Osterreiten und Ostersaatreiten

Hintergründe und Terminübersicht


Die Osterbotschaft vom Pferderücken aus verkünden die Osterreiter in der sorbischen Oberlausitz und die Ostersaatreiter in Ostritz. Alle Termine und viele Informationen zu den Prozessionen finden Sie hier...

Bautzen, Ostritz u.a., 12.04.06 (KPI): Ostern – das Fest der Auferstehung Christi von den Toten – ist für Katholiken der höchste kirchliche Feiertag. In den Pfarrgemeinden der katholischen sorbischen Oberlausitz wird der Festtag auf ganz besondere Weise begangen. Schon seit mehr als fünf Jahrhunderten ist es Tradition, dass Osterreiter in Prozessionen die Botschaft von der Auferstehung Christi in ihre Nachbarpfarrei tragen. Die Reiter singen in Liedern davon, dass Christus am dritten Tage nach seinem Tod auferstanden ist und somit den Tod überwunden hat. Tausende Besucher kommen jedes Jahr zu Ostern in die Lausitz, um an diesem Ereignis teilzunehmen.

Bereits Ende des 15. Jahrhunderts fanden zwischen Hoyerswerda und Wittichenau Reiterprozessionen statt. Die Wurzeln des Brauchs reichen wahrscheinlich allerdings bis in vorchristliche Zeiten zurück. Durch Feldumritte glaubte man, die jungen Saaten vor der Missgunst des Bösen schützen zu können. Unter dem Einfluss des Christentums wandelten sich diese Ritte in christliche Prozessionen, die heute ein öffentliches Bekenntnis zum christlichen Glauben darstellen.
In den vergangenen Jahren erhöhte sich die Anzahl der Osterreiter stetig, und das, obwohl der Pferdebestand in der sorbischen Lausitz nicht für alle Reiter ausreicht. Daher leihen sich viele Teilnehmer für diesen Tag Pferde aus, oft aus weit entfernten Orten. So lebt der alte Brauch weiter. Das ökumenische Miteinander ist auch beim Osterreiten gewachsen. Evangelische Christen helfen ihren katholischen Glaubensbrüdern unter anderem beim Besorgen der Pferde. Was früher undenkbar war, ist heute möglich – gelegentlich reitet auch ein evangelischer Christ in einer Osterprozession mit und verkündet die Auferstehung Christi auf diese Weise.

In der katholischen sorbischen Oberlausitz gibt es neun Osterreiterprozessionen, in denen überwiegend Sorben mitreiten. Lediglich in der Wittichenauer Prozession gibt es seit der Jahrhundertwende auch einen deutschsprachigen Teil. Die Osterreiter singen Lieder, die von der Auferstehung Christi künden. Außerhalb der Ortschaften beten sie den Rosenkranz und andere Gebete. In ihrer Prozession führen sie das Kreuz, Kirchenfahnen und die Statue des Auferstandenen mit.

Alle Reiter sind festlich gekleidet: Schwarzer Zylinder und Gehrock sind die auffallendsten Merkmale eines Osterreiters. Auch die Pferde werden besonders geschmückt. Dazu gehören unter anderem das Ostergeschirr, größtenteils mit christlichen Symbolen wie dem Osterlamm oder einem Kreuz versehen, und die bunt bestickte Schleife am Schweif. Ist diese schwarz, deutet sie auf Trauer in der Familie hin.
Die Osterreiter umreiten die Kirche und den Friedhof. Auch den Verstorbenen verkünden sie die Auferstehung und beten für sie. Wer zum ersten Mal am Osterreiten teilnimmt, trägt ein Myrtenkränzchen. Zum jeweiligen Jubiläum darf sich der Reiter dann mit einer silbernen “25� beziehungsweise goldenen “50� schmücken. Insgesamt beteiligen sich jedes Jahr etwa 1.500 Osterreiter an den Prozessionen.

Alle Zuschauer sollten beim Osterreiten daran denken, Abstand zu den Tieren zu halten, um Unfälle zu vermeiden. Die zweite Bitte: Zuschauer sollten Stille und Zurückhaltung üben, während die Osterreiter beten und singen. Denn die Osterreiter sehen in der Prozession eine Andacht, die nicht gestört werden soll.

Die Ostersaatreiter aus Ostritz

Einen ähnlichen Hintergrund wie das Osterreiten hat das Ostersaatreiten von Ostritz. Jedes Jahr am Ostersonntag schwingen sich vor den Türen der Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt in Ostritz Scharen von Reitern in den Sattel und machen sich über Felder und Fluren auf den Weg zum Kloster St. Marienthal an der Neiße. Sie sind Ostersaatreiter, und verkünden vom Pferderücken aus die christliche Osterbotschaft, dass Jesus von den Toten auferstanden ist.

In diesem Jahr findet der Ritt zum 377. Mal statt. Es wird mit bis zu hundert Teilnehmern an der Prozession gerechnet. Die Reiter sind elegant gekleidet: Mit Frack, Zylinder und blankgewienerten Stiefeln sitzen sie auf ihren herausgeputzten Pferden. Auch zwei katholische und zwei evangelische Pfarrer der Region lassen es sich nicht nehmen, den Zug hoch zu Ross zu begleiten. Pfarrer Norbert Hilbig, der katholische Ortspfarrer von Ostritz: „Das Jahr über komme ich kaum zum Reiten. Aber an diesem Tag gehört das einfach dazu, auch wenn es schon etwas anstrengend ist.“

Von den Osterreitern in der sorbischen Lausitz unterscheidet sich der Ritt in Ostritz dadurch, dass neben dem Verkünden der Osterbotschaft die Bitte um gutes Wachstum der Saat auf den Feldern und um Gottes Hilfe für Mensch und Natur im Vordergrund steht. Von Ostritz aus reitet der Zug in einer langen Prozession zum Kloster St. Marienthal, wo den Zisterzienserinnen der Abtei und vielen Besuchern auf dem Klosterhof der Ostersegen überbracht wird. Unterwegs wird an fünf Stationen das Osterevangelium verkündet. Am Hutbergkreuz wird der verstorbenen Reiter gedacht.

Die Prozession startet um 13 Uhr vor der katholischen Kirche in Ostritz; Ankunft in St. Marienthal ist gegen 13.45 Uhr. Um 16 Uhr kehren die Reiter zurück und beschließen den Zug mit einer Dankandacht in der Ostritzer Kirche. Einige Teilnehmer am Ostersaatritt nehmen eine lange Anreise auf sich, um bei der Prozession mitreiten zu können. Die Tradition der Ostersaatreiter wurde auch zu DDR-Zeiten ununterbrochen aufrecht gehalten. Bis heute zieht sie jedes Jahr zahlreiche Gäste in die Lausitz. Eine Regel gilt allerdings ebenfalls bis heute: Nur Männer dürfen in der Prozession mitreiten. rl/MB


Zeitübersicht der Osterreiterprozessionen und der Ostersaatreiter:
(Die angegebenen Zeiten können sich bis zu einer halben Stunde verschieben)

Bautzen -> Radibor:
Hinritt:
Ab 10.30 Uhr. Ankunft 12.15 Uhr.
Heimritt:
Ab 15.00 Uhr; Ankunft 16.30 Uhr.

Ralbitz -> Wittichenau:
Hinritt:
Ab 9.15 Uhr. Ankunft 12.30 Uhr.
Heimritt:
Ab 15.15 Uhr. Ankunft 18.00 Uhr.

Wittichenau -> Ralbitz:
Hinritt:
Ab 9.20 Uhr. Ankunft 12.00 Uhr.
Heimritt:
Ab 15.00 Uhr. Ankunft 18.00 Uhr.

Panschwitz-Kuckau -> Crostwitz:
Hinritt:
Ab 12.45 Uhr. Ankunft 14.15 Uhr.
Heimritt:
Ab Crostwitz 15.00 Uhr. Ankunft Schweinerden 16.30 Uhr. Ab Schweinerden 17.00 Uhr. Ankunft Panschwitz-Kuckau 17.30 Uhr.

Crostwitz -> Panschwitz-Kuckau:
Hinritt:
Ab 12.15 Uhr. Ankunft Schweinerden 13.30 Uhr. Ab Schweinerden 14.15 Uhr. Ankunft Panschwitz-Kuckau 15 Uhr.
Heimritt:
Ab 15.30 Uhr. Ankunft 17.00 Uhr.

Radibor -> Storcha:
Hinritt:
Ab 11.45 Uhr. Ankunft 13.45 Uhr.
Heimritt:
Ab 15.30 Uhr. Ankunft 18.00 Uhr.

Storcha -> Radibor:
Hinritt:
Ab 12.00 Uhr. Ankunft 13.45 Uhr.
Heimritt:
Ab 15.30 Uhr. Ankunft 17.30 Uhr.

Nebelschütz -> Ostro:
Hinritt:
Ab 12 Uhr. Ankunft 14.00 Uhr.
Heimritt:
Ab 15.30 Uhr. Ankunft 17.00 Uhr.

Ostro -> Nebelschütz:
Hinritt:
Ab 12 Uhr. Ankunft 14.00 Uhr.
Heimritt:
Ab 15.30 Uhr. Ankunft 17.30 Uhr.

Die OSTERSAATREITER
Ostritz -> St. Marienthal

Hinritt:
Ab 13 Uhr. Ankunft im Klosterhof gegen 13.45 Uhr.
Rückkehr in Ostritz gegen 16 Uhr.


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