Neuausgabe der Heiligen Schrift in sorbischer Sprache erschienen

im Domowina-Verlag, Bautzen


Die bisherige, zwischen 1966 und 1976 in einzelnen Büchern herausgegebene Übersetzung verschiedener Theologen, Studenten und Sprachkundiger wurde für die neue Ausgabe durchgesehen, korrigiert und aktualisiert.

Bautzen, 16.11.2006 (KPI): Eine neu überarbeitete Bibelgesamtausgabe in sorbischer Sprache ist im Domowina-Verlag Bautzen erschienen. Die bisherige, zwischen 1966 und 1976 in einzelnen Büchern herausgegebene Übersetzung verschiedener Theologen, Studenten und Sprachkundiger wurde für die neue Ausgabe durchgesehen, korrigiert und aktualisiert. Bischof Joachim Reinelt förderte das Projekt und gab es zum Druck frei. Die vorliegende Edition enthält Fotografien aus dem Heiligen Land. Der Arbeitsgruppe für die Neuausgabe gehörten Monsignore Martin Salowski, Pfarrer Gerhard Werner, Dr. Irene ��rak, Georg Schierack und Lucia Böhme an. Finanziell gefördert wurde die Edition durch das Bistum Dresden-Meißen, die Stiftung für das sorbische Volk und private Sponsoren.

Eines der ersten Exemplare der neuen Bibelausgabe werden Vertreter des Verlags und der Arbeitsgruppe der Neuausgabe am morgigen Freitag, 17. November, um 10 Uhr im Bischöflichen Ordinariat Dresden (Käthe-Kollwitz-Ufer 84) an Generalvikar Dr. Konrad Zdarsa als Vertreter des Bistums Dresden-Meißen übergeben.

Zum Erscheinen der Bibel findet eine Pressekonferenz statt am Dienstag, dem 21. November, um 16 Uhr im �Klosterstübel� im Kloster St. Marienstern in Panschwitz-Kuckau. Über die schwierige Arbeit des Verlages und der Arbeitsgruppe wird sich dabei auch der sächsische Ministerpräsident Georg Milbradt informieren. Zudem erhalten die Anwesenden Informationen zur umfangreichen und aufwendigen Arbeit an diesem mehrjährigen Projekt. Der Ministerpräsident und die Mitglieder der Arbeitsgruppe stehen für Fragen und Gespräche zur Verfügung.
Die Bibel ist als Familienausgabe mit Schutzumschlag und in limitierter Auflage als Prachtausgabe in Leder und mit Goldschnitt erhältlich. (Familienausgabe: ISBN 978-3-7420-1998-1 / 19,90 �, Prachtausgabe: ISBN 978-3-7420-2057-4 / 49,90 �)


Expertise zu „Swjate pismo" (neue sorbische Bibelausgabe)
von Monsignore Martin Salowski, Crostwitz

Im November 2006 ist im Bautzener Domowina-Verlag die neueste einbändige Gesamtausgabe der Bibel erschienen. Dies ist die revidierte Fassung der aus dem Urtext übertragenen Einheitsübersetzung der vergriffenen Edition des Verlages aus den Jahren 1966-76. Das Vorwort schrieb Bischof Reinelt aus Dresden. Völlig neu bearbeitet sind die Anmerkungen, ein Sach- und Personenregister und Karten. Neu sind auch Fotos aus dem Hl. Land. Bearbeiter sind: Msgr. Martin Salowski, Pfr. Gerat Wornar, Lektorin Lucija Bejmina, Sprachwissenschaftlerin Dr. Irena ��rakowa, Stilist Jurij ��rak.

Geschichtlicher Überblick:

1548 hat erstmals das Neue Testament (NT) ins Niedersorbische übersetzt Mik�aw� Jakubica (ungedruckt, eine der ersten europäischen Übersetzungen der Lutherbibel). 1688-1711 hat erstmals die Gesamtbibel ins Obersorbische übersetzt Kanonikus Jurij Haw�tyn Sw�tlik (Manuskript im Domstiftsarchiv in Bautzen). Beides blieb ungedruckt, da die nötigen Mittel zum Druck fehlten.

1709 erschien dank pietistischer Förderer das NT in Niedersorbisch von Jan Bogumil Fabricius in Cottbus. Weitere Ausgaben folgten 1741, 1759, 1775, 1848 - alle zweisprachig sorbisch und deutsch, damit sich die Sorben eher an den deutschen Text gewöhnen. 1880 gab die Britische Bibelgesellschaft wieder einen rein-sorbischen Text des NT heraus. Viele niedersorbische Texte sind aufgrund einer Anordnung des Brandenburgischen Kurfürsten aus dem Jahre 1667 konfisziert und vernichtet worden. Die gewaltsame Germanisierung bewirkte bis in unsere Zeit den enormen Schwund der sorbischen Sprache in der Niederlausitz. 1796 publizierte Jan Bjedrich Fryco das Alte Testament (AT) auf Niedersorbisch, 1868 Jan Bjedrich Te�nar die Gesamtbibel auf Niedersorbisch nach sprachlichen Verbesserungen.

Richtungweisend für die Entwicklung der obersorbischen Schriftsprache war die Übersetzung des NT durch Michal Frencel (1628-1706). Frencel stützte sich nicht nur auf die Luther-Bibel, sondern auch auf den griechischen Urtext und andere slawische Übersetzungen. Sein Sohn Abraham hat das Neue Testament auf Obersorbisch 1706 in Bautzen drucken lassen.

1728 ist die Gesamtbibel auf Obersorbisch erstmals nach der Luther-Bibel in Bautzen erschienen. Übersetzer waren vier protestantische Pastoren aus dem Bautzener Raum: Jan B�mar, Matej Joku�, Jan Langa und Jan Wawer. Diese Bibelübersetzung entstand in den Jahren 1716 bis 1727. Diese protestantische Bibel wurde bis 1905 insgesamt elf Mal mit Hilfe der Sächsischen Bibelgesellschaft ediert, seitdem nicht mehr.

Katholischerseits ist seit der Übersetzung Sw�tliks nur 1690 sein Perikopenbuch (Lesungen und Evangelien mit einem Anhang von Kirchenliedern) gedruckt worden. 1750 hat es Bischof Jakub W�ski mit Verbesserungen neu herausgegeben. In den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts widmete sich der Philologe und Geistliche Jakub Buk der Übertragung von Teilen des Neuen Testamentes, 1872 erschien im Druck die Psalmenübersetzung aus dem Hebräischen von Jan Laras. Gegen Ende des 19. Jh. kam es zu einer beachtenswerten Neu-Übersetzung des NT durch den letzten sorbischen Bischof Jurij Lus�anski (1839-1905) und den Kanoniker und Sprachwissenschaftler Michal H�rnik (1833-94). 1896 erschien das NT mit ausführlichen Einleitungen und Anmerkungen in Bautzen. Dieses gemeinsame Werk darf sprachlich als das beste seiner Zeit angesehen werden. Es zeigt verschiedene Gemeinsamkeiten des Griechischen mit der sorbischen Sprache auf (Formen des Verb, Aorist, Transgressiv, Dual). Nach dem hebräischen Original mit der Vulgata vergleichend hat das AT neu übersetzt Filip R�zak. Gedruckt konnte ein Teil das Alten Testamentes (Ps, Ijob, Spr) 1920 in Bautzen erscheinen.

Gegenwärtige Situation:

Die verstärkte Verwendung der Volkssprache im Gottesdienst bewog seit 1953 jüngere sorbische Theologen und Dichter unter der Redaktion von M�r�in Salowski zu einer völlig neuen Übersetzung der Bibel aus den Ur-Sprachen. Außer dem Ur-Text wurden alle neueren slawischen Übersetzungen berücksichtigt.

1966 erschien im Domowina-Verlag in Bautzen das Neue Testament, 1968-76 das Alte Testament (4 Bände).
Die gegenwärtige Gesamtausgabe ist der verbesserte Text der letzten Fassung aus den Jahren 1966-76. Sie ist ein Beispiel, wie sich die sorbische Kultur auch im sprachlichen Bereich in den vergangenen Jahren weiterentwickelt und vervollkommnet hat.


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