"Wir wollen wachsen!"

Bonifatiuswerk unterstützt Kirchen-Neubau in Zwickau


Angesichts zurückgehender Kirchenbesucherzahlen ist es erstaunlich, wenn heute eine Kirche neu gebaut wird - erst recht in einer Gegend, wo die Christen in der Minderheit sind.

Nichts bleibt, wie es war. Das spüren viele Pfarrgemeinden und Bistümer, wenn aufgrund veränderter Strukturen und einer zurückgehenden Zahl von Gottesdienstbesuchern Kirchen geschlossen, verkauft oder umgewidmet werden. Umso erstaunlicher ist es, wenn eine Kirche neu gebaut wird. Und dann auch noch in der Diaspora, dort, wo die Katholiken zwischen überwiegend konfessionslosen Mitbürgern und wenigen evangelischen Christen und eine deutliche Minderheit bilden.

„Anfang Juni war hier noch ein Fußballplatz“. Der Pfarrer der Diaspora-Gemeinde St. Franziskus in Zwickau-Planitz, Helmut Hundt, streckt den Arm aus und zeigt auf die Baustelle. „Dahinten, wo die Bodenplatte diese Spitze hat, da war das Tor. Hier habe ich öfters mit den Jungs gekickt.“ Leichte Wehmut klingt mit, besonders bei der Ergänzung: „Wissen Sie, ich habe mal bei Lok Leipzig gespielt, damals, aber ich sollte in die Partei eintreten. Weil ich das nicht wollte, musste ich gehen. Die Liebe zum Fußball ist geblieben – und die Liebe zur katholischen Kirche“.
Anders ist es auch nicht zu verstehen, dass der 65-jährige Pfarrer hinter dem Pfarrhaus für seine kleine Gemeinde eine neue Kirche baut. Das bisherige Gotteshaus, zwischen 1979 und 1982 aus einem ehemaligen Wohnhaus und einer Gaststätte entstanden, ist in einem schlechten Zustand. Die Risse in den Wänden lassen sich nicht mehr kitten. „Die letzten Renovierungen waren für die Katz�“, sagt Jürgen Lang, Vorsitzender des Pfarrgemeinderates. “Wir haben ein Gutachten für eine Sanierung in Auftrag gegeben und dabei festgestellt, dass die Kosten genauso hoch sind wie für einen Kirchen-Neubau. Nach langen Überlegungen in der Gemeinde und nach Gesprächen mit der Bistumsleitung haben wir dann beschlossen, eine neue Kirche zu bauen.“ Finanziert wird der Neubau durch den Verkauf eines Grundstückes, mit Hilfe des Bistums Dresden-Meißen und des Bonifatiuswerkes der deutschen Katholiken.

Es geht los!
Der Grundstein ist gelegt, jetzt wird „geklotzt“. Vor Weihnachten soll das neue Gotteshaus, ein achteckiger Holzbau mit Sichtverschalung, fertig sein. Es wird 150 Gottesdienstbesuchern Platz bieten. Eine Empore ermöglicht auch größeren Chören die musikalische Mitgestaltung besonderer Gottesdienste. Um die Kosten möglichst niedrig zu halten, werden Kirchenbänke und sakrales Mobiliar mit in die neue Kirche umziehen. Die bleiverglasten Fenster mit der Darstellung des Heiligen Franziskus finden ebenfalls Verwendung. „Auch der Glockenturm wird abgebaut“, erklärt Jürgen Lang. Die Konstruktion stammt ursprünglich aus einer Pfarrei im Bistum Münster und lässt sich leicht versetzen. „Der Holzturm muss aufgearbeitet und neu gestrichen werden – dann ist er wieder wie neu. Aber geläutet wird wie früher – an einem Strick mit der Hand.“

Klein, vielfältig und aktiv
„St. Franziskus ist zwar eine kleine Gemeinde, dafür aber mit vielen Gruppen sehr lebendig“, beschreibt Pfarrer Hundt seine etwa 900 „Schäfchen“. Zu den sonntäglichen Gottesdiensten kommen durchschnittlich 150 Personen, also rund 17%. Eine beachtliche Zahl, die in manchen traditionell katholisch geprägten Regionen Deutschlands am Sonntag nicht mehr erreicht wird. „Es gibt zwei Familienkreise, eine Kindergruppe und einen Jugendtreff, Frauengruppen, eine Liturgiegruppe, einen Kirchenchor und – nicht zu vergessen – den Carnevals Club Franziskus“, erläutert der Pfarrer die Aktivitäten in der Gemeinde. Froh ist er auch über die guten ökumenischen Kontakte. „Die Christen halten hier zusammen. Das ist ein gutes Gefühl, mitten in der Diaspora.“

Eigenleistung stärkt Gemeinschaft
Sorge bereitet ihm jedoch der Weggang von jungen Leuten aus Zwickau und auch aus seiner Gemeinde. „Wenn sie eine Ausbildung oder ein Studium beginnen, verlassen sie Zwickau und kehren meistens nicht zurück.“ Und die Zugezogenen
in Zwickau-Planitz haben den Weg zur Pfarrgemeinde noch nicht gefunden.
Jürgen Lang blickt jedoch voll Zuversicht auf die Fertigstellung der neuen Kirche, denn er hofft, dass der helle Kirchenraum auch Menschen anzieht, die bislang ferngeblieben sind. „Mit dem neuen Gotteshaus wird die Gemeinde noch mehr zusammenwachsen“, ist Lang überzeugt. „Weil wir viel in Eigenleistung machen, wird die Beziehung zum Gotteshaus und untereinander stärker. Wir freuen uns auf die neue St. Franziskus-Kirche!“. Für ihn und zahlreiche Gemeindemitglieder ist es selbstverständlich, so oft wie möglich mit anzupacken: „Das sind wir gewohnt, denn zu DDR-Zeiten haben wir alles selbst gemacht, auch die damalige Errichtung der Kirche. Wenn einer Hilfe brauchte, standen ihm sofort Leute zur Seite. Und so ist es heute noch.“

In der rund 100.000 Einwohner-Stadt Zwickau im Bistum Dresden-Meißen gibt es ca. 4300 Katholiken, die in drei Pfarrgemeinden ihre religiöse Heimat gefunden haben. Etwa dreimal so viele evangelische Christen leben in Zwickau, die übrigen Menschen, rund 80%, sind konfessionslos. Für Pfarrer Hundt und den Pfarrgemeinderats-Vorsitzenden Lang ist dies eine vertraute Situation. „Wir stellen uns hier nicht die Frage, ob Deutschland ein Missionsland geworden ist, denn wir waren und sind ein Missionsgebiet. Für uns ist es nichts Neues, eine „kleine Herde“ zu sein, immer wieder Zeugnis für den Glauben abzulegen und fern stehende Katholiken sowie Nicht-Christen zu uns einzuladen. Wir wollen nicht weniger werden, sondern wachsen! Und dabei wird uns hoffentlich auch ein neues Gotteshaus helfen.“



Konkrete Hilfe
Das Bonifatiuswerk unterstützt den Neubau der Kirche St. Franziskus in Zwickau-Planitz mit 50.000 Euro. Insgesamt beträgt die Förderung des Diaspora-Hilfswerkes für 72 Bau- und Renovierungsmaßnahmen an Kirchen, Gemeindehäusern, katholischen Kindergärten und Schulen in Deutschland, Nordeuropa und dem nördlichen Baltikum im Jahr 2005 über 5.800.000 Euro. Allein in der nord- und ostdeutschen Diaspora werden 40 Projekte unterstützt. Dies kann nur mit Hilfe von Spenden erfolgen, die objekt- und projektbezogen weitergegeben werden.

Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken
Bank für Kirche und Caritas Paderborn, BLZ 472 603 07,
Konto-Nummer: 10 000 100, Stichwort „Kirche Zwickau“

Ute Hücker
Pressereferentin


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