"Die wertvollste Zeit meines Lebens"

Schwester Fabiana Wessiepe verlässt Dresden


In einem Alter, in dem andere sich zur wohlverdienten Ruhe setzen, steht Schwester Fabiana Wessiepe (71) in den nächsten Wochen ein beruflicher Neuanfang bevor: Nach 13 Jahren verabschiedet sie sich von Dresden, um eine neue Aufgabe zu übernehmen.

Dresden, 23.02.2007 (KPI): In einem Alter, in dem andere sich zur wohlverdienten Ruhe setzen, steht der 71-jährigen Missions-Benediktinerin in den nächsten Wochen ein beruflicher Neuanfang bevor: Nach ziemlich genau 13 Jahren verabschiedet sich Schwester Fabiana Wessiepe von Dresden, um eine neue Aufgabe zu übernehmen. Von ihrer Priorin wurde sie am 12. Januar zur Subpriorin ernannt – und das bedeutet neben vielen ungewohnten Zuständigkeitsbereichen auch den Umzug nach Tutzing ins Mutterhaus des Ordens. Denn nur hier kann sie die Priorin so unterstützen, wie es Aufgabe einer Subpriorin ist.

Im März 1994 war Schwester Fabiana nach Dresden in die kleine Niederlassung ihres Ordens in der Schweriner Straße gezogen. Die Missions-Benediktinerinnen waren im Dezember 1992 nach Dresden gekommen, um hier ihren „Beitrag zu leisten zur Wiedervereinigung von Ost und West“, erklärt Schwester Fabiana. Es gehe ihnen darum, „in einer weitgehend glaubensfernen Umgebung den christlichen Sendungsauftrag zu erfüllen“. So war die erste Zeit davon geprägt zu schauen, was zu tun ist, was den Menschen not-tut, um sich dort zu engagieren – und das, ohne jemandem einen Arbeitsplatz wegzunehmen. „Mein Beruf war eigentlich, unterwegs zu sein in der Stadt – ich kenne Dresden jetzt besser als meine Heimatstadt“, beschreibt sie ihre Tätigkeit in den vergangenen 13 Jahren.

Geboren wurde sie als Walburga Wessiepe 1935 in Essen, wo sie auch aufwuchs. Eine frühe Erinnerung verbindet sie mit Dresden: Da ihr Vater im Krieg in Breslau arbeitete, wohnte die Familie zeitweise auch dort. Letztlich musste die Mutter mit den drei Kindern fliehen. Am Abend des 12. Februar 1945 kamen sie in Dresden an. Der jüngere Bruder hatte Erfrierungen an den Füßen, so dass die Krankenschwester in der Bahnhofsmission eindringlich mahnte, in Dresden zu bleiben. Durch das Drängen der Mutter, die heim nach Essen wollte, zogen sie am nächsten Tag aber doch weiter gen Westen – und entkamen so der Dresdner Bombennacht. Als junge Frau lernte Walburga den Beruf der Kinderkrankenschwester und trat zwei Jahre später – 1957 – in Tutzing bei den Missions-Benediktinerinnen ein. Dort erhielt sie den Namen „Fabiana“ und qualifizierte sich in der Erwachsenenkrankenpflege. Bevor sie 1994 nach Dresden kam, leitete sie in Tutzing eine Krankenpflegeschule des Ordens.

So kam es nicht von ungefähr, dass Schwester Fabiana hier auf den 1991 gegründeten Christlichen Hospizdienst Dresden e.V. (CHD) stieß und sich dort in der Begleitung Schwerstkranker engagierte. Später verlagerte sich der Schwerpunkt ihrer Aufgabe hin zur Trauerbegleitung. Das alles bewirkte, dass sie in Dresden sehr viele Menschen kennen gelernt hat, ihre Lebensgeschichten erfuhr und viele bewegende Begegnungen erlebte. Immer trat sie im Ordensgewand auf – auch wenn sie erklärten Atheisten gegenüberstand. Und gerade diese begegneten ihr oftmals sehr offen und suchten das von Wertschätzung geprägte Gespräch mit ihr als Ordensschwester.

„Es war die wertvollste Zeit meines Lebens“, resümiert Schwester Fabiana dankbar. Durch das ihr entgegengebrachte Vertrauen in den vielen Begegnungen, vor allem mit Sterbenden und Trauernden, fühlt sie sich reich beschenkt. „Mein Herz schlägt für Dresden“, sagt sie, und so ist es kein Wunder, dass ihr der Abschied schwer fällt: der Abschied von Dresden, von der Hospizarbeit und auch von der Dompfarrei, in der sie sich ehrenamtlich als Lektorin, Kommunionhelferin und zuletzt auch im Pfarrgemeinderat engagierte.

Vor allem den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im CHD wünscht sie, dass die Arbeit, die in den vergangenen Jahren gewachsen ist und durch die so viele Menschen Hilfe erfuhren, gut weitergehen kann. Der Christliche Hospizdienst verabschiedet sich von ihr mit einer Dankesfeier am 26. Februar um 16 Uhr im Clara-Wolff-Haus.

Elisabeth Meuser


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