Engagierter Streiter für die Menschenrechte

Jesuitenpater Aloysius Irudayam aus Indien im Bistum unterwegs


Begleitet wird Pater Aloysius (rechts) durch das Bistum von Ulrich Clausen (links).
Mit seinem gütigen Lächeln, der großen Brille und dem bequemen Wollpullover wirkt er sehr friedlich: Pater Aloysius Irudayam (61). Und doch ist der indische Jesuitenpater ein engagierter Streiter, wenn es um die Rechte der "Dalits" geht. Ein Interview.

Dresden, 07.10.05 (KPI): Mit seinem gütigen Lächeln, der großen Brille und dem bequemen, beigefarbenen Wollpullover über dem Hemd wirkt er sehr friedlich: Pater Aloysius Irudayam (61). Und doch ist der indische Jesuitenpater ein engagierter Streiter. Wenn es um die Rechte der "Dalits" geht, einer 179 Millionen Menschen starken Bevölkerungsgruppe, die im Kastensystem Indiens an unterster Stelle steht. Obwohl deren Diskriminierung offiziell unter Strafe steht, werden ihre Rechte missachtet. Seit Jahrtausenden werden sie von der Gesellschaft gezwungen, niedere Tätigkeiten auszuführen. Mit der von ihm 1984 mitgegründeten Organisation IDEAS setzt sich Pater Aloysius für die Dalits ein.

Unterstützt wird er dabei von missio, dem deutschen Zweig des internationalen Missionswerks der katholischen Kirche. Als Gast des Hilfswerks ist Pater Aloysius bis 16. Oktober in Sachsen und Ostthüringen unterwegs. Seine Arbeit ist ein Beispiel für zahlreiche Projekte, die von missio unterstützt werden. Das Hilfswerk ruft in diesem Monat verstärkt zum Spenden auf. Am Sonntag, dem 23. Oktober, ist außerdem die Kollekte in allen katholischen Gottesdiensten deutschlandweit für missio bestimmt.
Zu Beginn seines Besuchs in Deutschland haben wir mit Pater Aloysius Irudayam gesprochen.

Frage: Pater Aloysius, mit Ihrer Organisation IDEAS kämpfen Sie in Indien für die Rechte von 179 Millionen diskriminierten Menschen. Wie viele Mitarbeiter unterstützen Sie bei Ihrer Arbeit?

Pater Aloysius: IDEAS wird im Kern von sieben Jesuiten getragen, davon sind drei als Juristen beschäftigt, zwei Mitbrüder trainieren Dalits, für ihre eigenen Rechte einzutreten, ein Mitarbeiter ist speziell für Tsunami-Betroffene tätig, und ich selbst bin hauptsächlich auf politischer Ebene für die Dalits im Einsatz. Dazu kommt allerdings noch ein Kreis von Unterstützern von außerhalb.
Frage: Ihre Arbeit für die Dalits dauert seit über 20 Jahren an. Welche Erfolge können Sie bislang verbuchen?

Pater Aloysius: Viele von denen, die an unserem Training teilgenommen haben, um für ihre Rechte einzutreten, sind heute selbst aktiv und verbreitern die Basis unserer Arbeit. Zudem ist es uns gelungen, die Menschenrechtsverletzungen unseres Landes bei den Vereinten Nationen und der Europäischen Union bekannt zu machen und unser Thema auf diesem Weg einer größeren Öffentlichkeit ins Bewusstsein zu bringen. Wir haben außerdem ein weltweites Netzwerk geschaffen, das auf die Probleme der Dalits hinweist, und stimmen unsere Arbeit mit den Bemühungen anderer Organisationen ab, die sich beispielsweise gegen Rassismus in Afrika oder andere Formen der Diskriminierung von Menschen weltweit engagieren.

Frage: Welche Erfahrungen haben Sie und Ihre Mitstreiter während der Tsunami-Flut gemacht?

Pater Aloysius: Wir waren bereits wenige Tage nach der Katastrophe vor Ort, um zu helfen. Schnell mussten wir allerdings feststellen, dass, obwohl die Flut Menschen unterschiedlicher Herkunft traf, die Ungleichbehandlung je nach Kaste bestehen blieb. Fischer und Dalits waren von der Flutwelle besonders betroffen. Während die Regierung den Fischern Entschädigungen zukommen ließ, gingen die ohnehin diskriminierten Dalits leer aus. Eine Ungerechtigkeit, gegen die wir protestiert haben. Die Regierungsbeamten gaben schließlich nach, und so erhielten die Kastenlosen ebenfalls Hilfslieferungen.

Frage: Sie haben bereits auf einer Veranstaltung in Döbeln für ihre Arbeit geworben. Wie haben Ihre Zuhörer reagiert?

Pater Aloysius: Die Menschen sind sehr neugierig gewesen, zumal das Thema hierzulande nahezu überhaupt nicht bekannt ist. Ich bin daher auf großes Interesse gestoßen. Viele haben Fragen gestellt. Das hat mich für meine weitere Reise durch Sachsen und Thüringen sehr ermutigt. Ich hoffe, ich kann den Blick der Leute hier auf unsere Sorgen richten, und wenn es uns gelänge, unsere Probleme in den nächsten fünf Jahren stärker im Bewusstsein zu halten, dann bin ich sicher, würde das sehr helfen, unsere Arbeit auch in Zukunft weiter voranzubringen.
Michael Baudisch


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