"Ich will Gott danken"

P. Christoph Kentrup SJ verlässt Dresden und geht nach Rom


Der langjährige Leiter des Exerzitien- und Bildungshauses Haus HohenEichen in Dresden, der Jesuitenpater Christoph Kentrup, wurde am vergangenen Wochenende (8./9. Juni) feierlich verabschiedet.

Dresden, 11. Juni 2007: Der langjährige Leiter des Exerzitien- und Bildungshauses Haus HohenEichen in Dresden, der Jesuitenpater Christoph Kentrup, wurde am vergangenen Wochenende (8./9. Juni) feierlich verabschiedet. Das jährlich stattfindende „Fest der Freunde“ bot dafür einen würdigen Rahmen.

Nach 13 Jahren in Dresden wird Pater Kentrup ab Mitte August eine neue Aufgabe übernehmen: Als Spiritual am „Pontificio Collegio Germanicum et Hungaricum de Urbe“, kurz: Germanicum, in Rom wird er für die geistliche Begleitung der dort lebenden Priesteramtskandidaten aus 13 europäischen Ländern zuständig sein. (Hier wird er unter anderem den Dresdner Marco Hubrig (25) treffen, der nach 4 Semestern Studium in Erfurt ab Mitte August in Rom Theologie studieren und im Germanicum wohnen wird.) Dankbar blickt Pater Kentrup auf die Jahre in Dresden zurück. Anfangs sei ein Fremdheitsgefühl vorherrschend gewesen, bekennt er, und er, der Rheinländer, habe sich, als er so kurz nach der Wende nach Dresden kam, gefragt: „Wie kann ich die Menschen hier überhaupt verstehen bei den so verschiedenen Lebensgeschichten?“ Gut in Erinnerung ist ihm noch die schmerzliche Erfahrung, dieselbe Sprache zu sprechen – und einander dennoch nicht zu verstehen.

Immer wieder habe er sich gefragt: „Was brauchen die Menschen hier? Habe ich das, was sie brauchen – und reicht es dann auch?!“ Doch Jesus schaue nicht auf unsere Bedenken, sondern habe einen anderen Blick: „Er nimmt das, was wir haben, in die Hand und verwandelt es wie die fünf Brote und die zwei Fische – und teilt es aus. Und es blieben zwölf Körbe voll übrig – und das durfte ich auch immer wieder erleben“, sagte der Jesuit sichtlich bewegt in seiner Predigt am Freitagabend.

Heute allerdings erfülle ihn Dankbarkeit darüber, was hier alles gewachsen ist: Beziehungen, Freundschaften – und auch das Reich Gottes habe sich, wenn auch in anderem Tempo als wir denken, unmerklich entwickelt; es geschehe leise, so wie Gott es durch den Propheten Jesaja sagen lässt: „Schon kommt es zum Vorschein, merkt ihr es nicht?“ (Jes 43,19)
Dem Exerzitienhaus Haus HohenEichen wünscht er, „dass es gut und kreativ, lebendig weitergeht und neue Ideen sich entfalten“.

Eröffnet wurden die Feierlichkeiten am Freitagabend mit einem Festgottesdienst, den Bischof Joachim Reinelt zusammen mit dem Jesuiten-Provinzial Stefan Dartmann, München, sowie den beiden Jesuiten-Patres aus HohenEichen Christoph Kentrup und Markus Franz zelebrierte. Eine große Anzahl von Freunden des Hauses hatte sich dazu im Innenhof versammelt.

Bei dem sich anschließenden Empfang dankte Bischof Joachim Reinelt ausdrücklich Pater Christoph Kentrup sowie dem Jesuitenorden für ihren Dienst im Bistum Dresden-Meißen und insbesondere für die Exerzitienarbeit im Haus HohenEichen. Jesuitenprovinzial Stefan Dartmann erinnerte daran, dass es für die Freunde Jesu nach dessen eigener Aussage darum gehe, das zu tun, was Er ihnen aufträgt (vgl. Joh 15,14). Geistliche Einkehr sei „kein Luxus für zart besaitete �Seelchen�. Sie hat das Ziel, uns zu befähigen, in unserem Leben ... das zu tun, was er uns aufträgt“, so Dartmann. Der hl. Ignatius von Loyola, der Gründer des Jesuitenordens, sei geprägt gewesen „von der tiefen Erfahrung, dass Jesus einen jeden von uns direkt führen will durch den Geist, der in uns ausgegossen ist“.

Sehr persönlich gefärbt und humorvoll, aber nicht weniger ernsthaft waren die Beiträge, die sich Jesuitenpater Markus Franz, Konrad Riedel von der Gemeinschaft Christlichen Lebens (GCL), Pater Kentrups Bruder und viele andere für diesen Abend hatten einfallen lassen.

Der Festakt am Samstag (9.6.) stand dann ganz im Zeichen der Einführung von Pater Markus Franz SJ als Nachfolger von Christoph Kentrup in der Leitung des Hauses. Markus Franz ist in Haus HohenEichen kein Unbekannter, lebt er doch bereits seit 1999 dort. So wird eine größtmögliche Kontinuität gewährleistet sein. Auch die bewährte Zusammenarbeit mit anderen Institutionen und Frauen und Männern wird er beibehalten. Die Zahl der Kursteilnehmer habe in den vergangenen Jahren derart zugenommen, dass im Jahr 2006 „die Fassungskraft der Betten und Begleiter fast überstiegen wurde“, sagte der Jesuit und dankte im gleichen Atemzug dem Personal, ohne das diese „Arbeit in Gottes Ferienhof“ nicht möglich sei.

Einen weiteren Höhepunkt des Tages bildete der Festvortrag von Prof. Dr. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, Dresden. Unter dem Thema „Vom Aufbruch zum Namenlosen und vom Finden des Namens“ sprach sie über Gotteserfahrungen in biblischer Zeit bis heute, über die Erfahrung der Ferne Gottes – oder wie der Philosoph Sören Kierkegaard es ausdrückt: „Wir kennen ihn nur in der Unkenntlichkeit.“ Sie plädierte dafür, das Hören des Wortes einzuüben und die Wirklichkeit jenseits unseres Haben-Wollens wahrzunehmen.

Von Christoph Kentrup übernimmt Markus Franz auch die Aufgabe als Kirchlicher Assistent der GCL. Diese Stabübergabe hatte bereits am Sonntag zuvor (3. Juni) ebenfalls im Haus HohenEichen in Anwesenheit zahlreicher GCL-Mitglieder stattgefunden.

Text und Fotos: Elisabeth Meuser



Den Gottesdienst am Freitagabend ...




... feierten viele Gäste mit.




Gut beschirmt beim Gottesdienst.





Jesuiten-Provinzial Stefan Dartmann wünscht ...




... Markus Franz die Durchhaltekraft des Kamels in der Wüste des Alltags.




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