Zum 1.075-jährigen Jubiläum der Domstadt Meißen:

Ein Besuch in der katholischen Kirche am Ort mit den ältesten Wurzeln des Bistums Dresden-Meißen


Fotos: Presse Bistum Dresden-Meißen
Meißen, 06.10.04 (KPI): Ihr 1.075-jähriges Jubiläum feiert die Domstadt Meißen in diesem Jahr. 929 wurde der Vorläufer der Burg Meißen gegründet. Geburtsstunde einer Stadt, die sich rasch zu einem Zentrum der Mark- und Burggrafschaft, vor allem aber auch der Christen entwickelte. Wer heute allerdings die katholische Kirche "St. Benno" in Meißen sucht, tut sich schwer. Zwar liegt sie nur einen Steinwurf von einem der größten Touristenmagneten des Ortes entfernt - doch: wer sich bei Passanten im Stadtzentrum nach dem Sitz der Pfarrei erkundigt, erhält als Antwort häufig ein bedauerndes Schulterzucken.

„Selbst einige Busfahrer, die täglich sehr nahe an unserer Kirche vorbeifahren, haben unseren Sitz lange Zeit nicht gekannt“, sagt Pfarrer Heinrich Bohaboj (67). Dabei fragen immer wieder Auswärtige nach dem unscheinbaren roten Backsteinbau hinter dem Firmengelände und Museum der Meißner Porzellanmanufaktur am Bachlauf der Triebisch. „Fast jedes Wochenende haben wir Gästegruppen hier, zuletzt aus Klingenthal und Zwönitz“, so der Pfarrer. Schließlich hat eine der 27 Diözesen, in die sich die katholische Kirche in Deutschland aufgliedert, in der Domstadt ihre Wurzeln: das Bistum Dresden-Meißen. Bis heute trägt es im Titel den Namen der Stadt, in der einst seine ersten Bischöfe residierten. Zwar wechselte der Bischofsstuhl als Folge der Reformation im Lauf der Jahrhunderte nach Bautzen und befindet sich seit 1980 in Dresden. Dennoch: Burchard, der erste Bischof der Diözese, hatte seinen Sitz in Meißen.

Eines der jüngsten Gotteshäuser der Stadt

Die heutige St. Benno-Kirche gehört im Kontrast zu den über tausend Jahre alten Wurzeln katholischer Christen in der Stadt zu den jüngeren Gotteshäusern. Kein Wunder – erst im 18. Jahrhundert fanden sich nach der Reformation wieder Katholiken in Meißen, feierten in einer kleinen Kapelle Gottesdienste. Der Klinkerbau in der Wettinstraße steht noch keine 120 Jahre. Zuletzt hatte das Hochwasser im August 2002 der Kirche stark zugesetzt. Knapp einen Meter hoch stand das Wasser der Triebisch im Gotteshaus. Wie feuchte Blumenerde war der Boden unter der Betonplatte des Kirchenschiffs daraufhin in der Höhe einer Handspanne abgesackt. Die Kirchenbänke, die auf Holzplatten saßen, hatten die Fluten wiederum aus ihren Verankerungen in die Höhe gerissen.

Als die Wassermassen sich schließlich verzogen, ließen sie eine ölige Schlammschicht im Kirchenschiff und dem benachbarten Pfarr- und Kinderhaus zurück. "Die Möbel waren umgestürzt, die Holzböden aufgequollen, fast alle Mess- und Ministrantengewänder, aber auch Schriftstücke, Bücher und Akten waren völlig durchnässt und zum Teil verdorben", berichtet Pfarrer Bohaboj. Bis heute bewegt ihn die Welle der Hilfsbereitschaft, die in der Zeit nach der großen Flut der Gemeinde Auftrieb gab. Hilfsangebote und Spenden kamen aus ganz Deutschland. Auch seine anfängliche Sorge, die Gemeinde könnte durch die Folgen des Hochwassers auseinandergerissen werden, erwies sich als unbegründet. "Die Gottesdienste wurden sonntags eben in den Räumen benachbarter evangelischer Kirchen gehalten, zu denen wir gute Kontakte haben. Erst vor kurzem haben wir wieder zusammen Erntedank gefeiert.“

Den Zwang zum Erneuern als Chance zu Veränderungen genutzt

Die "St. Benno"-Kirche ist längst in frischem Glanz erstrahlt. Der Zwang zu Restaurierungsarbeiten wurde als Chance genutzt, das Gotteshaus in einigen Punkten neu zu gestalten. So rückte beispielsweise der Altar näher in den Mittelpunkt der Gemeinde. Vieles hier erinnert an einen der berühmtesten Bischöfe des Bistums, der als Patron der Pfarrei, vor allem aber als Schutzherr des Bistums Dresden-Meißen verehrt wird: den heiligen Bischof Benno. Das Sandsteinrelief über dem Eingangsportal, die Statue des Heiligen im Eingangsbereich der Kirche oder das Fenster in der ehemaligen Sakristei. Ein Blickfang sind auch die Fenster an der Rückwand des Altarraumes, gestaltet Ende der fünfziger Jahre von Many Jost, einem Mitglied der Gemeinde. Davor, mit ausgebreiteten Armen, eine Christusfigur aus Meißner Porzellan, ein Werk des berühmten Dresdner Künstlers Friedrich Press.

Wer mehr über das Leben der Pfarrei wissen möchte und sich zunächst die blanken Zahlen der Gemeindemitglieder ansieht, wird den Eindruck bekommen, die besten Zeiten lägen bereits lange zurück. Ihren stärksten Zuwachs erhielt die Gemeinde nämlich in den Nachkriegsjahren. Flüchtlinge und Heimatvertriebene ließen die Katholikenzahl nach 1945 auf über 8.000 anschwellen. Heute gehören der Pfarrei knapp 1.500 Mitglieder an, die sich stark engagieren. Es gibt einen Kirchenchor und Bibelkreise, Mitglieder der Kolpingsfamilie, Jugend- und Ministrantengruppen. Zur St. Benno-Gemeinde gehören ein Kinderhaus und ein Altenpflegeheim, und auch die Caritas hat im Pfarrhaus ihren Sitz. Seit 16 Jahren ist Heinrich Bohaboj als Seelsorger inzwischen in der Gemeinde, einer von insgesamt nur drei Pfarrern in den letzten 80 Jahren. „Das zeigt doch, dass man sich hier sehr wohlfühlen kann“, meint er dazu.

Übrigens: Zum 1.075-jährigen Jubiläum der Stadt haben die christlichen Gemeinden eine Gedenkmünze aus original Meißner Porzellan herausgegeben. Auf der Vorderseite befinden sich Dom, Albrechtsburg sowie die Symbole Brot, Wein und Heilige Schrift, die Rückseite trägt den Satz "1.075 Jahre Gottesdienst in Meißen". Die Auflage ist auf 1.000 Stück beschränkt und kann für fünf Euro unter anderem im Pfarramt St. Benno (Wettinstr. 15, 01662 Meißen) erworben werden. Michael Baudisch


Zur Pfarrei St. Benno in Meißen


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