In Dresden sind die Kirchen auf dem Weg - am 30. Oktober

Ökumenische Vesper der kath. und der ev. Kirche aus Anlass des 5. Jahrestages der Unterzeichnung der "Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigung"

Dresden, 29.10.04: Katholische und evangelische Christen wollen in Dresden am 30. Oktober 2004 aus Anlass der vor fünf Jahren in Augsburg unterzeichneten "Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigung" eine Ökumenische Vesper unter dem Leitwort "Kirchen auf dem Weg" in zwei Innenstadtkirchen feiern. Die damalige Übereinkunft zwischen Lutheranern und Katholiken als Meilenstein der internationalen ökumenischen Beziehungen wird in Sachsen durch das Beispiel bewährten regionalen Zusammenwirkens sichtbar.

Als Zeichen dafür laden das Bistum Dresden-Meißen und die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens unter Teilnahme der Bischöfe Joachim Reinelt und Jochen Bohl zu einer Ökumenischen Vesper um 16:30 Uhr in die katholische Kathedrale und danach in die evangelische Annenkirche ein. Ein gemeinsamer Weg zwischen den Kirchen mit den Bischöfen, den Sängern des Dresdner Kreuzchores und der Dresdner Kapellknaben sowie evangelischer und katholischer Christen aus Dresden und Umgebung verbindet die beiden Teile der Vesper. Der Fußweg von der Kathedrale, der nach Beendigung des ersten Teils gegen 17:15 Uhr beginnt, führt über den Postplatz zur Annenkirche, wo die von beiden Knabenchören reich ausgestaltete Vesper um 18:00 Uhr fortgeführt wird.

Diese Ökumenische Vesper in Dresden steht im Zusammenhang mit verschiedenen Gedenkveranstaltungen weltweit in diesen Tagen, zu denen kürzlich Kardinal Walter Kasper, Präsident des Päpstlichen Rats zur Förderung der Einheit der Christen, und der Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes, Pfarrer Dr. Ishmael Noko, aufgerufen haben.

In Sachsen gestalten sich seit langem gemeinsame Feiern und gegenseitige Einladungen zwischen den beiden Kirchen unkompliziert und normal. Mittlerweile ist es eine Selbstverständlichkeit bei öffentlichen Anlässen und Gedenken gemeinsam aufzutreten und gemeinsame Anliegen im Freistaat zu vertreten. Nicht zuletzt die Vereinbarung zur konfessionellen Kooperation im Religionsunterricht vor zwei Jahren, die Übereinstimmung beispielsweise beim Sonn- und Feiertagsschutz sowie gemeinsame Erklärungen zu aktuellen gesellschaftlichen Fragen bis hin zu gemeinsamen Aktionen wie die "Woche für das Leben" sind Ausdruck für ein partnerschaftliches Verhältnis zwischen der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens und dem Bistum Dresden-Meißen.

Dass die Ökumene durch die Gemeinden lebt, zeigen Initiativen bei Schulgründungen, zwischengemeindliche Kontakte vor Ort und gemeinsame karitative Projekte wie die Organisation von Nachtcaf�s für Obdachlose. In vielen evangelischen Gemeinden wird das Reformationsfest (31. Oktober) zum Anlass genommen, sich mit einer katholischen Nachbarpfarrei bei einer Gemeindefeier zu treffen.

In der „Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre“, die bei der Unterzeichnung in Augsburg vor fünf Jahre bestätigt worden ist, erklärten Lutheraner und Katholiken offiziell, dass in Grundwahrheiten der Rechtfertigungslehre Übereinstimmung besteht und die gegenseitigen Verurteilungen der evangelischen und katholischen Lehre aus dem 16. Jahrhundert nicht mehr zutreffen. Der wesentliche Inhalt der sogenannten Rechtfertigungslehre ist, dass im christlichen Glauben der Wert des Menschen sich letztlich nicht nach den Leistungen oder Verfehlungen eines Menschen bemisst. Die Glaubenden dürfen auf die Barmherzigkeit Gottes vertrauen, auch wenn in ihren eigenen Augen die Bilanz des Lebens zu ihren Ungunsten ausfällt. Das macht frei von der Sorge um das eigene Seelenheil und befreit zum unbelasteten tatkräftigen Wirken für die Mitmenschen.

Es kommt nun darauf an, die Impulse und das Potential dieser Übereinstimmung zu nutzen und das gemeinschaftliche Handeln der Kirchen zu intensivieren.


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