Prälat Hermann Scheipers wird Ehrenbürger von Schirgiswalde

einstimmiger Stadtratsbeschluss gefasst


Prälat Hermann Scheipers
Schirgiswalde, 08.10.03 (KPI): Prälat Hermann Scheipers (90) wird Ehrenbürger von Schirgiswalde. Wie die Sächsische Zeitung in Bautzen berichtet, habe der Stadtrat einstimmig einen entsprechenden Beschluss gefasst. Von 1960 bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 1983 war Hermann Scheipers Pfarrer in der Oberlandstadt. Mit der Ernennung würden sein Engagement für den Ort, aber auch seine Verdienste im Einsatz gegen Intoleranz und Radikalismus gewürdigt. In den letzten Jahrzehnten hat Hermann Scheipers es sich besonders zur Aufgabe gemacht, vor Schulklassen und bei Bildungsveranstaltungen von seinen Erlebnissen unter dem Hitler-Regime und im SED-Staat zu berichten und vor Intoleranz und Radikalismus jeder Art zu warnen. Nach Schirgiswaldes ehemaligem Bürgermeister Wolfgang Rösler, der 2002 diese Auszeichung erhielt, ist Hermann Scheipers der zweite Ehrenbürger der Oberlandstadt.

Die Biographie Hermann Scheipers� ist geprägt vom Leben unter zwei Diktaturen. 1913 in Ochtrup geboren, ging er 1936 nach Abschluss seines Studiums in Münster ins Pastoralseminar nach Schmochtitz bei Bautzen. 1937 wurde er im Bautzner St. Petri-Dom zum Priester geweiht und trat anschließend eine Stelle als Kaplan in Hubertusburg an. Am 4. Oktober 1940 wurde er verhaftet, weil er sich als Seelsorger offen für ausländische Zwangsarbeiter engagierte, gemeinsam mit ihnen einen Gottesdienst feiern wollte. Vom Polizeigefängnis Leipzig aus kam er im März 1941 ins KZ Dachau.

Unter Lebensgefahr hielt seine Schwester in den folgenden Jahren den Kontakt zu ihrem inhaftierten Bruder aufrecht, schmuggelte Briefe, Lebensmittel und Medikamente ins Lager. 1942 rettete sie ihn und zugleich viele weitere Priester durch eine mutige Intervention beim SS-Reichssicherheitshauptamt in Berlin vor der Gaskammer des Konzentrationslagers. Am 27. April 1945 gelang Scheipers auf einem „Todesmarsch� die Flucht in die Freiheit. Schon 1946 kehrte er ins Bistum Meißen zurück, wo er bald mit dem SED-Regime in Konflikt geriet.

Pfarrer Scheipers wirkte im Bistum Dresden-Meißen als Seelsorger in Radebeul, Berggießhübel, Dresden-Johannstadt, Freital, Wilsdruff und Schirgiswalde. 1983 trat er in den Ruhestand und kehrte in sein Heimatbistum Münster zurück. 1973 wurde er zum Ehrendomkapitular des Kathedralkapitels St. Petri in Bautzen erhoben. Im November 2002 erhielt er das Bundesverdienstkreuz am Bande. Im April dieses Jahres wurde Hermann Scheipers von Papst Johannes Paul II. zum päpstlichen Ehrenprälat ernannt. MB

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