Landesbischof Bohl und Bischof Reinelt für Teilnahme an Landtagswahl

Gemeinsame Erklärung vom 13. September in Dresden


Ruft zur Beteiligung an der Landtagswahl auf: Bischof Joachim Reinelt.
13.09.04, Dresden: Gemeinsam rufen Landesbischof Jochen Bohl, Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens, und Bischof Joachim Reinelt, Bistum Dresden-Meißen, alle Wählerinnen und Wähler auf, sich an der Wahl des Landtages in Sachsen am 19. September 2004 zu beteiligen. Die Bischöfe bitten alle Bürger, ihr Wahlrecht verantwortlich auszuüben.

Eine Protestwahl zugunsten extremer Parteien oder eine Stimmenthaltung führen nur in die Sackgasse und gefährden die mühsam erworbenen Güter wie Demokratie, Rechtssicherheit und Freiheit in unserem Land. Ängste dürfen nicht durch politische Kräfte einseitig instrumentalisiert werden und zu Aggression und Resignation bei den Menschen führen. Trotz der Schwierigkeiten, vor denen sich viele Menschen sehen, bleibt die Auseinandersetzung im demokratischen System ohne Alternative. Die begonnenen und unumgänglichen Reformen stehen in einem größeren Zusammenhang unserer gesamtgesellschaftlichen Entwicklung, wo es stärker als bisher um Solidarität geht zwischen Älteren und Jüngeren, zwischen Menschen, die im Arbeitsleben stehen, und jenen, die ohne Beschäftigung sind. Die Kirchen haben in der Vergangenheit häufig auf die Konsequenzen der Bevölkerungsentwicklung hingewiesen, aber auch gleichzeitig Hoffnung und Mut gemacht, auf die Veränderungen familienpolitisch zu reagieren.

Landesbischof Bohl und Bischof Reinelt sehen keinen Grund, angesichts der augenblicklichen politischen Auseinandersetzungen zu resignieren. Statt dessen müssen sich alle am gesellschaftlichen Dialog als Wähler oder durch die Übernahme politischer Verantwortung beteiligen. An alle Christen in diesem Land appellieren sie, sich nach ihren Möglichkeiten positiv einzubringen, um damit die Demokratie zu verteidigen und zu stärken




BISTUM DRESDEN-MEISSEN:

Als Anlage zu dieser gemeinsamen Erklärung der Bischöfe ist die Erklärung des Bischofs von Dresden-Meißen, Bischof Joachim Reinelt, beigefügt, die am Sonntag zur Landtagswahl in allen 117 Pfarreien des Bistums in den Gottesdiensten verlesen wird.


ERKLÄRUNG

Liebe Schwestern und Brüder,

mit großem Respekt erkenne ich an, dass Bürgerinnen und Bürger unseres Freistaates, unter ihnen auch viele evangelische und katholische Christen, bereit sind, zur Landtagswahl zu kandidieren. Diese Bürger signalisieren, dass sie politische Verantwortung für die Gesellschaft unseres Landes wahrnehmen wollen.

Ich bitte alle Bürger, besonders die wahlberechtigten Mitglieder unserer Kirche, ihr Wahlrecht auszuüben. Die erschreckend abnehmende Wahlbeteiligung muss ein Alarmzeichen für alle sein, denen es um die demokratische Substanz unseres Staatswesens geht und die das Fundament unserer Gesellschaftsordnung in Deutschland nicht gefährden wollen.

Die Schwierigkeiten, vor denen viele Bürger unseres Landes stehen, dürfen kein Grund sein, sich zurückzuziehen und zu resignieren. Vielmehr fordern sie gerade heraus, dafür zu wirken, dass mühsam erworbene Güter wie Rechtssicherheit, Freiheit und kostbare bürgerliche Rechte erhalten bleiben und stabilisiert werden.

Ich fordere unsere Gemeinden zur Fürbitte für diejenigen auf, die politisch Verantwortung zu übernehmen bereit sind.
Wir bitten um Gottes Segen für alle verantwortlichen Entscheidungen der zukünftigen Mandatsträger.

Auch nach der Wahl gehört die sonntägliche Fürbitte für politische Verantwortungsträger in Staat und Gesellschaft zu den vornehmlichen und dringlichen Pflichtaufgaben der Kirche und ihrer Gemeinden.

Dresden, am 6. September 2004
gez. Joachim Reinelt
Bischof von Dresden-Meißen


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