Früheste Zeugen christlichen Glaubens in der Lausitz

Pfarrer Rehor segnet Kopien historischer Grabplatten


Pfarrer Rehor besprengt die Grabstein-Kopien mit Weihwasser.
Clemens Rehor (54), Pfarrer von Crostwitz, hat gekämpft. Für vier Grabsteine aus Granit. Den Beweis, dass es an der Stelle des heutigen Crostwitz' seit Bischof Bennos Zeiten christlichen Glauben gibt. Bekommen hat er vier Kopien...

Crostwitz/
Kamenz, 30.10.2007 (KPI): Clemens Rehor (54), Sorbe und Pfarrer von Crostwitz bei Bautzen, ist ein energischer Mann. Einer, der für seine Sache – wenn es sein muss – kämpft. Und für die vier Grabsteine aus Granit, die 2004 beim Abbruch einer alten Schule im Fundament des Gebäudes gefunden wurden, das gegenüber der Pfarrkirche am Rande des Dorffriedhofs stand, hätte es sich gelohnt zu streiten. Immerhin: Diese vier Grabplatten aus dem 11. oder 12. Jahrhundert liefern für Rehor den Beweis, dass der heilige Bischof Benno einst in dieser Gegend missionierte. Dass er vielleicht sogar an der Stelle des heutigen Crostwitz den Heiden das Evangelium verkündete.

Pfarrer Rehor



Jedoch: Das Landesamt für Archäologie machte dem Pfarrer einen Strich durch die Rechnung. Als die Steine – auf einer der Grabplatten ist das heraus gemeißelte Kreuz noch deutlich zu erkennen – entdeckt wurden, holten die Wissenschaftler den bedeutenden Fund ins Amt nach Dresden. Laut sächsischem Recht hat der Freistaat das Recht dazu. „Wer tiefer als 40 Zentimeter in die Erde sticht und dort etwas findet, das keinem Eigentümer oder Erben unmittelbar zugeordnet werden kann, hat keinen Anspruch darauf. Laut Gesetz gehört der Fund zunächst einmal dem Freistaat“, erklärt Franziska Frenzel-Leitermann, Chefrestauratorin der Behörde. „Die Stücke gehen ins Landesmuseum für Archäologie, das in Chemnitz errichtet wird“.

Chefrestauratorin Frenzel-Leitermann



Der Pfarrer selbst war zur Zeit der Funde und des Abtransports gar nicht zu Hause. „Sonst hätte ich versucht, das zu verhindern“, sagt Rehor. Mit zorniger Miene fuhr der Pfarrer sogleich nach seiner Rückkehr auf das Amt nach Dresden und forderte die Herausgabe der historischen Schätze. Wenn nötig, könne er seiner Forderung auch gerne mit der Unterstützung des ganzen Dorfes Nachdruck verleihen. „Wir kommen mit einer ganzen Prozession hierher und holen sie raus“ – so Rehor gegenüber den Verantwortlichen. Doch die blieben hart. Die Originale: Nein. Der Kompromiss: Eine Kopie könne die Gemeinde, auf Kosten des Landesamtes für Archäologie, allerdings erhalten. Gut 2.000 Euro an Materialkosten für die Kopien entstanden, Arbeitszeiten nicht eingerechnet.

Die Pfarrkirche von Crostwitz



Pfarrer Rehor musste sich zufrieden geben. Ein Stück neben der Fundstätte, die heute zum Teil als Parkplatz, zum Teil als Friedhof genutzt wird, ruhen die nachgemachten Grabplatten nun und erinnern an die frühesten Zeugen christlicher Besiedlung in der Lausitz. Mit der ganzen Gemeinde im Rücken spendete Pfarrer Rehor am Montag den Grabstein-Kopien seinen Segen.

Michael Baudisch

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