"Hier muss sich Freiberg mehr leisten können"

Pater Reichwein zur Situation von Flüchtlingen im Landkreis Freiberg

Am 23. November informierte sich Jesuitenpater Andreas Reichwein vom Jesuiten-Flüchtlingsdienst über die Situation der Asylsuchenden und Geduldeten im Landkreis Freiberg.

Freiberg, 24.11.2006 (JRS): Am 23. November sprach Pater Andreas Reichwein SJ vom Jesuiten-Flüchtlingsdienst (JRS) im Landkreis Freiberg/Sachsen mit dem Leiter der Ausländerbehörde, dem Ausländerbeauftragten des Kreises,
zahlreichen Asylsuchenden und Geduldeten und etlichen ehrenamtlich im Bereich Asyl Tätigen. Der Besuch des Berliner Abschiebehaft-Seelsorgers fand auf Einladung von Kreisrat Jens-Eberhard Jahn (Linke) und dem Brand-Erbisdorfer BrennPunkt e.V. statt. Der katholische Flüchtlingsexperte stellte fest, dass die psychischen
Belastungen von Heimbewohnerinnen und -bewohnern ungleich größer seien als bei dezentral in Wohnungen untergebrachten Flüchtlingen. Auf Kinder und Jugendliche treffe dies verstärkt zu.

Dezentral Untergebrachte erhalten auch im Kreis Freiberg Bargeld statt Sachleistungen an Lebensmitteln. "Das ermöglicht Ihnen, wesentlich günstiger und selbstbestimmter einkaufen zu können als über die Liste
der Magazinversorger," so Pater Reichwein. Nach dem Scheitern eines Antrags des Freiberger Landratsamts an die Sächsische Staatsregierung, die Sachmittelversorgung durch ein Chipkartensystem abzulösen, riet Reichwein, sich der erfolgreichen Dresdner Bargeldkampagne anzuschließen.

Der Jesuit sprach sich in Übereinstimmung mit Vertreterinnen und Vertretern der lokalen Agenda 21, des Freiberger Arbeitskreises Ausländer und Asyl und des Sächsischen Flüchtlingsrats dafür aus, Familien grundsätzlich dezentral unterzubringen sowie den
Heimaufenthalt für alle Flüchtlinge auf drei Jahre zu begrenzen: "Im Freiberger Heim habe ich unter anderem eine fünfköpfige Familie in anderthalb Zimmern leben sehen. Hier muss sich der Landkreis mehr leisten können. Eine solche Unterbringung entspricht wirklich nicht dem
christlichen Menschenbild."

Andreas Reichwein bemängelte abschließend, dass Abschiebehäftlinge in Sachsen gemeinsam mit Kriminellen in Gefängnissen untergebracht werden. Dies sei nicht hinnehmbar und ein Verstoß gegen die Menschenwürde.

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