Den Menschen die Größe des lebendigen Gottes zeigen

Bischof Reinelt predigte beim Bonifatiusfest in Fulda


„Verraten wir die Schönheit des anwesenden und die Größe des lebendigen Gottes, denn das tut den Menschen so gut!“, sagte Bischof Reinelt am Sonntag in Fulda bei der Eröffnung der traditionellen Bonifatiuswallfahrten.

Fulda/Dresden, 11.06.07 (bpf): Es gebe viele Menschen in Deutschland, vor allem auch im Osten des Landes, die nichts mehr sähen von Gott und Jesus Christus, auch weil man ihnen dort „die Blindheit beigebracht“ habe. „Zeigen wir wieder, wer wir sind; verraten wir die Schönheit des anwesenden und die Größe des lebendigen Gottes, denn das tut den Menschen so gut!“, rief der Bischof von Dresden-Meißen, Joachim Reinelt, am Sonntag in Fulda bei der Eröffnung der traditionellen Bonifatiuswallfahrten auf. Für die, die Gott nahe seien, gelte, daß sie die „verkörperte Caritas“ darstellten – die heilige Elisabeth von Thüringen, die zweite Bistumspatronin von Fulda, könne man eigentlich als „Caritas in Person“ bezeichnen. Denn sie habe die Wartburg verlassen und sich in Marburg, wo sie das erste Hospital gründete, von allem getrennt: immer wieder den Bedürftigen gegeben, bis sie am Ende ihres jungen Lebens nicht einmal mehr einen Mantel gehabt habe. „Alles in Liebe verwandelt, alles für die Menschen“, charakterisierte der Bischof das Lebenswerk der großen Heiligen.

In einem feierlichen Pontifikalamt mit an die 8.000 Wallfahrern auf dem Fuldaer Domplatz betonte Bischof Reinelt, der Vorsitzender der Caritas-Kommission der Deutschen Bischofskonferenz ist, daß die Menschen in Deutschland Elisabeths Vorbild nicht vergessen hätten. Diese habe gewußt, daß Liebe immer nur durch Liebe wachse und daß die Liebe göttlich sei. Man dürfe daher nicht nur die „Caritas Elisabeths feiern“, sondern müsse sie auch leben. Reinelt nahm die Gelegenheit wahr, den Westen Deutschlands zu loben, der besonders in der Flutkatastrophe des Jahres 2002 im Osten des Landes bewiesen habe, daß Deutschland teilen könne und caritativ lebe. Besonders junge Menschen seien gerne in den Osten gekommen, um zu helfen und zu trösten.

„Das ist eine Spur einer tiefen christlichen Kultur, die selbstverständlich auch auf so große Gestalten wie die hl. Elisabeth zurückzuführen sind“, so der Dresdener Oberhirte. Leider würden in den Zeitungen oft die Stimmen zitiert, die jammerten, daß der Westen zuviel abgeben müsse. Heute seien es auch die Menschen im Osten, die etwa durch Renovabis den Armen in Osteuropa Hilfe gewährten. „Es hinterläßt Spuren, wenn Du gibst“ – dies müsse in Zukunft auch für Afrika gelten, wie es ja aktuell in Heiligendamm beschlossen worden sei; die heilige Elisabeth würde sagen: „Tut es, und Ihr werdet glücklich sein“.

Zu Beginn seiner Predigt hatte Bischof Reinelt Bezug auf die Seligpreisungen im Evangelium genommen und betont: „Gott traut uns zu, daß wir dies erreichen“. An der heiligen Elisabeth von Thüringen, nach dem hl. Bonifatius die zweite Patronin des Bistums Fulda, sei keine der Seligpreisungen vorbeigegangen. In all ihren Lebensstationen bis hin nach Marburg werde andenkend bewahrt, was sie vorgelebt habe, z. B. auch in Ronneburg, das einmal die „schrecklichste Gegend der Erde“ gewesen sei. Reinelt erinnerte daran, daß hier durch ein sowjetisches Atomwaffenlager die ganze Gegend vergiftet war und viele Menschen jung starben. Heute sei dieser Landstrich so gut saniert worden, daß es sich wirklich um eine „blühende Landschaft“ handle. Nun gelte es in Europa überhaupt, eine geistige blühende Landschaft zu schaffen – „neues, junges, göttliches Leben“ müsse zu den Menschen gebracht werden.

Dann arbeitete der Bischof die besonderen Charaktereigenschaften Elisabeths heraus, die ebenso wie der heilige Bonifatius eine große Aktualität habe. Zunächst sei da ihre Leidenschaft zu nennen, denn „Heilige können nicht ohne Feuer sein“. Bereits als Kind sei sie sehr lebhaft gewesen, aber zugleich auch leidenschaftlich in ihrer Liebe zu Jesus. Leidenschaftlich sei die Liebe zu ihrem Mann Ludwig gewesen, ebenso leidenschaftlich auch ihre Machtausübung als Landgräfin. Denn sie habe diese dafür eingesetzt, daß niemand in ihrem Herrschaftsgebiet an Hunger sterben mußte. Aus dem Evangelium zu leben bedeutete für Elisabeth, jeden Menschen leidenschaftlich zu lieben.

Bisweilen sei Elisabeth aber auch eine „echte Aussteigerin“ gewesen und habe nach dem Prinzip „null Kompromiß mit der Bosheit“ gehandelt. Als Beispiel führte Reinelt an, daß sie nichts gegessen habe, wenn es nicht ein berechtigtes Essen war, d. h. nicht etwa den Armen geraubt worden war, sondern von den eigenen Gütern stammte. Eine aktuelle Parallele sah der Bischof darin, daß Europa zuviel, Afrika viel zu wenig an Nahrungsmitteln für die Menschen habe. Menschen wie Elisabeth, die eben nicht das täten, was alle tun, schüfen „neue Landschaften“. „Elisabeth war immer klar, daß alles vergeht und nur Gott bleibt“, stellte Reinelt heraus. Die Heilige sei eine „Demonstrantin“ gewesen, die klar Farbe zu Christus als dem lebendigen Gott bekannte. Elisabeth habe nämlich im Mitmenschen die Realität des anwesenden Gottessohnes erkannt.

Den Festgottesdienst feierte Fuldas Bischof Heinz Josef Algermissen in Konzelebration mit Bischof Reinelt, Weihbischof Prof. Dr. Karlheinz Diez und Weihbischof Johannes Kapp sowie Generalvikar Prälat Peter-Martin Schmidt. Musikalisch wurde die Meßfeier vom Fuldaer Jugendkathedralchor unter Leitung von Domkapellmeister Franz-Peter Huber, die Chorsätze von J.-P. L�cot und S. Lole sowie Gottesloblieder im Wechsel mit der Gemeinde sangen, sowie einem großen, aus mehreren Blasorchestern bestehenden Instrumentalensemble unter Leitung von Regionalkantor Ulrich Moormann mitgestaltet.

Zu Beginn des Gottesdienstes hatte Bischof Algermissen bei strahlendem Sonnenschein die Gläubigen und besonders Bischof Reinelt begrüßt sowie seiner Freude über eine auf dem Domplatz „sich versammelnde Kirche“ zum Ausdruck gebracht. Die Heiligenverehrung sei für Katholiken „ein einziges Lob der Gnade Gottes“, wie man bei Bonifatius und Elisabeth deutlich sehe. Domdechant Prof. Dr. Werner Kathrein hatte vor Beginn des Gottesdienstes die Wallfahrer erstmals aus den verschiedenen Pastoralverbünden, aber auch aus einzelnen Pfarreien des Bistums namentlich willkommen geheißen.

Christof Ohnesorge

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