"Das Positive würdigen anstatt zu klagen"

Bischof Reinelt beim Medienempfang vor Journalisten


„Das deutsche Volk leidet nicht unter der Einheit, sondern unter unerfüllten Wünschen“, ist der Dresdner Bischof Joachim Reinelt überzeugt.

Dresden, 05.10.05 (KPI): „Weg(e) aus der Krise – Deutschland im Aufbruch?“ – das Thema des diesjährigen Medienempfangs von Bischof Joachim Reinelt am 4. Oktober in Dresden griff die gesellschaftliche Situation nach der Bundestagswahl und die zeitliche Nähe zum 15. Jahrestag der Wiedervereinigung Deutschlands auf. „Das deutsche Volk leidet nicht unter der Einheit, sondern unter unerfüllten Wünschen“, ist der Bischof überzeugt. Die Medienvertreter rief er dazu auf, all das, was selbstverständlich zu sein scheine, bewusst wahrzunehmen – und es zu würdigen. Wenn Menschen ihr Leben auf der Arbeit als höchstem Wert aufgebaut hätten und dann ihr Arbeitsplatz gefährdet sei oder sie arbeitslos seien, dann bräche ihre Welt zusammen – da habe er großes Verständnis für deren Situation. Es sei die besondere Aufgabe der Kirche, mit allen Menschen in Dialog zu treten – auch außerhalb der Kirche. „Der Markt macht Sinn und hat Wohlstand gebracht. Aber wenn der Markt seinen sozialen Charakter verliert, bricht das Ganze auseinander“, mahnte Bischof Reinelt. Er lobte die Medien, dass sie Einkommensextreme in Chefetagen ans Tageslicht bringen und damit die öffentliche Diskussion anstoßen.

Auf die Frage, ob die Kirche noch stark genug sei, in der Krise der Gesellschaft und der Wirtschaft zu helfen, oder ob sie nicht selber in der Krise sei, betonte der Bischof, auch wenn durch die Steuerreform die Kirchensteuereinnahmen geringer geworden seien, würden die Aufgaben der Kirche nicht reduziert. Das freiwillige Engagement der Christen mit ihrer Zeit und mit Spenden sei hoch und fruchtbar. „Zum Christen passt Pessimismus nicht“, so Bischof Reinelt. Auch hier gelte es, mehr das in den Blick zu rücken, was bereits erreicht wurde, als zu jammern. Der wichtigste Weg aus der Krise sei, nicht nur von der Krise zu reden. Ebenso habe Papst Benedikt XVI. beim Weltjugendtag sowohl den Jugendlichen als auch den Bischöfen gegenüber immer beim Positiven angesetzt – und er habe von dort ausgehend, statt zu klagen, Aufgabenstellungen benannt.

Besonders dankte Bischof Reinelt den Vertreterinnen und Vertretern der Medien für ihre Arbeit in diesem Jahr – vor allem für die Berichterstattungen zum Tod von Papst Johannes Paul II., zur Wahl von Papst Benedikt XVI. und zum Weltjugendtag. Es sei dabei deutlich geworden, dass es in der Kirche neue Anfänge, neue Akzente und Jugend gibt.

Elisabeth Meuser

Bischof Jaochim Reinelt im Gespräch mit dem Geschäftsführenden Redakteur der Sächsischen Zeitung

von links: Rafael Ledschbor (Katolski Posol), Generalvikar Dr. Konrad Zdarsa, Domkapitular Dr. Bernhard Dittrich

Der Rundfunkbeauftragte Msgr. Eberhard Prause im Gespräch mit Andreas Golinski von Dresden-Fernsehen



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