrem Glauben auf. Edward Ka�mierski, einer der fünf, schreibt an seine Eltern: „Auf Wiedersehen im Himmel.“ So werden die fünf im Gefängnis von ihren Mithäftlingen rasch „die fröhlichen fünf“ genannt, weil sie auch unter den harten Bedingungen ihre freundliche Art behielten. In den handschriftlichen Aufzeichungen des Gefängnisseelsorger, der die Verurteilten auf ihrem Weg zur Hinrichtung begleitete, steht: „Kurz bevor der erste Verurteilte hinausgeführt wurde, bat er mich: Halten Sie bitte das Kreuz so hoch, dass jeder von uns es bis zum Schluss sehen kann.“

Ein sechster polnischer Christ, der Steyler Missionsbruder Grzegorz Boles�aw Fr�ckowiak (1911 bis 1943) opferte im Mai 1943 sein Leben, um wenigstens einige seiner Freunde vor dem Tod zu retten: Freiwillig nahm er die Folgen einer verbotenen Flugblattaktion auf sich, in die er nie verwickelt gewesen war. Nachdem er gebeichtet und die Kommunion empfangen hatte, wurde er in der Dresdner Richtstätte zum Fallbeil geführt, die anderen aber kamen frei. Wo der Missionsbruder bestattet wurde, ist unbekannt.

Papst Johannes Paul II. hat alle sechs 1999 selig gesprochen. Neben dem Grab auf dem Neuen katholischen Friedhof in Dresden und der Holzplastik in der Katholischen Hofkirche erinnert auch eine Gedenkstätte in der Pfarrei St. Paulus – der Gemeinde, in deren Bezirk die Richtstätte lag - an die christlichen Märtyrer.
MB


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