Schirgiswalde macht Prälat Hermann Scheipers zum Ehrenbürger

am 21. November in Schirgiswalde


Prälat Hermann Scheipers
Schirgiswalde, 10.11.03 (KPI): Schirgiswaldes Bürgermeister Patric Jung wird am Freitag, dem 21. November, um 18 Uhr Prälat Hermann Scheipers (90) zum Ehrenbürger der Stadt ernennen. Die Veranstaltung findet im Elisabethsaal im Gemeindehaus der katholischen Pfarrei (Kirchberg 4) statt. Die Laudatio hält Dr. Siegfried Seifert.

Von Mai 1960 bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand im August 1983 war Hermann Scheipers Pfarrer in Schirgiswalde. Im Beschluss des Stadtrats zur Verleihung der Ehrenbürgerschaft heißt es: „Die Verleihung des Ehrenbürgerrechts der Stadt Schirgiswalde an Hermann Scheipers soll ein Ausdruck des Dankes und der Anerkennung für sein Schaffen, aber gleichzeitig auch eine öffentliche Erinnerung an seinen Widerstand gegen zwei Diktaturen sein.“ Pfarrer Scheipers engagierte sich im sozialen Bereich in Schirgiswalde unter anderem für den Bau eines Altenheimes in kirchlicher Trägerschaft. Im Kindergartenbereich, der Jugend- und Seniorenarbeit setzte er deutliche Akzente. Nach Schirgiswaldes ehemaligem Bürgermeister Wolfgang Rösler, der 2002 diese Auszeichung erhielt, ist Hermann Scheipers der zweite Ehrenbürger der Oberlandstadt.

Die Biographie Hermann Scheipers� ist geprägt vom Leben unter zwei Diktaturen. 1913 in Ochtrup geboren, ging er nach Abschluss seines Studiums ins Pastoralseminar nach Schmochtitz bei Bautzen. 1937 wurde er in Bautzen zum Priester geweiht und trat anschließend eine Stelle als Kaplan in Hubertusburg an. Am 4. Oktober 1940 wurde er verhaftet, weil er sich als Seelsorger offen für ausländische Zwangsarbeiter engagierte, gemeinsam mit ihnen einen Gottesdienst feiern wollte. Vom Polizeigefängnis Leipzig aus kam er im März 1941 ins KZ Dachau.

Unter Lebensgefahr hielt seine Schwester in den folgenden Jahren den Kontakt zu ihrem Bruder aufrecht, schmuggelte Briefe, Lebensmittel und Medikamente ins Lager. 1942 rettete sie ihn und zugleich viele weitere Priester durch eine mutige Intervention beim SS-Reichssicherheitshauptamt in Berlin vor der Gaskammer des Konzentrationslagers. Am 27. April 1945 gelang Scheipers auf einem „Todesmarsch� die Flucht in die Freiheit. Schon 1946 kehrte er ins Bistum Meißen zurück, wo er bald mit dem SED-Regime in Konflikt geriet. Er leistete – neben seinem aufopferungsvollen Wirken in der Pfarrgemeinde – oft auch Bürgern persönlich Hilfe in der Auseinandersetzung mit dem totalitären Staat. In den letzten Jahrzehnten hat Hermann Scheipers es sich besonders zur Aufgabe gemacht, vor Schulklassen und bei Bildungsveranstaltungen warnend von seinen Erlebnissen unter dem Hitler-Regime und im SED-Staat zu berichten.

Pfarrer Scheipers wirkte im Bistum Dresden-Meißen als Seelsorger in Radebeul, Berggießhübel, Dresden-Johannstadt, Freital, Wilsdruff und Schirgiswalde. 1983 trat er in den Ruhestand und kehrte in sein Heimatbistum Münster zurück. 1973 wurde er zum Ehrendomkapitular des Kathedralkapitels St. Petri in Bautzen erhoben. Im November 2002 erhielt er das Bundesverdienstkreuz am Bande. Im April dieses Jahres wurde Hermann Scheipers von Papst Johannes Paul II. zum päpstlichen Ehrenprälat ernannt.

Einen Beitrag unter dem Titel "Dir gehört mein Leben" über das Leben von Hermann Scheipers und seiner Zwillingsschwester Anna zeigt das WDR Fernsehen am Freitag, dem 14. November, um 11.15 Uhr.

MB


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