Aus der TAUFE leben

Fastenhirtenwort 2007 von Bischof Joachim Reinelt


Zum Beginn der Fastenzeit spricht Bischof Joachim Reinelt in seinem Hirtenwort über die Taufe.

Als Papst Benedikt XVI. bei seinem Heimatbesuch in Marktl die Hand auf den Taufstein legte, wurde unzähligen Menschen am Bildschirm gezeigt: da hat eine große Lebensgeschichte ihren Anfang genommen. Da wurde er schon als kleines Kind nach alter kirchlicher Tradition getauft, weil wir Christen davon überzeugt sind, dass kein Mensch dieser großen Heilstat Gottes etwas hinzufügen kann (vgl. Röm 3,24). Auch kann keiner sich selbst taufen. Taufe kann man nur empfangen. Aber aus der Taufe kann jeder zeitlebens große Kraft schöpfen. Aus der Taufe leben - das soll Jahresthema 2007 sein.

Bei der ersten Pfingstpredigt des hl. Petrus fragten die Zuhörer: „Brüder, was sollen wir tun?“ Petrus antwortet: „Kehrt um, und jeder von euch lasse sich auf den Namen Jesu Christi taufen zur Vergebung seiner Sünden; dann werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen“ (Apg. 2,38). So ist Taufe das Eingangstor zum Leben im Feuer des Heiligen Geistes. Deshalb nehmen wir an den Eingängen unserer Kirchen Weihwasser und sprechen: „Ich bin getauft im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“

Wie verändert Taufe den Menschen? Erkennt man einen neuen Lebensstil?

1. Taufe holt uns aus erbsündlicher Finsternis und Ich-Verkrampfung heraus und gibt uns das Glück der Gemeinschaft der Kinder Gottes.
Ich bleibe nicht in meine private Ecke verbannt. Ich bin nicht zum Alleingang verdammt. Ich werde in eine Familie aufgenommen, die Gott zum Vater hat. Jesus ist unser Bruder und er ist durch den Heiligen Geist mitten unter uns. Der himmlische Vater hat uns auch eine Mutter gegeben, die allzeit für uns betet. In dieser Familie stimmt einfach alles, wenn die einzelnen Geschwister in der Liebe innig „miteinander verbunden“ (Eph 4,25) sind. Man kann in unserem Bistum immer wieder diese Verbundenheit beobachten, wenn nach den Sonntagsmessen die Gläubigen noch lange beieinander stehen, meist mit strahlenden Gesichtern. Noch deutlicher zeigt sich das Gemeinschaftsbewusstsein des Volkes Gottes im gemeinsamen caritativen Sorgen, in geistlichen und katechetischen Gruppen, in der Gottesdienstgestaltung durch Lektoren und Kirchenmusiker, Ministranten und Küster. Familie bedarf eben immer auch der alltäglichen Sorge, so ist es auch bei der Gottesfamilie. Die Eingliederung des Getauften in die Gemeinschaft der Kirche wird im ersten Korintherbrief mit einem eindrucksvollen Bild beschrieben: „Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einen einzigen Leib aufgenommen“ (1 Kor 12,13). Kirche muss also Hand und Fuß haben, Augen und Ohren, Herz und Kopf. Das heißt: jeder Getaufte ist von Bedeutung. Der Papst lebt vom Gebet der Rentnerin, der Kranke lebt von der Güte der Schwestern. Einer wird vom Anderen getragen. Wer so im Leib Christi, im Blutkreislauf des Dreifaltigen eingegliedert lebt, der darf den Ehrennamen Christ tragen.

2. Taufe bewirkt ein starkes Selbstbewusstsein.
Viele Menschen leiden unter Minderwertigkeitskomplexen. In unserer Wettbewerbs-gesellschaft kommen nicht alle mit. Auch Sünde und Versagen deprimieren. Da ist es überlebenswichtig zu erkennen, was das Sakrament der Taufe aus uns gemacht hat. Das Untertauchen im Taufbassin, wie es auch in vielen katholischen Gemeinden der USA wieder üblich ist, macht zeichenhaft deutlich, dass der alte Mensch der Sünde ertränkt wird. Ein neuer Mensch steigt im auferstandenen Christus aus dem Wasser. Christus wohnt im Getauften. Getaufte sind auserwählt, königlich, heilig. Kann es Größeres für den Menschen geben? Das macht frei von Komplexen und stark in der Liebe. Niemand und nichts kann das Siegel der Taufe auslöschen. Da liegt die Stärke des Christen. So lässt uns die Kraft des neuen Menschen Großes wagen. Die Freiheit des Christen überwindet die Fesselung des bloß Berechenbaren. Was sich nur rechnet, ist für uns immer zu wenig. Wir verlangen nach Gott. Er schaut auf uns wie bei der Taufe Jesu im Jordan auf seinen Sohn und findet ihn in uns: „Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe“ (Mt 3,17). Jesus erlebt die unendliche Liebe des Vaters, den offenen Himmel. Dieses Ereignis lässt Jesus auf die Getauften übergehen. Der Vater sagt auch zu uns: Da ist mein geliebter Sohn. Höher kann niemand ausgezeichnet werden. Also bekennen wir uns zu unserer wahren Größe. Sie macht uns sicher und zugleich fähig zu dienen.

3. Taufe befähigt zur Beteiligung an Gottes Heilshandeln.
Was immer der Himmel auf Erden bewirkt, lässt er stets auch von der Erde dem Himmel entgegen wachsen. Gott könnte alles allein machen. Er braucht keine Hilfe. Trotzdem zieht er den Menschen hinzu. So wurde Maria beteiligt, als Gott Mensch wurde. Ebenso lässt er die Botschaft des Gotteswortes durch Apostel in die Welt tragen. So beteiligt er auch uns an dem göttlichen Geschehen, das in Kreuz und Auferstehung eine neue Erde bewirkt. Der Getaufte hat das Recht, durch Wort und Sakrament gestärkt zu werden, damit er Verantwortung und Dienst für die Menschen übernehmen kann, die Gott ihm anvertraut. Ja, der Herr will uns beteiligen am Aufbau einer neuen Welt. Das ist mit Gemeinde im Aufbruch gemeint. Der Prophet Ezechiel sagte es so: „Ich gieße reines Wasser über euch aus, dann werdet ihr rein� Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch. Ich nehme das Herz von Stein aus eurer Brust und gebe euch ein Herz von Fleisch� Ihr werdet mein Volk sein, und ich werde euer Gott sein“ (Ez 36,25-28). Wenn Getaufte das geschehen lassen, erfüllt sich der Taufbefehl Jesu, Kirche wird missionarisch, „und die Völker werden erkennen, dass ich der Herr bin, wenn ich mich vor euren Augen als heilig erweise“ (Ez 36,23).

Das alles gewähre uns durch das Gnadengeschenk des Taufsakramentes der Dreieinige Gott,
der Vater der Sohn und der Heilige Geist.

Joachim Reinelt
Bischof von Dresden-Meißen

Dresden, am Beginn der österlichen Bußzeit 2007

Thema "TAUFE" als Jahresschwerpunkt im Bistum Dresden-Meißen...


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