Kirche - neu in Fahrt

Pfingstpredigt von Bischof Joachim Reinelt, Dresden


Kirche ist wieder in Fahrt. Motor ist der einzige, der das Schiff nach vorn bringen kann: Der Heilige Geist. Er hat sich eines sterbenden Papstes bedient. Am stärksten wurde der kraftvolle Antrieb bei der Jugend der Welt spürbar. Junge Leute trieb es geradezu nach Rom, um die Atmosphäre zu fühlen, die ein alter Mann ausstrahlte, der sterbend bekannte: „Ich bin glücklich. Seid ihr es auch?“ Wie wenige Worte genügen doch, um den Funken überspringen zu lassen. Plötzlich können Menschen wieder weinen und wieder lachen. Nicht nur Christen kamen die Tränen der Ergriffenheit, auch Kirchenferne hat es gepackt. Da war nicht mehr nur Sentimentalität. Man begriff: ein großer Mann der Geschichte der Kirche und der Welt gab sein Leben in die Hände des himmlischen Vaters zurück. Ein Vater für viele ging zum Vater aller. Und das Volk erkannte: ein Sofort-Heiliger! Kirche ist wieder in Fahrt. Gott sei Dank.

Mit Papst Benedikt schließlich eine neue Überraschung des Hl. Geistes. Einer aus dem Land, das im 20. Jahrhundert Fürchterliches angerichtet hat, darf den Petrusdienst in einer Zeit neuer Hoffnung übernehmen, und er will es als einfacher Diener tun. Die ganze Welt ist beeindruckt von seinen Predigten. Hl. Geist spricht aus ihnen.

Wohin wird die Fahrt mit Papst Benedikt gehen?
Wahrheit und Liebe werden eine untrennbare Einheit seiner Botschaft sein. Das ist so nachweisbar in allem, was dieser große Theologe bisher gesagt hat, dass wir darin sicher sein können: Es gibt im christlichen Glauben keine Wahrheit ohne Liebe, und es gibt keine Liebe ohne Wahrheit. Es wird keine „eiskalte Dogmatik“ geben, wie einige munkeln. Liebe ist aber nicht Gefühlsdusselei. Wahrhaftige Liebe ist Feuer des Hl. Geistes. Das soll uns aber auch unter den Nägeln brennen. Zuviel Abkühlung, Anpassung, Günstigangebot macht die entschärfte Botschaft zum Hindernis des Hl. Geistes. Er braucht freie Fahrt – direkt in uns hinein! Es genügt nicht einige Werte zu akzeptieren. Es geht darum, mit Gottes Geist zu verschmelzen. Er kann unseren Glauben von den eigensinnigen Abweichungen reinigen. Er kann aus unseren Oberflächlichkeiten eine erfüllende Tiefe schaffen. Er kann uns von Randproblemen zur göttlichen Mitte führen. Glaubhaft ist nur Liebe – so hat Hans Urs von Balthasar in einem Buchtitel bekannt. Das wird auch das Zeugnis Papst Benedikts sein.

Die schönste Aufgabe des neuen Papstes wird sein, in aller Welt zu entdecken, wie der Hl. Geist die Menschen unserer Tage durch sein Feuer verwandelt. Der Weltjugendtag in Köln wird sicher eine solche Entdeckung sein. Beten wir, dass viele junge Menschen, die von den Wundern Gottes noch nicht viel ahnen, mitgenommen werden auf die neue Fahrt der Kirche Gottes.


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