Schlosskapelle Pillnitz wird am 16. Juni 175 Jahre alt

Festgottesdienste und Vorträge zum Jubiläum


Dresden, 06.06.2005 (KPI): Ihr 175-jähriges Bestehen begeht die Schlosskapelle Pillnitz am 16. Juni 2005. Eine Heilige Messe feiert Pfarrer Kurt Metzner zum Weihetag am Donnerstag, 16. Juni, um 18 Uhr in der Kapelle. Dem Gottesdienst schließt sich um 19 Uhr ein Festvortrag von Dr. Siegfried Seifert (Bautzen) an. Der ehemalige Leiter des Diözesanarchivs referiert zur Geschichte der Kapelle. Eine Bischofsmesse mit Weihbischof Georg Weinhold wird aus Anlass des Jubiläums am Sonntag, 19. Juni, um 10 Uhr gefeiert. Anschließend findet ein Gemeindefest im Pfarrgarten statt.

Die katholische Schlosskapelle Ss. Trinitatis im Neuen Palais des Pillnitzer Schlosses gehört zu den ältesten katholischen Gotteshäusern in Dresden. Ihre Vorgängerkapelle wurde 1724 zu Ehren der Heiligsten Dreifaltigkeit im damaligen südseitigen Anbau im Schloss Pillnitz errichtet. 1818 brannte das alte Schloss ab, doch noch im gleichen Jahr wurde mit dem Bau des Neuen Palais� begonnen. Hier fand im ersten Stockwerk die neue Kapelle ihren Platz und wurde am 16. Juni 1830 geweiht. Die Schlosskapelle mit ihren 140 Plätzen ist heute Heimat für die katholischen Christen der Pfarrvikarie St. Petrus Canisius. Besonders berühmt ist sie für ihre Gemälde von Hofmaler Carl Christian Vogel von Vogelstein (1788 – 1868) und für ihre Jehmlich-Orgel aus der Mitte des 19. Jahrhunderts.
Eine musikalische Führung durch die Schlosskapelle mit Dr. Birgit Finger (Erläuterungen zu den Fesken) und Christof Bauer (Orgel) findet am Sonntag, 26. Juni, um 16 Uhr statt.
MB


DIE GESCHICHTE DER KATHOLISCHEN KAPELLE IM SCHLOSS ZU PILLNITZ

Im Jahre 1718 erwarb der sächsische Kurfürst und polnische König FRIEDRICH AUGUST II (August der Starke) Schloss Pillnitz und entfaltete seine hochfliegenden Pläne als Baumeister für ein königliches Lust- und Sommerschloss an der Elbe. In seinem Sinn waren als seine Meisterarchitekten PÖPPELMANN und LONGUELEME tätig. Die Bauleitung hatte der in solcher Tätigkeit bewährte GRAF WACKERBARTH.

1720-21 entstand im chinesischen Stil das Wasserpalais, 1722-23 auf der nördlichen Seite des Parkes - ebenfalls im chinesischen Stil - das Bergpalais, 1723 folgte der Venustempel. Ein südseitiger Anbau am Venustempel wurde 1724 als katholische Schlosskapelle zu Ehren der Hl. Dreifaltigkeit eingeweiht. Der Altar dieser Kapelle war mit einem von LUCAS CRANACH stammenden Bild geschmückt. Welches Thema dieses Bild darstellte, wie die Kapelle eingerichtet war, wissen wir nicht.

1818 brannte das alte Schloss in Pillnitz ab. Noch im gleichen Jahr wurde mit dem Bau des Neuen Palais begonnen. Der mit dem Bau beauftragte Oberlandbaumeister SCHURICHT konnte bereits Ende 1820 den Rohbau zum Abschluss bringen. In diesem neuen Palais fand auch die Kapelle ihren Platz. 1826 wurde der Kapellenflügel fertiggestellt. Seine Hauptachse wird von einem kleinen Turm bekrönt. Im ersten Stockwerk befindet sich die Kapelle in Art einer Saalkirche. Die Seitenwände werden durch korinthische Pilaster gegliedert, die Rundbogenfelder auf der Süd- und die Bogenfenster auf der Nordseite einschließen. Auf der Westseite, die eine Art Chorabschluss aus dem Achteck bildet, befindet sich der Altarraum, auf der Ostseite der Eingang zur Kapelle, über der Tür eine Empore für Orgel und Sänger.

Mit der künstlerischen Ausstattung der Kapelle wurde der Maler VOGEL VON VOGELSTEIN beauftragt. 1825 lieferte er die Entwürfe für die Deckenbilder, für die Fresken links und rechts von der Eingangstür zur Kapelle, für die fünf südlichen Bogenfelder und für die Deckenkehlung. 1826 begann er mit den Arbeiten; er arbeitete zusammen mit anderen Malern, meist Schülern der Dresdner Akademie. 1828 konnten die Deckengemälde beendet werden und 1829 waren die Wandbilder abgeschlossen. Die Ausmalung erfolgte al fresco. Damit hat Vogel von Vogelstein als erster wieder die Freskotechnik in Sachsen eingeführt. 1830 stellte er das Hauptaltarbild fertig.
Am 16. Juni 1830, dem Fest des hl. Bischof Benno von Meißen, wurde die Kapelle eingeweiht.

Das Bildprogramm zeigt Szenen aus dem Leben Jesu und Maria:
Rechts und links von der Eingangstür die Verkündigung der Geburt Jesu Christi:
Der Erzengel Gabriel und Maria.

1. Bogenfeld - Heimsuchung Mariens, der Gang Marias über das Gebirge zu ihrer Verwandten Elisabeth und die Begegnung der beiden Frauen.

2. Bogenfeld - Geburt Christi im. Stall von Bethlehem mit Maria, Joseph, dem Esel und Hund (!), zwei dem Kinde huldigende Hirten.

3. Bogenfeld - Darstellung im Tempel, Mariens Besuch im Tempel sechs Wochen nach der Geburt Jesu.

4. Bogenfeld - Die Flucht nach Ägypten. Joseph und Maria fliehen mit dem Jesuskind, dem Herodes nach dem Leben trachtet, nach Ägypten.

5. Bogenfeld - der zwölfjährige Jesus im Tempel zu Jerusalem: er hört nicht nur zu, sondern lehrt selbst (!).

Die Deckenkehlung hat Vogel von Vogelstein mit girlandentragenden Engeln geschmückt. Die Decke ist mit drei weiteren Bildern aus dem Leben Mariens versehen:
Mariens Heimgang - die Aufnahme Mariens in den Himmel - die Krönung Mariens im Himmel.

Mariä Heimgang versammelt am Sterbebett die Apostel, König Johann (1854-1873), Peter Kunitz, Hofgeistlicher. Das Altarbild zeigt Maria mit dem Jesusknaben in den Wolken über einem Kloster, das verborgen in einem Tal liegt. Rechts im Vordergrund des Bildes steht der hl. Johann Nepomuk in der Tracht der Prager Domkapitulare von St. Veit, links im Vordergrund des Bildes steht der hl. Bischof Friedrich im Bischofsornat. Die beiden Heiligen sind die Patrone König Friedrich August II. und seines Sohnes, des späteren Königs Johann von Sachsen.

Das Farbglasfenster auf der Nordseite der Kapelle - eine Arbeit im Stil der Neurenaissance aus dem Beginn unseres Jahrhunderts - zeigt Maria mit dem Jesuskind sowie die beiden Heiligen Albertus Magnus (Albert der Große, Namenspatron des Königs Albert von Sachsen) und Carl Borromäus (Erzbischof von Mailand, Namenspatron der Königin Carola von Sachsen).

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