Enzyklika "Spe salvi" über die christliche Hoffnung

Benedikt XVI. veröffentlicht knapp zwei Jahre nach der Enzyklika über die Liebe zweites Lehrschreiben


Knapp zwei Jahre nach seiner ersten Enzyklika über die Liebe hat Papst Benedikt XVI. am vergangenen Freitag sein zweites großes Lehrschreiben veröffentlicht.

Vatikanstadt, 03.12.07 (rv): Knapp zwei Jahre nach seiner ersten Enzyklika über die Liebe hat Benedikt XVI. am vergangenen Freitag sein zweites großes Lehrschreiben veröffentlicht. Radio Vatikan bemerkt dazu:

Auch diesmal geht es um eine der drei christlichen Haupttugenden: um die Hoffnung nämlich. Der Titel „Auf Hoffnung hin sind wir gerettet� stützt sich auf ein Wort des Apostels Paulus im achten Kapitel des Römerbriefes.� Denn wir sind gerettet, doch in der Hoffnung. Hoffnung aber, die man schon erfüllt sieht, ist keine Hoffnung. Wie kann man auf etwas hoffen, das man sieht?� Das ist die biblische Vorlage – und hier ist nun ein erster Blick auf die Enzyklika, die Papst Benedikt dazu geschrieben hat.

In der deutschen Fassung 80 Seiten. Adressat: „Bischöfe, gottgeweihte Personen, alle Christgläubige� – die Formel „an alle Menschen guten Willens� fehlt. Der Text: theologisch und philosophisch sehr dicht; viele Zitate von Kirchenvätern, dazu die Philosophen Kant, Bacon, Adorno, aber auch Martin Luther, Schriftsteller wie Dostojewski und Jean Giono oder der verstorbene vietnamesische Kardinal Nguyen Van Thuan. Am sorgfältigsten eingesetzt: Zitate des heiligen Augustinus. Ernsthafte Auseinandersetzung mit protestantischen Positionen, freundliche Worte zu den Kirchen des „Ostens�. Richtig liebevoll: das Porträt einer Heiligen aus dem Sudan, die von der Sklavin zur Ordensfrau wurde. Nebenbei: ein Papst-Lob für die „sprachliche und denkerische Kraft� von Karl Marx, trotz dessen „grundlegenden Irrtums�, und eine Kritik an der deutschen Einheitsübersetzung der Bibel. Zum Abschluss ein Hymnus auf Maria.

Gesamteindruck von Benedikts Enzyklika: theologischer und auch mehr aus einem Guss als seine erste. Für den Normalchristen wohl schwerer zu lesen als „Deus Caritas est� - aber eine lohnende Lektüre. Ein echter Ratzinger.


„Spe salvi� - eine kurze Zusammenfassung (von P. Eberhard v. Gemmingen SJ)

Kernthese des Papstes: Unsere irdischen Hoffnungen auf dies und das greifen zu kurz. Hoffnung im tiefsten und eigentlichen Sinn gibt es nur im Glauben an Gott – und zwar an einen liebenden Gott. Christus hat „keine sozialrevolutionäre Botschaft� gebracht, sondern gezeigt: Gott ist Liebe, und wir haben Grund zur Hoffnung.
In den letzten zweihundert Jahren habe sich die Hoffnung der Menschen auf Freiheit und Vernunft gerichtet; die besten Kräfte meinten, wenn eines Tages Wissenschaft und Gerechtigkeit siegen, dann werden alle Hoffnungen in Erfüllung gegangen sein. Dagegen argumentiert Benedikt: Vernunft ohne Glaube und Liebe gibt dem Menschen keinen Lebenssinn, und Gerechtigkeit kann nicht nur durch Strukturen und ohne Moral entstehen. Die entsprechenden Versuche sind gescheitert. Jede Generation muss von neuem lernen; nur die Liebe erlöst den Menschen. Diese aber findet er letztlich nur im Glauben an den liebenden Gott.
Die Christen haben manche Fehler gemacht, sich etwa zu sehr um das individuelle Seelenheil gekümmert. Erlösung aber und das, was wir „ewiges Leben� nennen, hat einen gemeinschaftlichen Charakter. Benedikt rät den Christen, Hoffnung immer neu einzuüben: im Gebet, in der Auseinandersetzung mit dem Leid, mit der Frage nach Gerechtigkeit, nach dem Gericht Gottes. Wichtigster Satz der Enzyklika: „Gott kennenlernen – den wahren Gott, das bedeutet Hoffnung empfangen.�


Text der Enzyklika "Spe salvi" zum herunterladen...


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