Ein bewegtes Leben an der Schnittstelle von Politik und Kirche:

Prälat Dieter Grande feiert seinen 75. Geburtstag

Dresden, 21.02.05 (KPI): Er ging immer an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit. Aber das unermüdliche und präzise Arbeiten gehört einfach zu Prälat Dieter Grande, der am 24. Februar seinen 75. Geburtstag feiern kann.

Die vielfältigen Aufgaben, die er in seinem bewegten Leben inne hatte, lassen sich kaum zusammenfassen. Dazu gehörten auf jeden Fall meist Jugendarbeit, jede Menge Papier, ein gutes Stück diplomatisches Geschick und seine Liebe zur Musik. Wohl nicht zuletzt dank dieser ist er innerlich jung geblieben. Seine Begeisterung für gesungenes und mit Instrumenten dargebrachtes Gotteslob steckte Jugendliche an. So gründete er vor etwa vierzig Jahren verschiedene Arbeitsgemeinschaften, aus denen dann als profilierteste Gruppen „Gospeltrain“ (Band mit Chor) und das Kabarett „Die Dekana(h)tlosen“ entstanden. Mit der nachfolgenden Generation führte er beim Katholikentreffen 1987 das Musical „Noah unterm Regenbogen“ auf, das in der Erinnerung vieler Katholiken untrennbar mit jenem außerordentlichen Ereignis verbunden ist.

1930 in Waldenburg (Schlesien) geboren, kam Dieter Grande auf Umwegen am Ende des Zweiten Weltkrieges nach Oldenburg. Dort legte er sein Abitur ab und begann im Jahr 1950 mit dem Theologiestudium in Münster/Westf. Nebenbei engagierte er sich in der Jugendarbeit und fand sogar Zeit, sechs Veröffentlichungen für verschiedene Bereiche der Jugendarbeit herauszugeben. Auf eine Anfrage des Berliner Bischofs erklärte er sich bereit, in die damalige DDR überzusiedeln, um dort in der Seelsorge tätig zu werden. So schloss er in Erfurt 1955 sein Theologiestudium ab und wurde am 18. Dezember 1955 in Neuzelle zum Priester geweiht.

Als Kaplan in Chemnitz (damals Karl-Marx-Stadt), St. Johann Nepomuk, und in Leipzig-Gohlis, St. Georg, waren Religionsunterricht und Jugendarbeit seine Hauptschwerpunkte. Diese setzten sich fort als Dekanats- und schließlich sieben Jahre lang als Diözesanjugendseelsorger in Dresden (1963-1969). Schnell kamen weitere diözesane Aufgaben hinzu: So arbeitete Grande in der Bistums-Synode mit – bevor er im Mai 1969 deren Sekretär wurde, war er schon Mitglied der Pastoral-Kommission – und später in der Pastoralsynode, hier zunächst als Leiter der Zentralen Arbeitsstelle und dann als Sekretär dieser Synode (1972-1975). Anschließend kehrte er in die Pfarrseelsorge zurück und wurde Pfarrer in Leipzig-Gohlis (1976-1982), ab 1978 aber zusätzlich mit Aufgaben der Päpstlichen Kommission „Justitia et Pax“ betraut (bis 1991). Danach (1982) wurde er zum Diözesancaritasdirektor berufen, 1986 dann Dompfarrer in Dresden.

Am 1. September 1988 erfolgte seine Ernennung zum Pressesprecher der Berliner Bischofskonferenz. „Mit Beginn des �Runden Tisches� in Berlin war ich, zusammen mit dem Beauftragten des Bundes der evangelischen Kirchen... für die dortige Medienarbeit und später dann für die Feststellung der Beratungsergebnisse verantwortlich“, schreibt Grande in seinem Lebenslauf. Als Vertreter der Berliner Bischofskonferenz nahm er auch am neugebildeten Fernsehrat teil.

Ende 1990 berief ihn Bischof Joachim Reinelt als Pressebeauftragten zurück ins Bistum Dresden-Meißen. Anfang 1992 (bis 1995) wurde Grande Leiter des Katholischen Büros Sachsen und zusätzlich mit der Aufarbeitung und Überprüfung der Stasikontakte von Priestern und Laien im Bistum beauftragt. Diese Tätigkeit wurde ein Jahr später ausgeweitet auf die gesamte Region Ost der Deutschen Bischofskonferenz. Zeitgleich mit seiner Entpflichtung von den Aufgaben im Katholischen Büro Sachsen wurde er zum Rektor des Caritasverbandes für das Bistum Dresden-Meißen ernannt. Im Februar 1998 schloss die „Arbeitsgruppe zur Aufarbeitung der Tätigkeit staatlicher und politischer Organisationen/MfS gegenüber der katholischen Kirche“ ihre Aufgaben mit der Veröffentlichung ihrer Ergebnisse ab.

Und auch dann wurde es Dieter Grande, seit Oktober 1989 „Päpstlicher Ehrenprälat“, nicht langweilig: Unzählige Notenblätter und Manuskripte gab und gibt es zu sichten und zu archivieren, und er ist nach wie vor gefragt als Referent, vor allem als Fachmann in Bezug auf die Aufarbeitung der Kontakte von DDR-Staatsorganen (MfS) zur katholischen Kirche.

Die Vielfalt seiner Tätigkeiten brachte Dieter Grande im Laufe seines Lebens auch manchen körperlichen Zusammenbruch, so dass er einen Herzschrittmacher und vor drei Jahren eine neue Herzklappe brauchte. Aber trotz gesundheitlicher Einschränkungen – das Langsamtun fällt ihm immer noch schwer.


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