Auf den Spuren der Heiligen Elisabeth

Über 2.000 Kinderwallfahrer pilgern auf Schloss Neuenburg


Eva Lamm (9) aus Heidenau, verkleidet als Isentrud.
Es ist Kinderwallfahrt, und die 9-jährige Eva ist fasziniert. Im historischen Kostüm, ein Stoffband im Haar, steht sie im Innenhof von Schloss Neuenburg und fühlt sich wie im Mittelalter.

Freyburg/Unstrut, 26.07.07 (KPI): Es ist Mittwoch, der 25. Juli 2007, und Eva Lamm ist fasziniert. Am morgen noch war sie als moderne 9-jährige mit ihrer Jugendgruppe in Heidenau bei Dresden in den Bus nach Sachsen-Anhalt gestiegen. Nun ist es Mittag und sie steht im Innenhof von Schloss Neuenburg bei Freyburg/Unstrut, in einem historischen Kostüm, im brünetten Haar ein Stoffband. Und fühlt sich wie im Mittelalter. "Macht ganz doll Spaß", sagt sie. Eben hat sie auf der Bühne im Burghof die Isentrud gespielt, eine Freundin der heiligen Elisabeth.






Im Innenhof von Schloss Neuenburg versammelten sich zur Kinderwallfahrt über 2.000 Jungen und Mädchen zum Gottesdienst.


Die heilige Elisabeth ist auch der Grund, weshalb Eva Lamm wie über 2.000 andere Kinder aus dem ganzen Bistum Dresden-Meißen, das den Großteil Sachsens und weite Teile Ostthüringens umfasst, auf die Neuenburg gepilgert ist. Denn die heilige Elisabeth wird 2007 genau 800 Jahre alt. Und da sich in der Religiösen Kinderwoche, die derzeit in vielen Pfarreien stattfindet, die Kleinsten der Gemeinden eine Woche lang intensiv mit dem Leben der Thüringer Heiligen beschäftigen, haben die Organisatoren einen Originalschauplatz als Zielpunkt der alljährlichen Kinderwallfahrt ausgewählt. In der mittelalterlichen Festung in Sachsen-Anhalt lebte die heilige Elisabeth in den Jahren 1224 und 1225.


Ein Bischof zum Anfassen: Bischof Joachim Reinelt.


Auch Bischof Joachim Reinelt hat beim Gottesdienst am Vormittag in seiner Predigt vom Leben der Heiligen erzählt. "Elisabeth hat in jedem Menschen Jesus wiedergesehen", sagt er. Und berichtet von der Legende, nach der sie einen Kranken nicht nur gepflegt, sondern zur Regeneration sogar ins landgräfliche Bett der Burg gelegt habe. Oder wie sie ihren Besitz aufgab, um sich ganz den Armen und Kranken zuzuwenden. "Schau dich um nach deinem Nachbarn", gibt der Bischof daher auch den Jungen und Mädchen mit auf den Weg. "Denkt aneinander. Teilt." Es sind die poppige Musik mit Band und Chor, die bunten Tücher, die jedes Kind am Eingang zur Burg geschenkt bekommen hat, und die originellen Ideen, die den Gottesdienst zu einem besonderen Erlebnis machen. Eva gefällt besonders, dass die heilige Elisabeth – gespielt von einer Schauspielerin - auch ganz unmittelbar in Erscheinung tritt.


Steffi Hoffmann (rechts), Gemeindeassistentin aus Leipzig-Schönefeld, betrat als Darstellerin der heiligen Elisabeth zum Gottesdienst die Bühne und erläuterte in einem kurzen Theaterstück zwei Jugendlichen die Bedeutung der Taufe.


Nach Gottesdienst und Mittagessen haben die Mädchen und Jungen Zeit, die Burg zu erkunden und mittelalterliche Luft zu schnuppern. Am Burgfried, dem Dicken Wilhelm, kann man sich ein Stoffpferd umwickeln und mit einer Lanze in der Hand gegen ein Schild anrennen, das an der einen Seite einer Querstange hängt. Wer allerdings nicht schnell genug das Weite sucht, den trifft ein Stoffsäckchen, das auf der anderen Seite der Stange angeschwungen kommt. Wer es ruhiger mag, der kann Filz bearbeiten, Kerzen in heißem Wachs färben, zu mittelalterlichen Klängen tanzen oder seine Künste im Jonglieren unter Beweis stellen.


Geschicklichkeit war bei vielen Mittelalter-Spielen gefragt.


Zum Abschluss am Nachmittag breitet sich noch einmal andächtige Stille über Schloss Neuenburg aus. Die Kinder und ihre Betreuer kommen zur Andacht mit Bischof Reinelt im Burghof zusammen. Zur Erinnerung an die Taufe bekommt jedes Kind ein Fläschchen mit geweihtem Wasser mit nach Hause. Die 9-jährige Eva hat ihr Kostüm und das Diadem inzwischen wieder abgelegt und steigt mit einem letzten wehmütigen Blick zurück in den Bus nach Heidenau.

Michael Baudisch

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