Wenn die Kirche zur Messe geht

Das Bistum Dresden-Meißen ist auf sächsischen Hochzeitsmessen vertreten


Dr. Johannes Hintzen erklärt die Schautafeln seines Standes.
Geheiratet wird, wenn es warm ist. Doch die Planungen für den großen Tag finden in der Regel bereits jetzt statt. Hilfe dabei wollen die Hochzeitsmessen bieten. Unter den Ausstellern in Leipzig (19.-21. November), Chemnitz (7.-9. Januar), Dresden (28.-30. Januar) und Leisnig (Ende Januar) auch vertreten: die Katholische Kirche.

Das junge Paar auf der Leipziger Hochzeitsmesse ist verwirrt. An Stand 219 in der großen Glashalle werden weder Brautkleider noch Blumenschmuck präsentiert, es gibt keine Ideen für die Flitterwochen und auch keine Werbeblätter für Hochzeitsfotos. An Stand 219 findet sich - die katholische Kirche. Seit vier Jahren ist Johannes Hintzen (49) für das Bistum Dresden-Meißen auf sächsischen Hochzeitsmessen unterwegs.

„Bei kaum vier Prozent Katholiken in unserer Region darf man nicht damit rechnen, dass an unserem Stand ein riesiger Ansturm herrscht“, so der promovierte Theologe über seine Arbeit. „Aber wir wollen zeigen, dass Kirche gerade Ehe und Familie besondere Beachtung schenkt. Und deshalb versuche ich hier mit den Besuchern ins Gespräch zu kommen.“ Was oftmals gar nicht so einfach ist. „Allein die Tatsache, dass an der Zierblende über dem Stand �Katholische Kirche� steht, hat zur Folge, dass die Leute nicht unbedingt sagen: das ist jetzt was für uns.“

Dabei seien die Messebesucher gar nicht negativ gegenüber Kirche oder Glaube eingestellt. „Es herrscht einfach das Gefühl vor, das betrifft uns nicht“, so Hintzen. In der Hand hält er einen Stapel Kärtchen. Auf dem Obersten steht „Liebe ist das einzige, was wächst, wenn wir es verschwenden“. Das drückt er einem Passanten in die Hand und erntet einen erst fragenden, dann heiteren Blick. „Darüber kommt man schon mal mit dem einen oder anderen Besucher ins Gespräch“, verrät er mit einem Augenzwinkern.

Seinen Stand hat er in zwei Teile gegliedert. Da ist zum einen der Informationsbereich mit Büchern und Broschüren, Angeboten zu Eltern-Kind-Freizeiten oder Ehe- und Familienberatungsstellen. „Nach kirchlichem Verständnis gehören Ehe und Familie zusammen. Daher haben wir besonders die Kinder im Blick. Wir tragen damit der Tatsache Rechnung, dass heute ein Drittel der Paare bei der Eheschließung entweder Nachwuchs erwartet oder dass bereits Kinder da sind.“ So gibt es beispielsweise eine kostenlose Elternbriefreihe zu abonnieren, durch die Väter und Mütter in unregelmäßigen Abständen Wissenswertes über die Entwicklungsstufen ihrer Sprösslinge erfahren - angefangen von der Geburt bis zum achten Lebensjahr.

In einem zweiten Teil erklärt Hintzen mit Schautafeln und einer kleinen Ausstellung, was „Trauung“ für die katholische Kirche bedeutet und wie die Zeremonie abläuft. Spezialfragen bleiben da nicht aus. „Es kommt zum Beispiel oft vor, dass einer der Partner getauft ist, der andere aber nicht. Und denen ist meistens gar nicht klar, dass es für sie natürlich möglich ist, in einer katholischen Kirche zu heiraten.“

Johannes Hintzen ist aufgefallen, dass zunehmend auch ältere Paare zur Hochzeitsmesse kommen. Zeitgleich finden nämlich unter einem Dach nicht selten Caravan-, Touristik-, Reise- oder Automessen statt. „Wir haben darauf reagiert, bieten seither auch spezielle Informationen für Paare um die Silberne oder Goldene Hochzeit und haben damit gute Erfahrungen gemacht“, so der kirchliche Vertreter für Ehe- und Familienfragen.

Doch auch wer einfach eine Verschnaufpause im Dauerlauf zwischen Verkaufsständen und Informationsveranstaltungen braucht, ist bei Johannes Hintzen richtig: Er hält immer einen Topf heißer sorbischer Hochzeitssuppe für erschöpfte Messebesucher bereit.

Johannes Hintzen ist auf den Hochzeitsmessen in Leipzig (19.-21. November), Chemnitz (7.-9. Januar) und Dresden (28.-30. Januar) zu finden. Auf Burg Mildenstein in Leisnig (Ende Januar) steht Pfarrer Andreas Leuschner mit Vertretern der evangelischen Kirche gemeinsam an einem ökumenischen Hochzeitsstand.

Michael Baudisch


Zur Information:
Die Ehe (mittelhochdeutsch ewe = Gesetz)


Die Ehe ist nach katholischem Verständnis der sakramentale Bund, durch den Mann und Frau unter sich eine Gemeinschaft für das ganze Leben begründen und stellt ein Abbild des Bundes zwischen Christus und seiner Kirche dar. Spender des Sakramentes der Ehe sind die Eheleute selbst, wenn sie vor einem Priester und zwei Zeugen diesen lebenslangen Bund beschließen. Die Partner versprechen sich dabei gegenseitig die Treue zu halten in guten und in bösen Tagen, bis dass der Tod sie scheidet. In Deutschland ist nach dem Konkordat erforderlich, dass vor der kirchlichen Trauung zunächst die standesamtliche Trauung stattfindet. Da der Ehebund eine lebenslange Gemeinschaft ist, kennt die katholische Kirche keine Ehescheidung.

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