Landtagspräsident Iltgen: parteiübergreifend große Anerkennung für Kirchen

70 Gäste nehmen am Politikerempfang des Bistums Dresden-Meißen teil

"Es ist eines der besonderen Kennzeichen Sachsens, dass man miteinander spricht", so begrüßte Bischof Reinelt gestern Abend etwa 70 Vertreter des politischen Lebens im Haus der Kathedrale, darunter Landtagspräsident Erich Iltgen.

Dresden, 11.10.06 (KPI): "Es ist eines der besonderen Kennzeichen Sachsens, dass man miteinander spricht. Man setzt sich im Dialog gegebenenfalls miteinander ringend auseinander. Aber es gibt auch ein positives Ringen." Mit diesen Worten begrüßte Bischof Joachim Reinelt gestern Abend Vertreter des politischen Lebens im Haus der Kathedrale. Etwa siebzig Gäste waren trotz des zeitgleich in Dresden stattfindenden Petersburger Dialogs und der Verleihung des Europäischen Kulturpreises zum Politiker-Jahresempfang des Bistums erschienen, darunter Landtagspräsident Erich Iltgen, Sachsens Umweltminister Stanislaw Tillich und Sozialministerin Helma Orosz.

"Kirche und Staat - wird der Graben breiter?" so lautete das Thema des Abends. Landtagspräsident Iltgen sagte in einem Grußwort, dass die Kirchen sich heute seiner Erfahrung nach parteiübergreifend großer Anerkennung erfreuten, was in den Bereichen Seelsorge, Schule, Kultur und Wohlfahrt besonders deutlich werde. Er verwies in diesem Zusammenhang auf gegenteilige Erfahrungen zu DDR-Zeiten, als den Kirchen staatlicherseits der Status als Körperschaft öffentlichen Rechts in der Verfassung aberkannt worden sei. Iltgen erwähnte, er habe damals zu diesem Punkt als DDR-Bürger eine Eingabe gemacht - "allerdings ohne Erfolg", so der Landtagspräsident, der vor seiner politischen Karriere bis 1990 als Mitarbeiter des Bischöflichen Ordinariats in Dresden gearbeitet hatte. Der Anteil der Bevölkerung in der DDR, der sich zu einer der beiden großen christlichen Konfessionen bekannt hatte, sei von 87 Prozent im Jahr 1950 durch das atheistische DDR-Regime auf 30 Prozent vor der Wende reduziert worden. Erich Iltgen nannte als Beispiele der Verdrängung der Religion den Austausch von Firmung und Konfirmation durch die Jugendweihe oder die staatliche Behinderung bekennender Christen im beruflichen Werdegang. "Zu diesem Punkt können Sie mich gerne auch zu meinen persönlichen Erfahrungen fragen, wenn Sie es nicht glauben", so der Landtagspräsident. Die Diasporasituation der DDR-Zeit habe die Gläubigen aber auch zu mündigen Christen gemacht, die die Demokratie zu schätzen gelernt hätten.

Der sächsische Umwelt- und Landwirtschaftsminister Stanislaw Tillich sagte in einem Grußwort, er könne sich die Zehn Gebote persönlich als Gesetzesgrundlage als ausreichend vorstellen - "ich bin aber bei aller 'Entbürokratisierung' skeptisch, ob wir dahin zurückkommen werden." Den Festvortrag des Abends hielt Dr. Matthias Meyer, Referent der Deutschen Bischofskonferenz. MB

Beim Politikerempfang im Haus der Kathedrale: (v.l.n.r.) Staatsminister Stanislaw Tillich, Weihbischof Georg Weinhold, Christa Geng (Sekretariat Katholisches Büro), Monsignore Eberhard Prause (Rundfunkbeauftragter), Bischof Joachim Reinelt, Dr. Matthias Meyer (Referent Deutsche Bischofskonferenz), Christoph Pötzsch (Leiter des Katholischen Büros Sachsen).




Weihbischof Georg Weinhold im Gespräch mit Sozialministerin Helma Orosz.




Bischof Reinelt (rechts) dankt dem Referenten des Abends, Dr. Matthias Meyer.




Gäste des Abends im Gespräch.





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