Auf dem Jakobsweg von Posen über Görlitz nach Prag

Initiative zur Wiederbelebung des alten Pilgerwegs gestartet


Das Kloster St. Marienthal an der Neiße.
Deutsche, Polen und Tschechen bemühen sich derzeit gemeinsam, die östliche Teilstrecke des alten Pilgerwegs neu zu beleben. Einige Wegschilder für die Strecke hat Papst Benedikt XVI. bei seiner Polenreise bereits gesegnet.

Ostritz/St. Marienthal, 02.06.06 (ibz): Das Internationale Begegnungszentrum St. Marienthal hat mit Unterstützung des Landkreises Löbau-Zittau und weiteren Partnern die Initiative ergriffen, um ein Teilstück des Jakobsweges von Posen über Görlitz nach Prag wiederzubeleben. Dazu gab es am 1. Juni in St. Marienthal eine erste Zusammenkunft derjenigen, die das Vorhaben künftig unterstützen werden.
Ziel ist es, noch im Sommer einen eingetragenen Verein zu gründen. Während seines Polen-Besuches segnete Papst Benedikt XVI. am 28. Mai 2006 in Krakau einige Hinweis-schilder, die an markanten Stellen den Pilgern auf dem Jakobsweg zwischen Posen und Prag die Richtung weisen.

Bei dem Jakobsweg handelt es sich um einen alten Pilgerweg, der entlang unterschiedlicher europäischer Routen nach Santiago de Compostela in Spanien führt. Die neu zu belebende Teilstrecke des Jakobsweges von Posen nach Prag hat eine Gesamtlänge von 490 Kilometern und ist in 16 Einzeletappen unterteilt.

Die Etappenorte orientieren sich an den historischen Spuren des Pilgerweges. Die Wegführung folgt ebenfalls weitgehend der historischen Route. Aus Gründen der Begehbarkeit müssen allerdings geringe Abweichungen in Kauf genommen werden, denn über etlichen historischen Wegen befinden sich heute viel befahrene Autostraßen.

Es gibt eine Vielzahl von Hinweisen darauf, dass eine Route des Jakobsweges von Posen über Görlitz, St. Marienthal, Hirschfelde und Zittau nach Prag führte. So gibt es z.B. in Görlitz und Zittau Jakobskirchen. Die Pilgerroute führte weiter über Nürnberg und Le Puy nach Santiago.

Gegenwärtig sind Deutsche, Polen und Tschechen gemeinsam damit beschäftigt, die Teilstrecke zwischen Posen und Prag neu zu beleben. Als Vorbild dient dabei die wiederbelebte Teilstrecke des Jakobsweges zwischen Görlitz und Eisenach. Die Gemeinschaftsinitiative will aber auch ein Beispiel geben, wie Menschen der drei Nachbarländer stärker zueinander finden: bei der Ausweisung und Betreuung des Weges, aber auch später, bei gemeinsamen Pilgerwanderungen und Wallfahrten.

Es ist geplant, dass die Pilger von einem gedruckten Pilgerführer begleitet werden. In ihm werden neben der Pilgerstrecke die wichtigsten Sehenswürdigkeiten an den Etappenorten und entlang des Weges beschrieben. Ferner werden Pilgerherbergen darin aufgeführt. Dabei handelt es sich um schlichte Unterkünfte, die den Pilgern unentgeltlich oder gegen eine kleine Spende zur Verfügung stehen. Die Herbergen finden sich zumeist in Pfarrhäusern und Zentren der Kirchgemeinden. Aber auch viele Privatleute stellen, begeistert von der Idee, Unterkünfte zur Verfügung.

Anfang des 9. Jahrhunderts wurde das Grab des Apostels Jakobus in Spanien entdeckt, daher kommt der Name „Jakobsweg“. Kurze Zeit später wurde die Stadt Santiago de Compostela gegründet. „Santiago“ ist das spanische Wort für „Jakobus“. Schon seit den Anfängen der Christenheit haben die Grabstellen Jesu Christi und seiner Apostel auf die Gläubigen eine sehr große Anziehungskraft. Viele Christen glauben, dass Gott an diesen Stellen besonders gegenwärtig ist.

Das Grab des Apostels Jakobus in Santiago de Compostela gehörte im Mittelalter den Hauptzielen der christlichen Pilgerfahrt. Im 11. und 12. Jahrhundert blühte der Ort zu einem der beliebtesten Pilgerziele auf, ein Netz von Pilgerwegen dorthin durchzog ganz Europa. Die Pilgerschaft auf dem Jakobsweg erlebt seit den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts einen großen Aufschwung. Der Europarat erklärte deshalb 1987 den Weg zum europäischen Kulturweg.
Heutige Gründe für das Pilgern auf dem Jakobsweg sind die seelische und geistliche Heilssuche sowie Buße und Läuterung und die Vergebung der Sünden. Aber auch körper-liche Ertüchtigung, sportliche Herausforderung, Abenteuerlust, kulturelles Interesse und Grenzerfahrung werden als Motive von Pilgern genannt.

Partner bei der Wiederbelebung des Jakobsweges von Posen nach Prag sind neben dem Internationalen Begegnungszentrum St. Marienthal und dem Landkreis Löbau-Zittau der Verein zur Förderung ländlicher Entwicklung aus Zdislava (Tschechien) und die Stiftung des Franziskanischen Dorfes aus Lubomierz (Polen) sowie zahlreiche ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer.

Möglich wird die Wiederbelebung des Jakobsweges nach Prag jedoch nur durch das ehrenamtliche Wirken vieler Menschen, das sind örtliche Ansprechpartner, Wegewarte, Menschen, die Pilgern Unterkunft gewähren und viele mehr. Um dieses Engagement zu unterstützen und zu vernetzen, wurde jetzt in St. Marienthal ein Freundeskreis ins Leben gerufen. Jeder, der sich in diesen Verein einbringen möchte, ist gerne willkommen. Nähere Informationen zum Projekt und zum Verein finden sich auf der dreisprachigen Internetplattform www.zittauer-jakobsweg.de.

Mehr Informationen...


Zurück Impressum