Ich kann nicht alles haben

Simone (24) aus Sohland a.d. Spree begeistert auf Bistums-Jugendwallfahrt mit ihrem Glaubenszeugnis:


Simone (24) spricht über ihren Glauben. Foto: R. Ledschbor
Mit ihren ehrlichen Worten bewegte die 24-jährige Simone aus Sohland die Jugendlichen bei der Bistumswallfahrt am vergangenen Wochenende in Rosenthal. Was Sie sagte, finden Sie hier...

Ich kann nicht alles haben. Dass ich nicht ganz normal bin, konntet ihr schon alle sehen, als ich hier vorgekommen bin. Ich bin körperbehindert, habe seit meiner Geburt gelähmte Füße und meine Innereien sind durch chronische Entzündungen ein zusätzliches Problem. Ich darf deshalb nicht alles essen.

Die Medikamente, die mir helfen
sollen, schlagen entweder nicht an oder lassen mich innerhalb kürzester Zeit so aufdunsen, dass ich mein Vollmondgesicht im Spiegel nicht mehr sehen mag. Zurzeit hab ich wieder mal abnehmenden Mond.

Vieles kann ich wegen meiner Behinderung nicht haben.
Den WJT in Köln habe ich nur zu Hause am Bildschirm erleben können. Ich wäre so gern dabei gewesen. Die Werkstatttage in Schmiedeberg und auch das Zelten hier in Rosenthal kann ich nie vollständig mitmachen.

Mein ganzes Leben lang war ich auf keiner Klassenfahrt.
Abwertende Blicke und dumme Sprüche über mein Äußeres sind verletzend. Berufswünsche wie z.B. Kinderdorfmutter musste ich wegen meiner Behinderung begraben. Weil es einen Kündigungsschutz für Behinderte gibt, stellt mich lieber erst gar kein Arbeitgeber ein. Der Mann fürs Leben wird wohl immer nur in meinen Träumen existieren.

Obwohl ich so vieles nicht haben kann, bin ich zufrieden ja sogar glücklich. Vielleicht fragt sich mancher wie das sein kann.

Das liegt daran, dass ich immer Menschen hatte, die mich angenommen und geliebt haben so wie ich bin. Zuerst waren das meine Eltern und Geschwister. Meine Behinderung war für die Familie nicht das große Unglück, sondern Anlass das Leben ganz im Vertrauen auf Gott neu auszurichten.
So kam es, dass immer wieder Kinder in Not bei uns ein zu Hause fanden. Meine Behinderung hat sie nie gestört. Ich bekam durch meine neuen Geschwister neue Aufgaben und Verantwortung übertragen Vom Sandkastenaufräumen über Hausaufgabenhilfe bis hin zum Trösten beim ersten Liebeskummer. Mittlerweile habe ich neun Geschwister. Auch meine Geistesbehinderte Schwester Jaqueline kam aus Panschwitz in unsere Familie. Wir sind das perfekte Team. Wir zwei Behinderten sind zusammen wie ein Gesunder. Sie hat die Beine gesund, ich den Kopf.

Auch später gab es Menschen, die mich u. meine Gefühle ernst nahmen. Das ist bis heute so geblieben. Ich habe Freunde, die mir zeigen: „ Wir wollen und brauchen dich.“ Das sind vor allem die Leute in der Jugend und auch die Hauptamtlichen in der Kirche.

Menschen die mich geliebt haben und auch heute mögen, sind fast ausschließlich Personen mit Glauben. Durch sie kann ich ganz fest vertrauen, dass Gott mich will und liebt. Das ist der Grund warum ich glücklich bin.

Ich hoffe, dass ich einmal beim himmlischen Hochzeitsmahl dabei sein kann. Dann werd� ich richtig reinhauen, ohne Angst vor Farb- und Konservierungsstoffen, die mich wieder krank machen. Ich werde tanzen und springen können.
Bis dorthin kann ich nicht alles haben. Aber ich hab ja euch und das ist schön! Danke dafür!


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