Papst-Enzyklika "Deus caritas est" erschienen

Viele Informationen rund um den Text


Mit Spannung wurde sie erwartet: Die erste Enzyklika von Papst Benedikt XVI. Nun ist sie da. Den kompletten Text, eine Einschätzung durch Bischof Reinelt, Medienreaktionen aus der Region des Bistums und viele Linktipps finden Sie hier...

Mit Spannung wurde die erste Enzyklika von Papst Benedikt XVI erwartet. Am 25. Januar nun wurde sie veröffentlicht.

Der Bischof von Dresden-Meißen und Leiter der Caritas-Kommission der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Joachim Reinelt, äußerte sich zur ersten Enzyklika des Heiligen Vaters gegenüber der Bistumszeitung "Tag des Herrn" (Der vollständige Text erscheint in einer der nächsten Ausgaben):

"Ich war dabei, als Papst Benedikt vor der Konferenz des Päpstlichen Rates "Cor unum" - gewissermaßen dem Weltcaritasrat - seine Enzyklika erläuterte. Die Caritasvertreter aus aller Welt waren tief beeindruckt, als der Papst die verwandelnde Kraft des Glaubens an den Gott, der ein menschliches Antlitz und ein menschliches Herz annahm, erläuterte. Dieser Glaube ist keine Theorie, die man übernehmen oder auch beiseite legen kann. Der Glaube ist etwas sehr Konkretes, ist der Maßstab, der unseren Lebensstil bestimmt. Der Papst sagte uns: "Ich wollte die M e n s c h l i c h k e i t des Glaubens verdeutlichen."

(...)

"Die Glaubwürdigkeit jedes einzelnen Christen und der Kirche wird davon abhängen, wie entschieden wir diese Enzyklika in Leben umsetzen. Dabei sollen wir nie übersehen, dass Gott uns zuerst geliebt hat. Ohne die Liebe ist alles andere nichts."

Gegenüber der Katholischen Nachrichtenagentur äußerte sich Bischof Reinelt im Interview zur Enzyklika:

"In dem Rundschreiben macht der Papst deutlich, dass Gott nicht der mächtige Weltpolizist ist, sondern der Gott der Liebe. Wenn diese Aussage das Programm von Benedikt XVI. ist, kann sicher manches Missverständnis über die katholische Kirche - gerade hier in Deutschland - beseitigt werden. Kirche ist nicht in erster Linie eine moralische Instanz, sondern sie ist wie eine Familie, die die Liebe Gottes erfährt und weiterschenkt. Es ist begeisternd zu sehen, wie der Papst diese Linie vertritt und begründet."

Gleichzeitig plädierte Bischof Reinelt, der als Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz Anfang der Woche am Kongress des Päpstlichen Rates "Cor unum" in Rom teilgenommen hatte:

"Meiner Ansicht nach müssten die kirchlichen Werke, die alle schon großartige Hilfe leisten, noch stärker kooperieren. Zusammen mit der Caritas muss ein gemeinsames Programm entwickelt werden. Wir müssen mit geballter Kraft gegen die größte Not - und das ist der Hunger - angehen. Eine solche Initiative habe ich bei der Konferenz vermisst."

Bischof Reinelt sprach sich in diesem Zusammenhang auch für eine Stärkung des Ehrenamts aus:

"Wir müssen insgesamt die freiwilligen Dienste der Jugend und der neuen kirchlichen Gemeinschaften stärker würdigen. Dort gibt es ein unglaubliches Engagement. Wir müssen lernen, dass Caritas mehr ist als unsere professionelle, durch und durch organisierte Verbandsarbeit. Der Einsatz dieser freiwilligen Dienste bewirkt sehr viel - auch in den deutschen Städten."



LINKTIPPS:

Die komplette Enzyklika im Wortlaut:
Der komplette Text als pdf-Datei...

Eine Zusammenfassung des Texts durch die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) und eine Stellungnahme zur Enzyklika durch Karl Kardinal Lehmann, den DBK-Vorsitzenden finden sie hier:
Reaktionen der Deutschen Bischofskonferenz...

Viele Informationen rund um die neue Enzyklika hat Radio Vatikan zusammengestellt:
Zur Homepage von Radio Vatikan

Reaktionen Deutscher Bischöfe:
Zur Homepage von katholisch.de...



Reaktionen einzelner Tageszeitungen im Bistum auf die Enzyklika:

Die Sächsische Zeitung in Dresden schreibt:

"Benedikt XVI. hat sich (...) mit seiner gestrigen 'Premiere' erst einmal jene Türen wieder einen Spalt breit geöffnet, die dem einst so gestrengen Glaubenshüter im Vatikan vor der Nase zugeschlagen worden waren. (...)
Gott ist Liebe. Alles was wir tun, schreibt der Papst, geht letztlich auf diese 'Liebesgeschichte zwischen Gott und Mensch' zurück. Auch die Beziehung zwischen zwei Menschen mit all ihrer Sexualität spricht der Papst ausdrücklich an. Selbstkritsch geht er dabei mit der alten Leibfeindlichkeit der Kirche ins Gericht. Die Nächstenliebe und damit die Arbeit von Hilfsorganisationen in aller Welt baue auf diesem Grundton der Liebe Gottes und des Menschen zueinander auf. Nur die Liebe, nicht Terror und Gewalt, können letztlich eine sozialere und gerechtere Welt schaffen.
Das ist eine einfache,klare Botschaft. Und eine Rückbesinnung auf das Wesentliche, das Grundlegende des christlichen Glaubens. Vielleicht gerade darum hat diese Enzyklika weltweit für größere Überraschung gesorgt, als es eine Stellungnahme zu kircheninternen Dauerbrennern wie dem Umgang mit Homosexualität, der Verhütung oder Wiederverheiratung Geschiedener hätte erreichen können. (...)
Einladend, verständlich, mit einer ungewöhnlich feinen, fast poetischen Sprache hat Benedikt den Grundakkord für seine Amtszeit gesetzt und dabei eine offene, sanfte Tonart gewählt. Diese Ouvertüre macht neugierig auf das, was dieser Papst noch bringt."



Die Freie Presse in Chemnitz schreibt:

"Die Kirche sollte sich nach dem Willen des Papstes auf ihr "Kerngeschäft" Liebe konzentrieren und keine Politik machen. In seiner ersten Enzyklika "Deus caritas est" (Gott ist die Liebe) widerspricht Benedikt XVI. sexualfeindlichen Interpretationen der Bibel, indem er das Hohelied auf die Liebe in ihrer körperlichen wie auch geistigen Form anstimmt. Auch gegenüber dem Vatikan gewöhnlich kritisch eingestellte Stimmen wie der katholische Theologe Hans Küng und die Reformbewegung "Wir sind Kirche" reagierten positiv auf das Werk.
"Der zum ,Sex' degradierte Eros wird zur Ware, zur bloßen ,Sache'; man kann ihn kaufen und verkaufen, ja, der Mensch selbst wird dabei zur Ware", warnt das Kirchenoberhaupt in seinem Lehrschreiben. Anstatt Sexualität darin zu verteufeln, bezeichnet er sie als eines der beiden wesentlichen Elemente der Liebe und verweist auf das Alte Testament, in dem die Liebe Gottes zum Volk Israel in erotischen Bildern dargestellt ist.
Leibliche, begehrende Liebe bedarf dem Papst zufolge der "Zucht und Reinigung", damit sie den Menschen zur Einheit mit sich selbst und mit Gott führt. Dabei lässt der ehemalige Vorsitzende der Glaubenskongregation allein die heterogeschlechtliche Liebe gelten. Mann und Frau stellen demnach "erst gemeinsam die Ganzheit des Menschseins dar", die auf die Ehe als einzige und endgültige Bindung verweise.
Auf die begehrende und gebende Liebe des Christen führt der Papst das Gebot der tätigen Nächstenliebe zurück. In der Kirche müsse die Erfüllung dieses Auftrages durch karitative Einrichtungen gewährleistet sein. Dieses "Liebeshandeln" müsse unabhängig von Ideologien und politischen Parteien bleiben. Karitas sei "nicht ein Mittel ideologisch gesteuerter Weltveränderung und steht nicht im Dienst weltlicher Strategien", betont der Papst und warnt vor marxistischen Tendenzen auch innerhalb kirchlicher Organisationen: "Der Marxismus hatte die Weltrevolution und deren Vorbereitung als das Allheilmittel für die soziale Problematik vorgestellt", doch "dieser Traum ist zerronnen".
(...)
Beim Thema Globalisierung kritisiert der Papst in seinem Lehrschreiben nicht nur deren negativen Folgen, sondern würdigt auch die daraus resultierenden erweiterten Möglichkeiten für Hilfsorganisationen. (...)"



Die Leipziger Volkszeitung und die Dresdener Neuesten Nachrichten schreiben:

Papst Benedikt XVI. hat in seiner ersten Enzyklika die christliche Liebe als entscheidende Kraft im Ringen um eine menschenwürdigere Welt hervorgehoben. (...) Dies sei besonders aktuell in einer Zeit, in der im Namen Gottes zu Gewalt und Hass aufgerufen werde. Ein Liebesverständnis, das auf das Sexuelle reduziert ist, verurteilt das Dokument. (...)"




link


Zurück Impressum