Gedanken zu Weihnachten 2005

von Bischof Joachim Reinelt, Bischof von Dresden-Meißen


von Bischof Joachim Reinelt, Bischof von Dresden-Meißen

Wer könnte schlafen in dieser Nacht?

Tief berührt vom Weihnachtsgeheimnis rief der große Kirchenlehrer Ephräm der Syrer in die Kirche hinein, in die Welt hinaus: "Wer könnte schlafen in dieser Nacht, da doch der ganze Kosmos wach ist?"

Worauf konzentrieren sich die Wachenden? Auf das Schönste, das diese Erde hervorbringen kann, das Antlitz eines Kindes. Und aus diesen Kinderaugen schaut uns Gott selber an. Nicht nur damals in der Krippe von Bethlehem. Auch heute noch.

Gott als Kind,
als Menschenkind,
als Gotteskind.

Maria und Josef klopfen heute bei dir an. Hast du auch keinen Platz für Gott als Kind? Ist dir dieser Gott zu klein? Brauchst du die großen Auftritte?

Nein, nicht wie du willst. Er kommt wie er will. Er kommt als Liebe und deshalb als Ausgelieferter, als der Kleine. Halte den Blick des Kindes aus. Dir wird sofort anders. Dir wird leichter. Du siehst wieder Zukunft. Jetzt geht es neu los. Noch ist kein Weg verbaut. Alles ist drin. Schau ihm in die Augen. Das tut gut. Mehr als das: Du siehst auch wieder ganz anders aus - irgendwie neu. Also los. Halte dich nicht an dir selber fest. Gehe in die Knie. Denn du darfst in Augenhöhe sein mit dem Kind. So wird es dir einleuchten: Gott ist wirklich die Liebe und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm.

Wer könnte schlafen in solch einer Nacht?

Joachim Reinelt
Bischof von Dresden-Meißen


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