Die Erfüllung eines Traums

Bischof Joachim Reinelt zum 15. Jahrestag des Mauerfalls am 9. November 1989


Bischof Joachim Reinelt
Dresden, 09.11.04 (KPI): Vor einer Verharmlosung der DDR hat Bischof Joachim Reinelt zum 15. Jahrestag des Mauerfalls am 9. November gewarnt. Im Hinblick auf Umfragen, nach denen jeder fünfte Deutsche die Mauer am liebsten wieder hätte, sagte der Bischof im Interview mit der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA): „Wer das wünscht, der sehnt sich zurück in ein großes Staatsgefängnis und in den Verlust seiner Freiheit. Er will einen vormundschaftlichen Staat und seine eigene Verantwortung nicht wahrnehmen.“ Für den Bischof sei die Einheit die Erfüllung eines Traums. „Ich habe darum gebetet und ich habe, so weit ich das überhaupt konnte, darauf hingearbeitet.“ Noch heute sei er stets ergriffen, wenn er über die frühere innerdeutsche Grenze fahre.

Zur gegenwärtigen Situation und im Hinblick auf die erbrachten Leistungen Gesamtdeutschlands sagte der Bischof, seine Erwartungen seien fast ganz eingetroffen. Aber auch, wenn es viele gäbe, die keinen Arbeitsplatz hätten oder andere Nachteile einer Wettbewerbsgesellschaft in Kauf nehmen müssten, sei kein Grund zum Jammern. Ihnen müsse Solidarität zu Teil werden. Doch in der relativ kurzen Zeit sei nicht viel mehr an Aufbau zu schaffen gewesen.

Für die Zukunft äußerte der Bischof den Wunsch, „dass der Sinn für Religiöses weiter wächst“, wofür es gute Anzeichen gebe. Die Kirche müsse sich auf ihren missionarischen Charakter besinnen. Wörtlich sagte der Bischof: „Missionarischer Eifer ist heute nötiger denn je, auch wenn sich viele Christen noch schwer damit tun.“

Die Erinnerungen Bischof Joachim Reinelts an den 9. November 1989:

„Weil ich eine selbstgebaute Schüssel in Dresden auf dem Dach hatte, konnte ich jene historische Pressekonferenz life verfolgen, die den Sturm auf die Mauer zur Folge hatte. Als dann die Menschen in Berlin über die Grenze liefen oder mit den Trabis fuhren, konnte ich mich der Tränen nicht erwehren. Mein erster Besuch in der alten Bundesrepublik erfolgte dann per Flugzeug mit der gesamten Berliner Bischofskonferenz nach München, um in Augsburg die gesamtdeutsche Bischofskonferenz zu treffen. Das war ein Fest. Die Welt hatte sich verwandelt. An so kleine Dinge, wie Begrüßungsgeld, konnte man dann nicht mehr denken. Wir hatten 40 Jahre um die Einheit Deutschlands gebetet, nun war sie da.“

Ein Interview des Kölner Domradios mit Bischof Joachim Reinelt zum 9. November können Sie über den Link unten anhören.

Bischof Reinelt im Interview mit dem Domradio in Köln.


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