"Du kannst die Welt verändern"

Erzbischof John P. Foley beim Medienempfang von Bischof Joachim Reinelt


Erzbischof John P. Foley
Seinen besonderen Dank sprach Bischof Joachim Reinelt beim Medienempfang gestern Abend aus. Als besonderen Gast begrüßte er Erzbischof John P. Foley, der 20 Jahre lang Präsident des Päpstlichen Rates für die sozialen Kommunikationsmittel war.

Dresden, 31.08.2007 (KPI): Seinen besonderen Dank sprach Bischof Joachim Reinelt beim Medienempfang gestern Abend aus, zu dem er die Vertreter der Medien eingeladen hatte, - seinen „besonderen Dank für alles, was Sie für unser Land und darüber hinaus tun“. Er hoffe, dass die Kirche in der Lage sei, manche Fragen so zu beantworten, „dass Aussagen über das irdische Leben hinaus gemacht werden – das ist nicht immer einfach“, so der Bischof in seiner Begrüßungsrede.

Als besonderer Gast des Abends war Erzbischof John P. Foley angereist, der 20 Jahre lang Präsident des Päpstlichen Rates für die sozialen Kommunikationsmittel war und seit wenigen Wochen das Amt des Pro-Großmeisters des Ritterordens vom hl. Grab in Jerusalem innehat. Er berichtete unter anderem über seinen Weg zu den Medien, der bereits im Alter von 14 Jahren begonnen hatte. Ein Buch, das seine Eltern ihm damals geschenkt hatten, trug den Titel: „You can change the world – Du kannst die Welt verändern“. Erzbischof Foley ermutigte die Anwesenden: „Es ist möglich, die Welt zu verändern – zumindest in einem kleinen Ausmaß“; dies sei seine Erfahrung. Allerdings bestehe die Gefahr, dass einerseits Medienvertreter sich für unfehlbar hielten und andererseits die Mediennutzer glaubten, alles sei wahr, was über die Medien verbreitet werde. Daher sei eine qualifizierte Medienerziehung notwendig. Insgesamt seien drei Prinzipien wichtig: die Wahrhaftigkeit der Berichterstattung, die Achtung vor der Würde der Person und die Orientierung auf das Gemeinwohl – denn die Kommunikation müsse dem Gemeinwohl dienen.

Im Folgenden dokumentieren wir die Ansprache von Erzbischof John P. Foley am gestrigen Abend, im Anschluss daran finden Sie einige Fotos:

„Meine Damen und Herren,

als 71jähriger Amerikaner kann ich sagen, dass meine frühesten Erinnerungen an Deutschland auf den 2. Weltkrieg zurückgehen, als Deutschland – bedauerlicher-, aber auch verständlicherweise – als Feindesland betrachtet wurde. Ich hatte auf dem Boden des Gästezimmers in unserem Haus große Karten mit den Flaggen der verschiedenen Nationen, die den Frontverlauf auf den Kriegsschauplätzen in Europa und im pazifischen Raum markierten. So lernte ich in sehr jungem Alter eine Menge in Geographie.

Wenn es für Sie ein Trost sein kann – ich erinnere mich jedenfalls daran, dass wir an unserem Esstisch für die Opfer der schrecklichen Bombardierung Dresdens sowie für die Opfer der Atombomben in Hiroshima und Nagasaki gebetet haben. Weder meine Eltern noch ich sahen einen zu rechtfertigenden Grund für die Bombardierung der unschuldigen Zivilbevölkerung von Dresden, obwohl sie und ich in der Tragödie der Atombombe den wahrscheinlichen Grund für das Ende des Krieges im pazifischen Raum sahen, eines Krieges, der vielleicht das Leben von weiteren Hunderttausenden amerikanischer Soldaten gefordert hätte, wenn die Invasion Japans notwendig geworden wäre.

Obwohl ich damals erst 10 Jahre alt war, erinnere ich mich daran, dass ich nach Kriegsende sehr beeindruckt war von der Politik der Vereinigten Staaten, eher einer Politik der Versöhnung, als einer Politik der Bestrafung. Damals wie heute schien und scheint es mir, dass der Marschallplan einer der Höhepunkte nicht nur der amerikanischen, sondern der Weltgeschichte war – ein Plan der Versöhnung und konkreter Hilfe zur Entwicklung, die früheren Feinde eingeschlossen. Ich erinnere mich ebenfalls an meine Begeisterung über die Berliner Luftbrücke, als Präsident Harry Truman entschied, die Versorgung Berlins sicherzustellen, um dessen Rolle als freie Stadt inmitten eines kommunistischen, sowjetisch beherrschten Ostdeutschland zu garantieren.

Im Fernsehen hörte ich die Worte von John F. Kennedy, als er den Mut jener pries, die der Einverleibung in eine Art Rotes Meer Widerstand leisteten. „Lasst sie nach Berlin kommen.“ Und ich erinnere mich ebenfalls an die Worte von Ronald Reagan: „Herr Gorbatschow, reissen Sie diese Mauer nieder.“

Als Gymnasiast und College-Student verfolgte ich die politische Entwicklung in Europa mit großem Interesse – ich hatte immer eine große Bewunderung für Konrad Adenauer, ein wahrer Gigant im Bereich der Geopolitik und in der Geschichte Europas. Von großer Bewunderung war ich ebenfalls erfüllt für das Werk Alcide De Gasperis, und – nach meiner Ernennung in Rom – lernte ich Amintore Fanfani kennen, dessen Bücher ich während meiner Universitätsstudien gelesen hatte, und Giulio Andreotti, eine der faszinierendsten Gestalten der Weltpolitik und ein lebendes Archiv der Nachkriegsgeschichte in Europa.

Mein erster Besuch hinter dem Eisernen Vorhang war 1965. Damals besuchte ich nicht Deutschland, sondern die damalige Tschechoslowakei, Ungarn, Polen und die damalige Sowjetunion. Ich habe noch die Ausdrucksformen tiefen religiösen Glaubens in lebendiger Erinnerung, besonders in Polen und in der heutigen Slowakei, wo die Menschen darauf bestanden, in der Öffentlichkeit Gott anzubeten, auch dann, wenn es sie im Sinne materieller Vorteile teuer zu stehen kam. Ich dachte im stillen und bei späteren Besuchen: „Dies kommunistische System ist, Gott sei Dank, zum Zusammenbruch verurteilt, weil aufgezwungener atheistischer Materialismus und aufrichtiger religiöser Glaube nicht lange koexistieren können.“

Während die weltlichen Medien natürlich das brachten, was man an Nachrichten über die Nationen hinter dem Eisernen Vorhang wissen konnte, fand ich die katholische Presse oft gründlicher in der Information. Ich selbst schrieb Artikel von verschiedenen Besuchen 1965 und später in den 1970ern – 1972 in Polen, 1977 in der Tschechoslowakei und Ungarn, 1979 wieder in Polen.

Ich hatte ebenfalls Gelegenheit, einige der großen führenden Persönlichkeiten der katholischen Kirche in jenen schwierigen Tagen zu interviewen: die Kardinäle Beran und Tomaszek von Prag, Kardinal Slipyi von Lwiw (Lemberg), Kardinal Mindszenty von Budapest, den ich in den Vereinigten Staaten interviewte, die Kardinäle Wyszinski und Wojtila in Polen. Vor al-lem in Polen sah ich die Anfangsgründe des letztendlichen Zusammenbruchs des Kommunismus.

Ich denke zurück an Kardinal Tomaszek, den ich auf Latein interviewt habe und der dabei zum Kronleuchter hinaufschaute, um anzudeuten, dass wir von nicht im Raum anwesenden Ohren belauscht wurden, und sagte: „Ich spreche immer von spirituellen Dingen, weil Sie niemals wissen, wann Sie einen von Ihren Lauschern bekehren können.“

Da meine Interviews oft von NC News Service (jetzt Catholic News Service) in den Vereinigten Staaten gebracht wurden, kann ich mir vorstellen, dass wenigstens einige von ihnen von der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA) in Deutschland aufgegriffen worden sind – wegen des Interesses der Deutschen an den Personen, die ich interviewt habe.

Natürlich bin ich dessen nicht sicher, weil ich nicht Deutsch spreche - mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa (ein Ausdruck aus dem Sündenbekenntnis „Confiteor“ zu Beginn der katholischen Mess-Liturgie, der bedeutet: „durch meine Schuld, durch meine Schuld, durch meine übergroße Schuld“, Anm. d. Übersetzers) - , obwohl der Vater meiner Mutter, der starb, bevor ich zur Welt kam, ein aus Schwaben gebürtiger Deutscher war. In meiner Heimatstadt Philadelphia mit ihren vielen National-Pfarreien spürte ich besonders die irischen und deutschen Einflüsse auf den amerikanischen Katholizismus ebenso wie den Einfluss der Italiener, der Polen, Slowaken, Litauer – und Ukrainer, die sogar einen anderen Ritus hatten und haben sowie eine eigene Erzdiözese Philadelphia.

Es ist natürlich äußerst wichtig, eine katholische Nachrichtenagentur zu haben, um zu ergänzen und manchmal sogar zu korrigieren, was von weltlichen Nachrichtenagenturen und anderen Medien berichtet wird. Daher war es eine hervorragende Idee für alle deutschsprachigen katholischen Nachrichtenagenturen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, ihre Ressourcen in einem Büro zusammenzufassen, dem Centrum Informationis Catholicum (CIC) in Rom.

Obwohl ich ein großer Freund der Print-Medien bin und 14 Jahre lang Chefredakteur einer katholischen Zeitung und Korrespondent war - sogar beim Zweiten Vatikanischen Konzil – und zuvor 10 Jahre Assistent des Chefredakteurs, sehe ich doch, wie wichtig die Arbeit von Radio, Fernsehen und jetzt Internet ist.

Im Radio begann ich, als ich 13 Jahre alt war und Hörspiele über das Leben der Heiligen schrieb sowie in einem lokalen Radiosender in meiner Heimatstadt Philadelphia als Ansager für das Sonntagmorgen-Programm tätig war. Als ich 18 Jahre alt war, begann ich im Fernsehen – interviewt von Edward R. Murrow (seinerzeit ein bekannter amerikanischer Fernsehjournalist, Anm. d. Übersetzers) im CBS-Fernsehen, des weiteren mit einer Serie wöchentlicher Programme unter dem Titel „Debatte“ über den lokalen NBC-Sender in Philadelphia und mit anderen Produktionen einstündiger oder halbstündiger Programme in lokalen Fernseh-Sendern.

In den 1950ern hatten Radio- und Fernseh-Sender in den USA noch ein Gewissen und stellten im Sinne des öffentlichen Interesses Sendezeit für religiöse Programm zur Verfügung, ein Luxus, der in den Tagen nach der Deregulierung der Medien in den Vereinigten Staaten nicht fortgesetzt wurde. Dies ist einer der Gründe, weswegen ich die Deutschen und andere beneide wegen ihrer öffentlich-rechtlichen Fernseh-Systeme, die dazu entwickelt wurden, dem Gemeinwohl zu dienen.

Die derzeitige Situation in den Medien ist gut und schlecht zugleich.

Das Gute ist natürlich die Anzahl der Wahlmöglichkeiten, die dem Leser, Zuhörer und Zuschauer geboten wird – Wahlmöglichkeiten im Internet, im Radio auf seinen verschiedenen Frequenzen und im Fernsehen durch Satelliten und Kabel wie auch auf traditionellen Kanälen. – sogar mit der Möglichkeit für die Kirche, Radio- und Fernseh-Programme bereitzustellen, um das Programmangebot traditioneller Sender oder Kanäle zu ergänzen oder zu korrigieren.

Zum Schlechten gehört ebenfalls die Anzahl der angebotenen Wahlmöglichkeiten, da falsche Information und Pornographie direkt in die Wohnungen der Menschen kommen.

In diesem Jahr hat Papst Benedikt XVI. als Thema des Welttags der Kommunikationsmittel das Thema ausgewählt: „Kinder und Medien. Eine Herausforderung für die Erziehung.“

Es gibt in der Tat eine Herausforderung zur Medienerziehung für uns alle, dass wir urteilsfähige und selektive Nutzer der Medien werden sowie lernen können, wie wir die Programmauswahl mit Klugheit für unsere eigene intellektuelle. emotionale und geistig-geistliche Entwicklung treffen.

Aber insbesondere in Schulen, die schon Lehrpläne in Literatur und sozialen Studien haben, sehe ich eine Notwendigkeit, Medienerziehung in die Lehrpläne aufzunehmen, so dass junge Leute gebildetere Nutzer der Medien werden könnten und zwar so, dass sie selbst vielleicht in Erwägung ziehen, im Bereich der Medien berufstätig zu werden - nicht wegen des Glamours, der damit manchmal verbunden ist, sondern wegen des Beitrags, den sie leisten können zu einer besseren, besser informierten und - wie wir hoffen - gerechteren Gesellschaft.

Danke schön.“


Eindrücke vom Medienempfang, im Bild eingefangen:












Der Lebenslauf von Erzbischof Foley - zum Herunterladen (19 kB).