Die Osterbotschaft aus dem Pferdesattel verkünden

Wissenswertes zu den katholischen Osterreitern


Fotos: Pressestelle und Katolski Posol
Bautzen, 22.05.04 (KPI): Ostern ist der höchste Festtag im kirchlichen Jahreskreis. Die Christen feiern und verkünden an diesem Tag die frohe Botschaft der Auferstehung Jesu von den Toten. Eine Art, dies zu tun, ist bei den katholischen Sorben das Osterreiten. Tausende Besucher kommen jedes Jahr zu Ostern in die Lausitz, um an diesem Ereignis teilzunehmen.

Schon seit mehr als fünf Jahrhunderten ist es Tradition, dass die Osterreiter in Prozessionen die Botschaft von der Auferstehung Christi in die Nachbarpfarrei tragen. Es ist bekannt, dass bereits Ende des 15. Jahrhunderts zwischen Hoyerswerda und Wittichenau solche Prozessionen stattfanden. Die Wurzeln dieses kirchlichen Brauches reichen wahrscheinlich bis in vorchristliche Zeiten zurück. Durch Feldumritte glaubte man, die jungen Saaten vor der Missgunst des Bösen schützen zu können. Unter dem Einfluss des Christentums wandelten sich diese Ritte wohl in christliche Prozessionen, die heute ein öffentliches Bekenntnis zum christlichen Glauben darstellen.

In den vergangenen Jahren erhöhte sich die Anzahl der Osterreiter stetig, und das, obwohl ihnen erhebliche Opfer abverlangt werden. So stehen die arbeitsfreien Tage im Zeichen der Vorbereitung auf das große Fest. Der Pferdebestand in der sorbischen Lausitz ist nicht ausreichend. Daher leihen sich viele Osterreiter für diesen Tag Pferde aus, oft aus weit entfernten Orten. So kann der alte Brauch weiterleben. Die ökumenische Zusammenarbeit ist auch beim Osterreiten gewachsen. Evangelische Christen helfen ihren katholischen Glaubensbrüdern unter anderem beim Besorgen der Pferde. Was früher undenkbar war, ist heute möglich – hier und da reitet auch ein evangelischer Christ in einer Osterreiterprozession mit.

Die Osterreiter künden von der Auferstehung Christi

In der katholischen sorbischen Oberlausitz gibt es neun Osterreiterprozessionen, in denen überwiegend Sorben mitreiten. Lediglich in der Wittichenauer Prozession gibt es seit der Jahrhundertwende auch einen deutschsprachigen Teil. Die Osterreiter singen Lieder, die von der Auferstehung Christi künden. Außerhalb der Ortschaften beten sie den Rosenkranz oder andere Gebete. In ihrer Prozession führen sie das Kreuz, Kirchenfahnen und die Statue des Auferstandenen mit. Alle Reiter sind festlich gekleidet: Schwarzer Zylinder und Gehrock sind die auffallendsten Merkmale eines Osterreiters. Auch die Pferde werden besonders geschmückt. Dazu gehören unter anderem das Ostergeschirr, größtenteils mit christlichen Symbolen wie dem Osterlamm oder einem Kreuz versehen, und die bunt bestickte Schleife am Schweif. Ist diese schwarz, deutet sie auf Trauer in der Familie hin.

Die Osterreiter umreiten die Kirche und den Friedhof. Auch den Verstorbenen verkünden sie die Auferstehung und beten für sie. Wer zum ersten mal am Osterreiten teilnimmt, trägt ein Myrtenkränzchen. Zum jeweiligen Jubiläum darf sich der Reiter dann mit einer silbernen “25� beziehungsweise goldenen “50� schmücken. Insgesamt beteiligen sich jedes Jahr etwa 1.500 Osterreiter an den Prozessionen.

Alle Zuschauer sollten beim Osterreiten daran denken, Abstand zu den Pferden zu halten, damit es nicht zu Unfällen kommt. Die zweite Bitte der Osterreiter ist, dass alle Zuschauer Stille und Zurückhaltung üben, während die Reiter beten und singen.

Die Oster-Saatreiter

Die Saatreiter in Ostritz starten um 13 Uhr die Saatreiterprozession von der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt aus. Um 13.45 Uhr werden sie auf dem Hof des Klosters St. Marienthal erwartet. Die Prozession endet um 16 Uhr mit der Dankandacht in der Pfarrkirche in Ostritz.

RL/MB


Die Osterreiter-Prozessionen: Zeiten und Orte


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