Tradition der Ostersaatreiter feiert 375jähriges Jubiläum

Am Ostersonntag, 20. April, in Ostritz

Ostritz, 16.04.03 (KPI): Jedes Jahr am Ostersonntag schwingen sich vor den Türen der Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt in Ostritz Scharen von Reitern in den Sattel. Der Grund: Sie sind Ostersaatreiter, und verkünden vom Pferderücken aus die christliche Osterbotschaft, dass Jesus von den Toten auferstanden ist.

In diesem Jahr können die Reiter ein beachtliches Jubiläum feiern: Seit 375 Jahren findet der Ritt inzwischen statt. Norbert Hilbig, katholischer Pfarrer in Ostritz, rechnet daher auch mit bis zu hundert Teilnehmern an der Prozession. Die Reiter sind elegant gekleidet: Mit Frack, Zylinder und blankgewienerten Stiefeln sitzen sie auf ihren herausgeputzten Pferden.

Und auch Pfarrer Hilbig, vier weitere katholische und zwei evangelische Amtsbrüder lassen es sich nicht nehmen und begleiten den Zug hoch zu Ross. Pfarrer Hilbig: „Das Jahr über komme ich kaum zum Reiten. Aber an diesem Tag gehört das einfach dazu, auch wenn es schon etwas anstrengend ist.“

Von den Osterreitern in der sorbischen Lausitz unterscheidet sich der Ritt in Ostritz dadurch, dass neben dem Verkünden der Osterbotschaft die Bitte um gutes Wachstum der Saat auf den Feldern und um Gottes Hilfe für Mensch und Natur im Vordergrund steht. Von Ostritz aus reitet der Zug in einer langen Prozession zum Kloster St. Marienthal, wo den Zisterzienserinnen der Abtei und vielen Besuchern auf dem Klosterhof der Ostersegen überbracht wird. Unterwegs wird an fünf Stationen das Osterevangelium verkündet. Am Hutbergkreuz wird der verstorbenen Reiter gedacht.

Die Prozession startet um 13 Uhr vor der katholischen Kirche; um 16 Uhr kehren die Reiter zurück und beschließen den Zug mit einer Dankandacht in der Kirche. Einige Teilnehmer am Ostersaatritt nehmen oft eine lange Anreise auf sich, um an der Prozession mitreiten zu können. Die Tradition der Ostersaatreiter wurde auch zu DDR-Zeiten ununterbrochen aufrecht gehalten. Bis heute zieht sie jedes Jahr zahlreiche Gäste in die Lausitz. Eine Regel gilt allerdings ebenfalls bis heute: Nur Männer dürfen in der Prozession mitreiten. MB


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